J wie Jubelschrei

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war mir unglaublich heiß. Langsam blinzelte ich und öffnete schließlich meine Augen, die sofort auf den Arm, der um meine Hüfte geschlungen war, schauten.

Mein Blick schweifte einmal durch das Zimmer und ich konnte nun auch den Arm neben mir zuordnen. Ramóns Körper war nah an meinen gepresst und mir blieb fast die Luft weg, als ich realisierte, dass etwas hartes an meinen Rücken drückte.

Langsam drehte ich mich in seinen Armen um und musterte dann sein Gesicht, das wirklich friedlich aussah, wenn er schlief.

Doch die Tatsache, dass er gerade ein deutliches Problem in seiner Hose hatte, ließ mich irgendwie hibbelig werden. Ich wagte kurz einen Blick nach unten zu werfen um sein Problem mal in Augenschein zu nehmen, doch ich schreckte ertappt auf, als ein Räuspern erklang.

Geradewegs blickte ich in seine grüne Augen, die mich zugleich verwirrt aber auch amüsiert anstarrten. Doch als sie schließlich zu der Stelle schweiften, auf die ich vorher ebenfalls gestarrt hatte, weiteten sich seine Augen und ich konnte direkt spüren, wie peinlich ihm das Ganze gerade war.

Schnell sprang er auf und brachte Abstand zwischen uns. Ich musterte ihn verwirrt, denn ich wusste gerade nicht wie ich auf soetwas reagieren sollte.

War das normal bei Jungs am Morgen oder hatte das eventuell sogar etwas mit mir zu tun? Und sollte ich mich deshalb vielleicht freuen oder geehrt fühlen?

"Sorry", murmelte er nur schüchtern und kratzte sich verlegen am Hinterkopf, während er seine Hand vor seine Hose hielt.

Oh ihm war es wohl wirklich sehr peinlich.

"Ist doch halb so wild.", ich winkte ab und seine verbissene Miene machte einem erleichterten Lächeln breit.

"Das passiert einfach manchmal am Morgen und wenn ich mir mit einem hübschen Mädchen das Bett teile.", er biss sich auf die Unterlippe, als der letzte Teil seinen Mund verlassen hatte, was mich davon ausgehen ließ, dass er das eigentlich gar nicht laut sagen wollte.

"Du findest mich hübsch?", fragte ich ihn neugierig. Ich wollte unbedingt Bestätigung von ihm haben. Es kam mir fast so vor, als hätte ich mir von seinem ganzen letzten Satz nur das allein gemerkt.

"Ja natürlich, ich finde dich sehr hübsch.", meinte er ehrlich und ich konnte mein schnell schlagendes Herz kaum mehr beruhigen.

Er fand mich hübsch.

Ramón Chevalier fand mich hübsch. Mich.

Ich beschloss sofort einen Freudentanz aufzuführen, sobald ich zuhause bin.

Das hier war mal ein Kompliment, das ich immer von ihm hören wollte.

"Ist das wichtig für dich zu wissen?", forschte er noch einmal nach und mir schoss ertappt die Röte ins Gesicht.

"Klar war es für mich wichtig was mein Schwarm von mir dachte."

"Was?", er schaute mich geschockt an und ich hielt mir augenblicklich die Hand vor den Mund.

Verdammt! Hatte ich das gerade ernsthaft laut gesagt?!

Oh Gott ich hatte gerade unsere Freundschaft zerstört! Er wird mich sofort auslachen, bevor er mich rauswirft. Ich bin am Ende.

"Du stehst auf mich?", hakte er nochmals nach und kam einen Schritt auf mich zu, doch ich wich sofort ein Stück zurück näher an die Wand heran.

"Nein...also ich- es ist so, dass...was ich eigentlich meinte, war...", stotterte ich hilflos und suchte verzweifelt nach einer plausiblen Ausrede für diese Äußerung, doch mein Kopf war wie leer gefegt.

Und dann beschloss ich einfach zu meinen Gefühlen zu stehen. Dann sollte er mich doch abschießen, auf Dauer konnte ich mit dieser "Nur-Freunde-Sache" eh nicht glücklich werden. Ich sollte weder ihn noch mich belügen und einfach die Wahrheit sagen. Schlimmer als ein gebrochenes Herz konnte es ja nicht werden.

"Ja, du hast richtig gehört.", sagte ich dann mit fester Stimme und wandte meinen Blick vom Boden weg geradewegs tief in seine smaragdgrünen Augen hinein, die mich in diesem Moment regelrecht verschlangen.

Reglos stand er da und ich wusste gerade nicht, ob er angestrengt nachdachte wie er mich möglichst sanft korben könnte - falls sowas überhaupt existierte - oder ob er einfach immer noch total geschockt von meinem Geständnis war. Fakt war, dass weder das eine noch das andere besonders gut für mich war und dass mich sein Schweigen wirklich sehr verunsicherte.

"Dieu merci!", brach es schließlich aus ihm heraus und ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Warum zur Hölle konnte man kein Französisch wenn man es einmal brauchen könnte!

"Gott sei Dank!", sagte er es dann nochmal auf Deutsch und jetzt war ich nur noch verwirrter.

Freute er sich da etwa gerade über meine Gefühle für ihn?!

"Ich wusste nicht wie viele Andeutungen ich noch machen müsste.", gestand er mir dann und ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht.

"Warum hast du nicht schon viel früher was gesagt?", fragte er mich dann und mein Herz setzte wieder aus.

Stand er etwa auch auf mich?

Noch immer komplett verwirrt starrte ich ihn an. Gerade verstand ich absolut gar nichts mehr.

"Ich dachte du siehst mich nur als gute Freundin.", gab ich schüchtern zu und Ramón verzog kurz das Gesicht.

"Aber das habe ich doch nur als Vorwand benutzt. Du warst niemals nur eine gute Freundin für mich.", gestand er mir dann und plötzlich drehte sich mein Magen um und ich musste einen Jubelschrei unterdrücken.

Er stand also wirklich auch auf mich!?

Das wird aber auch mal Zeit oder?

Im nächsten Kapitel heißt es dann...

K wie...? (😏😂)

26 Letters Of LoveWhere stories live. Discover now