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Als ich zu mir komme, habe ich Angst.

Alles ist dunkel und ich kann nichts sehen.
Mir ist kalt und trotzdem spüre ich den Schweiß an meiner Schläfe herunter laufen.

Ich weiß nicht wo ich bin. Ich weiß nichts mehr.

Nur eine kleine Sache fällt mir in den Sinn. Es sind 4 Buchstaben.

L-U-N-A.

Luna.

Ist das mein Name? Ich weiß es nicht sicher.
Was mich verwirrt ist, dass mein natürliches Wissen nicht ausgelöscht ist.
Über die Welt wie sie funktioniert. Wie man isst. Aber allerlei persönlicher Erinnerungen sind wie vom Erdboden verschluckt.

Ich kenne meinen Nachnamen nicht, mein Alter nicht.
Nichts, außer meinen Vornamen.

Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit. Um mich herum stehen Kisten.
Viele Kisten, aber ich weiß nicht was darin ist und irgendwie macht mir das Angst.

Der Raum in dem ich sitze ruckelt. Es quietscht und rasselt. Sitze ich in einem Aufzug?

Es riecht stechend nach Benzin und Schweiß dazu mischt sich ein leichter Essensgeruch.
Von dem Geruch wird mir schlecht. Ich muss ein Würgen unterdrücken.

Auf allen vieren verkrieche ich mich in einen Ecke und versuche meine Tränen zu unterdrücken.

Die Wand drückt unangenehm in meinen Rücken, der inzwischen vor Schmerzen protestiert. Es kommt mir vor als wäre ich schon Stunden hier drin, aber ich weiß das das nicht sein kann.
Ich sehe mich um.

Hier muss es doch irgendwo einen Ausgang geben. Bloß wo? Und wie soll ich hier überhaupt heraus kommen, wenn der Aufzug die ganze Zeit in Bewegung ist.

Es ist kein Ausgang zu sehen, aber ich will und kann das einfach nicht akzeptieren. Es muss einfach einen Ausweg geben. Ich kann doch nicht in diesem Aufzug hier sterben.

Mit zitternden Beinen versuche ich auf zu stehen, jedoch kommt der Aufzug genau in dem Moment zum stehen und ich falle hin. Meine Knie fangen an zu schmerzen und ich kneife die Lippen zusammen um nicht aufzuschreien.

Vielleicht sollte ich sitzen bleiben aber in mir toben so viele Gefühle und gerade ist Neugier das Stärkste.

Also stehe ich wieder auf. Suche halt an der Wand und versuche mich auf den Beinen zu halten. Offensichtlich habe ich mein Ziel erreicht. Denn der Aufzug schwingt nur noch leicht hin und her.

Ich atme einmal tief durch und taste mich an der Wand entlang. Ich spüre nur glatte Holzwand unter meinen Fingern. Obwohl gerade glatt ist sie auch nicht.
Eher splitterig und so kommt es, dass sich ein Splitter in meinen Zeigefinger bohrt und ich laut auf fluche.

Im nächsten Moment schlage ich mir vor die Stirn. Falls da oben irgendein Raubtier oder etwas anderes gefährliches, dann habe ich ein Problem.
Denn das ist jetzt defenitiv wach.
Tatsächlich höre ich oben Schritte. Jemand der sich an etwas zu schaffen macht.
Ich kann mich jedoch etwas beruhigen, denn es ist auf jeden Fall kein Raubtier.
Eher ein Mensch.

Oben entsteht ein dünner Lichtstrahl der immer breiter wird.
Geblendet kneife ich die Augen zusammen und versuche etwas zu erkennen. Dadurch, dass man Augen aber noch an die Dunkelheit gewöhnt sind, erkenne ich trotzdem nichts.

Von oben dringt leises Stimmgewirr herein, langsam gewöhnen sich meine Augen an das Licht und ich kann zumindest schon Umrisse erkennen.

Die Menschen dort oben sind jedenfalls keine Mädchen, was mich aus einem unerklärlichen Grund etwas nervös werden lässt.

Ich schirme meine Augen vom Sonnenlicht ab und versuche genaueres zu erkennen.
Irgendjemand springt zu mir herein. Erst sieht er gefasst aus und schließlich verwirrt. Ängstlich sehe ich ihm in die Augen.

Er scheint nicht weniger überrascht über meine Anwesenheit hier drin als ich selbst.
,,Komm mit!" Er ergreift meine Hand und hilft mir aus dem Aufzug. Die Kisten reicht er an einen anderen Jungen weiter. Erst dann widmeten sie sich wieder mir.

Ich kratze mich verlegen am Hinterkopf. Ich mag es nicht im Mittelpunkt zu stehen. Obwohl hier höchstens 10 Jungen stehen, wenn nicht sogar weniger.
Sie schweigen mich an und trotzig schweige ich zurück.
Ich sehe mich langsam um, drehe mich um mich selbst.
Alles hier ist wunderschöne Natur. Es gibt ein paar Holzhütten, ein paar Tische, Bänke und Felder. Außerdem kann ich einen Wald erkennen.

Doch erst jetzt fällt mir das auffälligste auf. Alles hier ist von einer hohen mit Effeubewachsenen dunkelen Steinwand umgeben. Im Norden, Osten, Süden und Westen gibt es je einen Eingang. Wir sind also eingesperrt. Und wieder steigt ein unangenehmes Gefühl in mir auf. Eingesperrt mit Jungen. Mitten in der Natur.

Schließlich wende ich mich wieder den Jungen zu die immer noch betreten schweigen.
Zwei von ihnenmachen den Mund wieder auf und zu, so als wüssten sie nicht genau, was sie sagen sollen. Ein blonder Junge tritt schließlich vor und bemerkt das offensichtliche.
,,Du bist ein Mädchen!"

𝐡𝐨𝐰 𝐭𝐨 𝐥𝐢𝐟𝐞 𝐰𝐢𝐭𝐡 𝐛𝐨𝐲𝐬 𝐢𝐧 𝐚 𝐦𝐚𝐳𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt