Z wie Zukunft

2.7K 208 49
                                    

2 Jahre später

Müde schaute ich aus dem Fenster des Flugzeugs. Niemals hätte ich gedacht, dass sich mein Leben so stark verändern würde.

Nachdem Ramón weg war, hatten wir das erste halbe Jahr noch relativ guten Kontakt. Wir haben uns fast täglich geschrieben oder miteinander telefoniert. Aber irgendwann wurde es weniger. Und irgendwann hörte es ganz auf.

Wir hatten uns einvernehmlich getrennt. Er hielt es für das Beste und ich war der selben Meinung.

Es war mir schwer gefallen ihn gehen zu lassen, aber es war für uns beide das Beste. Die Entfernung war eben doch zu groß. Wenn man nicht mehr so oft Kontakt hat, entfremdet man sich langsam aber sicher. Und genauso war es bei uns beiden.

Auch wenn wir uns geschworen hatten, dass das niemals passieren würde und wir ewig zusammen bleiben würden, hatte das Schicksal uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Ich war mittlerweile achtzehn Jahre alt und hatte erfolgreich die Schule beendet. Gerade befand ich mich auf dem Weg in mein neues Zuhause. In ein neues Land. Zu einer neuen Uni. Ich war aufgeregt, oh ja.

Nachdem das Flugzeug gelandet war, stiegen alle Passagiere aus und ich folgte dem Strom zu der Gepäckausgabe.

Ich musste noch zwanzig Minuten warten, ehe ich meinen Koffer von dem Gepäckband hinunterhievte. Hilfe war der schwer, ich hätte vielleicht doch nicht so viel Gepäck mitnehmen sollen.

Während ich versuchte den Treffpunkt zu finden, an dem ich abgeholt werden sollte, stellte ich zufrieden fest, dass sich das Lernen wirklich gelohnt hatte. Vor ein paar Jahren hätte ich hier sicher nichts lesen können, doch jetzt beherrschte ich diese Sprache relativ gut. Das musste ich schließlich auch, sonst hätte ich mich wohl nie getraut hier mit dem Studium anzufangen.

Eigentlich wollte ich nicht von zuhause weg. Ich liebte das kleine Städtchen, in dem ich meine ganze Kindheit verbracht hatte und ich wollte ebenfalls nicht von meiner Familie getrennt werden.

Aber nach zahlreichen schlaflosen Nächten, in welchen ich grübelnd in meinem Bett lag und Vor- und Nachteile gegeneinander abwog, hatte ich mich dann doch zu einem Ortswechsel entschieden.

Meine Absätze klapperten laut über den Fließenboden und ich wurde bei jedem Meter nervöser.

Ich wusste nicht, was mich erwartete. Das hier war der Start in ein komplett neues Leben. In ein anderes Leben. Ich musste lernen selbstständig zu werden und mich selbst zu versorgen.

Naja aber ganz allein wohnte ich ja zum Glück nicht. Sonst würde ich mich hier wohl ziemlich allein fühlen.

"Mary, hey, da bist du ja.", ich wurde sofort in seine starken Arme gezogen und ich schloss kurz die Augen, weil ich den Moment gerne noch länger festgehalten hätte.

Gott ich hatte ihn schon so lange nicht mehr gesehen.

Seine Haare waren ein wenig länger geworden, allerdings nicht so lange, dass ich ihm einen Friseurbesuch ans Herz legen sollte. Er sah älter aus, was auch kein Wunder war, denn auf seinem Kinn befanden sich ein paar Bartstoppel. Auch schien sein Körper trainierter aus, als noch vor zwei Jahren und ich biss mir unwillkürlich auf die Unterlippe.

"Hättest du je gedacht, dass wir uns hier wieder sehen würden, chérie?", er grinste mich an und nahm mir dann ganz gentlemanlike mein Gepäck ab.

Mein Herz setzte kurz bei dem Kosenamen Chérie aus, wie lange hatte ich ihn schon nicht mehr gehört?!

"Nicht mal im Traum.", sagte ich grinsend und hakte mich bei ihm unter.

Ja, ich wurde gerade von meinem Exfreund abgeholt.

Denn ich hatte beschlossen wie er in Frankreich zu studieren. Ich hatte in dem halben Jahr in dem wir noch zusammen waren, wie verrückt Französisch gelernt. Und dann, nachdem mir die Sprache sogar Spaß machte, nicht mehr damit aufgehört. Und da es hier die beste Uni für meinen Studiengang gab, dachte ich, warum nicht?

Dass ich dann wieder zu meinem Exfreund ziehen musste, hatte ich allerdings nicht geplant.

Ich hatte relativ spät eine Zusage von dieser Uni bekommen, weshalb ich zu spät dran war eine geeignete Wohung auf dem Campus zu finden. Und da ich wusste, dass Ramón dort ebenfalls studierte, hatte ich ihn kontaktiert und ihn gefragt, ob er mich aufnehmen könnte.

Und er hatte zugesagt.

Ich wusste nicht, was die Zukunft für uns bereithielt und ob es wirklich so schlau gewesen war, bei ihm unterzukommen, aber das sollten die nächsten Wochen und Monate zeigen.

Und momentan freute ich mich einfach nur, dass ich ihn wiedersehen durfte.

Nachwort ->

26 Letters Of LoveWhere stories live. Discover now