E wie Ewigkeit

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Es ist bereits unser drittes Treffen. Ramón hatte mich zum Essen eingeladen und nun sind wir gerade auf dem Heimweg. Er hatte mir seine Jacke geliehen, denn ich hatte ganz zufällig meine zuhause liegen lassen. Auf jeden Fall war ich nun komplett von seinem Duft umhüllt und das war, mal abgesehen davon, dass mir die Jacke natürlich Wärme spendete, das mit Abstand beste daran.

Wir liefen schweigend nebeneinander her, doch es war keine bedrückende sondern eher eine beruhigende Stille, die uns umgab. Jeder hing seinen eigenen Gedanken, aber das war vollkommen okay, denn wir hatten im Restaurant wirklich viel geredet.

Ich hatte viel über ihn erfahren und er hatte viel über mich erfahren. Ramón will später einmal im Ausland vermutlich sogar in Frankreich studieren, so hatte er es mir erzählt. Ich dagegen fühlte mich in diesem kleinen Städtchen ganz wohl und wollte gerne bei meiner Familie und meinen Freunden bleiben.

Ich hatte erfahren, dass er zwei Jahre älter als ich war und, dass er nun im letzten Schuljahr war, was bedeutete, dass er bald seinen Abschluss in der Tasche hatte, während ich mich noch ein bisschen gedulden musste.

Er wollte mich demnächst einmal zu sich nach Hause einladen und ich bin schon ganz gespannt darauf, seine Familie kennenzulernen.

Dieses Verhältnis zwischen uns war wirklich etwas besonderes und es fühlte sich an, als würde ich Ramón schon seit einer halben Ewigkeit kennen, obwohl dies ja gar nicht der Fall ist.

Ich zuckte kaum merklich zusammen, als ich merkte wie seine Hand beim Gehen meine streifte und ließ den Blick kurz zu ihm wandern, während er neben mir herging, als hätte ihn nicht gerade eine Welle an Stromschlägen überrollt, zumindest ging es mir da so.

Ein kleines Lächeln breitete sich sekundenspäter auf meinem Mund aus, als seine Hand meine erneut streifte, dieses Mal jedoch ergriff er sie außerdem und verschränkte unsere Finger ineinander. Sofort durchströmte die Wärme, die von ihm ausging, meinen Körper und mir wurde augenblicklich ziemlich heiß.

Ich genoss das Gefühl von Geborgenheit, das er mir gab, wenn er mit mir händchenhaltend durch die gesamte Stadt ging und es ihm egal war, wie viele Leute uns sehen konnten. Und mir war es auch egal. Alles was zählte war er - die Welt um mich herum hatte ich eh schon komplett vergessen und aus meinen Gedanken verdrängt.

Als wir zehn Minuten später vor meiner Haustür standen, wollte ich gar nicht, dass ich schon wieder daheim war. Ramón konnte ich nicht mit hinein nehmen, meine Eltern waren zuhause und würden zu viele Fragen stellen, also musste ich mich wohl oder übel jetzt schon von ihm verabschieden.

"Das war ein sehr schöner Abend.", sagte ich dann leise und schaute direkt in seine grünen Augen, die mich unaufhörlich anstarrten. Ich merkte wie meine Kehle trocken wurde und das Bedürfnis mich zu räuspern, machte sich in mir breit. Doch ich schwieg und hielt seinem Blick stand, der von meinen Augen ein paar Zentimeter nach unten zu meinen Lippen gewandert war.

Das Herz schlug mir bis zum Halse. Sollte das hier mein erster Kuss sein? Mit Ramón?

Ich war absolut unerfahren, ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte.

Doch auch Ramón stand einfach nur da und betrachtete mich lächelnd. Wenn man sich nicht in einem Gefühlsrausch, wie ich es gerade erlebte, befand, konnte man ihn schon für verrückt oder komisch halten.

Tief in ihm drinnen schien er zwiegespalten zu sein. Seine Hand hielt immer noch meine, sein Griff war sogar ein bisschen stärker geworden, doch bewegt hatte er sich immer noch nicht.

Bald hielt ich es nicht mehr aus. Ein leises Seufzen verließ meinen Mund und ich befreite mich langsam und sanft aus seinem Händegriff.

"Gute Nacht.", sagte ich mit wild klopfendem Herzen und Ramón nickte nur geistesabwesend.

Verwirrt sah ich ihn an. Hatte ich irgendetwas falsches gesagt? Irgendetwas falsches gemacht? Oder hatte sein Verhalten gerade nichts zu bedeuten und ich interpretierte schon wieder zu viel hinein?

"Gute Nacht.", brachte er dann ebenfalls hervor und ich konnte nicht anders als zu nicken. Nur langsam setzten sich meine Beine in Bewegung und ich riskierte noch einen kurzen Blick zurück, als ich schließlich vor meiner Haustür stand und die Schlüssel hervorkramte. Ramóns Blicke spürte ich dabei mehr als deutlich in meinem Rücken, dennoch lächelte ich ihm noch einmal kurz zu, bevor ich mich ins Haus rettete und die Haustür hinter mir schloss.

Fast schon erleichtert ließ ich mich gegen das harte Holz sinken und ich zwang mich dazu, normal weiterzuatmen.

Was auch immer das gerade war, es hatte etwas zu bedeuten. Es war intensiv und verwirrender aber gleichzeitig schön und eine Folter.

Meine Gefühlswelt stand Kopf und seitdem er in mein Leben getreten war, herrschte in meinem Herzen einziges Chaos.

Ob das gut oder schlecht war, musste ich erst mit der Zeit herausfinden.

Auu meine Hand ist tot nach drei Stunden Dramenanalyse und ich habe auch noch sechs Seiten geschrieben 😣 haha interpretieren liebe ich irgendwie

Hab gestern ausversehen aus Ramón Román gemacht, war wohl doch ziemlich übermüdet😂

So ihr kennt das Spielchen

F wie...?

26 Letters Of LoveWhere stories live. Discover now