T wie Treue

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Ich atmete ein zweimal tief durch, während ich versuchte mich wieder zu beruhigen.

Ramón redete gerade mit jemandem. Einem Mädchen. Und allein das ließ mich vor Eifersucht kochen. Klar es ging dabei vermutlich nur um eine schulische Angelegenheit, aber die Art wie sie ihn schüchtern anlächelte und während sie redete sich eine Haarsträhne um den Finger wickelte, zeigte mir, dass sie seine Aufmerksamkeit sehr genoss.

Und er war sowieso total nett und aufgeschlossen und lachte sogar noch laut, als sie ihm etwas erzählte.

Ich sollte nicht eifersüchtig sein. Ich weiß dass er nun mir gehört und er auch nur mich liebt, aber mein Gefühl sagte mir, dass das Mädchen das nicht wusste.

Ich war wirklich kurz davor zu den beiden hinzugehen. Ich wollte Ramón heute von der Schule abholen und ihn dann gleich fragen wie denn seine Physikprüfung verlaufen war, doch jetzt stand ich schon seit fünf Minuten wartend vor der Schule und beobachtete das Gespräch, dass er mit einem Mädchen in seinem Alter führte. Manchmal fühlte ich mich mit meinen sechzehn Jahren sogar ein wenig zu jung für ihn.

Vielleicht wollte er eher Mädchen, die schon genauso reif und erfahren wie er waren?

Gott ich sollte mich jetzt nicht verrückt machen, nur weil er einmal mit einem anderen Mädchen redete. Wie sollte das erst klappen, wenn er ersteinmal in Frankreich studierte und ich jetzt schon so Angst hatte, dass ich ihm bald nicht mehr genügen würde. Er würde sich sicher in Frankreich eine hübsche Französin suchen und mich vergessen. Ich meine was konnte ich ihm den bitte bieten?! Er würde mich sicher ersetzen wenn er die Chance dazu hatte.

Gott er durfte auf gar keinen Fall nach Frankreich gehen!

"Mary, was machst du denn hier?", plötzlich stand mein Freund neben mir und drückte mir einen kurzen Kuss auf den Mund. Das Mädchen mit dem er vorhin geredet hatte, trat hinter seinem Rücken hervor und musterte mich mit einem abschätzigen Blick, ehe sich sich nur von Ramón mit einer Umarmung verabschiedete und beleidigt abzog.

"Ich bin hier um dich abzuholen", raunte ich und lächelte als er sich wieder von meinen Lippen löste. Warum konnte er nur so gut küssen?

Doch dann fiel mein Blick wieder auf das Mädchen, das sich jetzt obwohl sie sich verabschiedet hatte, wieder zu uns umgedreht hatte.

"Wer war das?", fragte ich ihn nachforschend, während ich meine Hände um seinen Nacken schlang und ihm einen Kuss auf die Wange gab. Sollten doch die ganzen Mädchen, die scharf auf ihn waren, wissen, dass er eine Freundin hatte! Vorallem dieses eine bestimmte Mädchen, das mich gerade mit ihren Blicken tötete.

"Ach nur eine aus meinem Kurs.", er winkte ab und legte stattdessen einen Arm um meine Hüfte.

"Wie war Physik?", fragte ich ihn beiläufig, als wir durch die Schülermenge gingen und uns fast jeder verwirrt anstarrte.

Ja, Ramón hat eine Freundin.

Ja, ich gehe nicht auf diese Schule.

Und ja, ich bin eigentlich viel zu jung für ihn!

"Ganz okay. Aber erinnere mich bitte, nächstes Mal nie wieder Physik ins Abitur mitzunehmen. Ich hasse dieses Fach mittlerweile.", stöhnte er genervt und ich zog amüsiert meine Augenbrauen hoch.

"Warum hast du es dann nicht abgewählt?", fragte ich ihn verwirrt und lachte leicht. Mir war es wirklich leicht gefallen vor ein paar Wochen Physik endgültig abzuwählen und mich im nächsten Jahr nicht mehr damit beschäftigen zu müssen.

"Naja weil ich Bio und Chemie noch mehr verabscheue.", er lachte und zuckte mit den Schultern.

"Du bist echt der typische Junge.", sagte ich sarkastisch und grinste. "Du liebst Sprachen und hasst Naturwissenschaften.", ich lachte und schüttelte den Kopf. Normal war das bei Jungs doch immer genau anders herum.

"Tja aber so bin ich wenigstens beliebt in den ganzen Mädchenklassen.", er lachte und ich biss mir sofort auf die Unterlippe.

Klar, dass er bei vielen beliebt war und viele Mädchen von ihm schwärmten. Ich hätte mich allein schon aufgrund seines heißen französischen Akzent in ihn verliebt, wie musste es dann anderen Mädchen gehen?!

Irgendwie beunruhigte mich dieser Satz jedoch. Ramón wusste vielleicht wo die Grenzen lagen, doch andere Mädchen nicht. Wie konnte er mir sicher immer bedingslos treu sein, wenn um ihn herum alle ihn anhimmelten?

Ich zweifelte nicht an ihm und dass er nicht treu sein konnte, aber an den Mädchen, die offensichtlich zu ziemlich alle auf ihn standen oder ihn zumindest heiß fanden.

Na das konnte ja was werden mit Frankreich.

U wie...?

26 Letters Of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt