F wie Freundschaft

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Erst etliche Minuten, nachdem Ramón schon gegangen war, war mir aufgefallen, dass ich ja immer noch seine Jacke trug. Und obwohl ich sie vielleicht einfach nur auf einer Haken hängen müsste, konnte ich sie einfach nicht ausziehen. Dafür roch sie einfach viel zu gut.

-

Wir trafen uns erst ein paar Tage später wieder. Ich hatte Ramóns Jacke dabei und, obwohl es mir zugegeben ziemlich schwer fiel mich von ihr zu trennen, gab ich sie ihm mit einem Lächeln zurück und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie oft ich doch den Duft seiner Jacke in mir aufgesogen hatte. Wenn man darüber nachdachte, war es nämlich mehr als peinlich.

Ich wusste nicht genau wo wir zurzeit standen. Wir hatten uns schon mehrmals getroffen und uns immer super verstanden, doch ob wir nur Freunde oder doch vielleicht mehr waren wusste ich nicht.

Doch Ramón gab mir auf diese Frage kurz darauf eine Antwort und mit dieser war ich eigentlich ganz und gar nicht einverstanden.

Wir standen gerade an der Kasse um uns Kinokarten zu kaufen - Ramón zahlte wohl gemerkt für mich mit - als wir von einem alten Ehepaar angesprochen wurden.

"So ein reizendes junges Paar.", sagte die alte Dame zu ihrem Mann und noch bevor ich mich bei ihr für das Kompliment bedanken konnte, lenkte Ramón ein.

"Danke aber wir sind nur Freunde."

Ab da war irgendetwas in mir zerbrochen.

Ich wollte nicht mit ihm befreundet sein.

Doch eigentlich schon.

Aber auch wieder nicht.

Ich wollte Kontakt mit ihm haben - viel Kontakt - doch ich wollte nicht nur befreundet sein. Spürte er denn nicht die selbe Spannung, die zwischen uns herrschte, und hatte er etwa nicht die selben Gefühle, die ich auch für ihn empfand.

Freunde. So ein abscheuliches Wort.

Ich dachte wirklich wir wären mehr als nur gute Freunde. Oder nur Freunde. Als gute Freunde hatte er ja nicht noch einmal bezeichnet. Nur Freunde. Nur Freundschaft.

Gott machte mich dieser eine Satz fertig.

"Alles okay bei dir, du wirkst abwesend?", Ramón sah mich besorgt an, während er mir eine Kinokarte in die Hand drückte und ich versuchte ein Lächeln auf meine Lippen zu erzeugen. Was mir auch gelang.

"Nein alles bestens, ich freue mich schon auf den Film.", log ich und verfluchte mein Herz dafür, dass es bei seinem Lächeln Luftsprünge machen musste.

Warum war ich nur so verschossen in ihn?! Warum konnte ich meine Gefühle nicht einfach abstellen? Oder wenigstens glaubhaft leugnen?!

Ich hatte mich wirklich auf den Film gefreut, aber selbst als wir nebeneinander in der letzen Reihe saßen und ich sogar mit einer großen Popcorntüte ausgestattet war, geisterte dieser eine verdammte Satz immer noch in meinen Gedanken herum.

Nur Freunde

Du bist nur eine Freundin, Mary!

Er ist auch nur ein Freund für dich, verstanden!

Nur Freundschaft.

Das konnte doch nicht so schwer sein.

Doch das war.

Vorallem als Ramón ungefähr in der Mitte des Films beschloss einen Arm um meine Schulter zu legen und mich an sich zu ziehen.

Verdammtes Herz! Verdammte Gefühle!

Ich versuchte mich zu beruhigen und die Tatsache zu verdrängen, wie nah er mir gerade schon wieder war.

Ich sollte nicht so viel Körperkontakt zu ihm haben. Ich sollte Abstand zwischen uns bringen und mich einfach nur auf den Film konzentrieren und mich nicht von seiner Nähe ablenken lassen.

Doch so sehr ich es auch versuchte, desto schwerer fiel es mir. Ich konnte es einfach nicht. Ich wollte, dass er mich für immer in seinen starken Armen hielt. Auch wenn ich dabei für ihn nur eine Freundin war. Es fühlte sich einfach viel zu gut an, um es jetzt zu beenden.

Doch als er dann noch anfing geistesabwesend mit der anderen Hand über meinen Oberschenkel zu fahren und Kreise darauf zu malen, konnte ich nicht mehr.

Wieso tat er mir das an? Wieso spielte er so mit meinen Gefühlen?

Wieso berührte er mich so oft, verdammt?! Er sollte damit aufhören, aber ich hätte nicht einmal die Kraft irgendeinen Laut rauszubekommen, geschweige denn seine Hand von meinem Knie zu nehmen.

Einerseits wollte ich, dass er mir so nah war aber andererseits wusste ich wie mein Herz zu so einer Nähe stand.

Und dass ich kurz vor einem Herzinfarkt stand, muss ich wohl nicht noch extra hinzufügen.

Ich wagte einen kurzen Blick zu ihm herüber. Sein Blick war starr auf die Leinwand gerichtet, doch er schien den Film nicht vollkommen aufmerksam zu verfolgen. Seine Augen schienen leer und abwesend und ich fragte mich, warum er mich überhaupt ins Kino eingeladen hatte, wenn er anscheinend doch eh kein Interesse dem Film hatte.

Aber vielleicht wollte er einfach nur ein guter Freund sein. Einer guten Freundin eine Freude machen, denn das macht ja schließlich Freundschaft aus.

Ich hoffe ihr hattet alle einen schönen "Nikolaustag"😊❤

G wie...?

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