Kapitel 1

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Nun fliegen wir bereits 6 Stunden. Im Flugzeug ist es unglaublich heiß, hier sitzen drei schreiende Kinder und ein Paar, dass durchgehend am Streiten ist. Die beiden erinnern mich an Mom und Dad. 

Die beiden schicken mich einfach weg, während die Scheidung in Deutschland geregelt wird. Ich weiß sowieso, dass Dad das Sorgerecht bekommen wird, schließlich ist er Arzt und Mom nur die Sekretärin des Bürgermeisters. Vermutlich sehe ich Mom nie wieder, wenn ich wieder da bin.

Ich beschließe, nicht allzu viel daran zu denken, denn wir werden in Kürze einen Zwischenstopp in Dubai einlegen und aus dem Unterricht in der Schule weiß ich, wie riesig dieser Flughafen ist. Unser Lehrer bestand darauf, eine Doku über den Flughafen, eine über das Stadion, dass gerade gebaut wird, und eine über den Fortschritt der Architektur anzuschauen. Der Typ liebt es, Dokus zu gucken. Dann muss nicht er, sondern die monotone Stimme im Fernseher, die immer gleich klingt, den Unterricht machen.

"Sehr verehrte Fluggäste, wir beginnen nun mit dem Anflug auf Dubai, wo wir einen kleinen Zwischenstopp einlegen. Ihr Flug wird um 3.40 Uhr fortgesetzt. Bitte schalten Sie nun alle elektronischen Geräte aus und schnallen Sie sich an. Wir hoffen, Sie hatten einen angenehmen Flug."

Ich lege meine Kopfhörer in die schwarze Box und lege sie zurück in meinen Rucksack, mein Handy, mit dem ich mir bis eben noch ein wenig dieser koreanischen Musik angehört habe, fliegt direkt hinterher.

Es ist ein erleichterndes Gefühl, als ich aus dem Flugzeug aussteige. Ich kann mich endlich wieder bewegen und außerdem brauche ich irgend etwas Süßes, damit ich den Rest des Fluges überhaupt noch überlebe. Im Flugzeug gab es nur Spaghetti.

Nachdem ich ein wenig herumgewandert bin, finde ich einen kleinen, sehr einladend aussehenden Kiosk, den ich auch gleich betrete. Wie ein Raubtier auf Beutesuche streife ich durch die Gänge und überfliege die einzelnen Süßigkeiten. Schließlich lande ich mit einer Packung Gummibärchen und einer Tafel Schokolade an der Kasse, öffne noch einmal schnell das Kühlregal und nehme mir eine Fanta.

"Das erste Mal in Dubai?", fragt die Kassiererin, zu meiner Überraschung auf deutsch.

"Ja", bestätige ich und mustere sie. Ich muss zugeben, sie sieht Mom ein wenig ähnlich. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. "Sie sind auch aus Deutschland?"

"Allerdings, bin seit sieben Jahren hier." Sie lächelt mir freundlich zu. "Mein Mann arbeitet für die Botschaft und ich habe diesen kleinen Kiosk hier. Manchmal komme ich mir etwas klein neben ihm vor, aber ich treffe jeden Tag so viele verschiedene Menschen, das ist es mir auf jeden Fall wert."

"Interessant." Ich lächle ebenfalls.

"Wo soll es denn hingehen?", fragt sie, während sie meine Süßigkeiten in eine Tüte legt und ich in meinem Geldbeutel nach der passenden Summe suche.

"Seoul", murmle ich. "Meinen Onkel besuchen."

"Oh, Seoul ist wirklich ausgesprochen schön, ich war auch schonmal da." Die Frau wirkt auf einmal ganz verträumt, als schwelge sie in Erinnerungen.

"Na dann habe ich ja nichts zu befürchten." Ich lächle und gebe ihr die genau passende Summe.

"Danke. Und viel Spaß."

"Danke, war schön, Sie kennenzulernen." Ich winke zum Abschied und verlasse den Kiosk dann wieder. Und irgendwie muss ich jetzt noch zwei Stunden auf diesem gigantischen Flughafen totschlagen.

Dance With Me » Stray KidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt