Kapitel 38

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Egal, wie nachsichtig mein Onkel den ganzen Tag über war, wie verständnisvoll und Rekorde brechend im Guiness Buch der Rekorde für den besten Onkel der Welt, er lässt sich nicht dazu überreden, es Felix zu erlauben, uns vom Flughafen abzuholen. Ganz Korea wisse schon über diese Sache Bescheid und er wolle nicht noch mehr Aufregung als schon vorhanden erzeugen. Ich bin zwar ein wenig enttäuscht, doch verstehe ich diese Begründung vollkommen. Die Sache verzögert unser Wiedersehen ja außerdem dadurch auch nur um höchstens eine halbe Stunde.

Am Flughafen drängen sich die Menschen bereits am Gate fast durch die Absperrung, alle mit Handykameras, oder, im Sinne der Presse, mit professionellen Kameras, in dessen Linse du beim Lächeln Essensreste zwischen den Zähnen haargenau erkennen könntest. 

Die Tatsache, von allen Seiten begafft zu werden, macht mir etwas Angst, doch Onkel Jinyoung scheint es nicht anders zu kennen. Gemeinsam kämpfen wir uns zu Hyuk vor, dem alten Fahrer, der bereits mit einer dreiköpfigen Bodyguard-Eskorte am Eingang des gigantischen Gebäudes auf uns wartet. Als er mich sieht, schleicht sich ein Lächeln auf seine Lippen. 

Mit weiteren sechs Bodyguards drücken mein Onkel und ich uns zu den anderen vor, bis ich direkt vor Hyuk stehe und der mir meine schwere Tasche abnimmt.

"Lange ist es her, nicht asiatische Asiatin", bemerkt er verschmitzt. Ich bekomme sofort rote Wangen und grinse verlegen zurück. Unsere erste Begegnung habe ich nicht vergessen.

"Brummelbär", gebe ich in einem grüßenden Ton zurück. Mir ist auf die Schnelle nichts anderes eingefallen, das zu dem ersten Aufeinandertreffen von Hyuk und mir passen könnte.

Onkel Jinyoung ist viel zu beschäftigt damit, jede einzelne Kamera anzuvisieren und aus fast jedem Winkel der Fotografen perfekt auszusehen, als dass er unseren kurzen Austausch hätte mitbekommen können.

Zu zwölft machen wir uns dann auch an die letzten Meter zu dem schwarzen Geländewagen, der verdächtig nach Panzerung aussieht. Jinyoung scheint wohl sehr wichtig zu sein. Hyuk hievt meine Tasche in den Kofferraum, Jinyoung steigt vorne ein, ich hinten, in der Mitte von zwei muskelbepackten Wächtern. Die anderen steigen in den beinahe identischen Wagen hinter uns.

"Ist alles glatt gelaufen, Herr Park?", fragt Hyuk in die Stille hinein, als wir schon einige Minuten fahren.

"Reibungslos", kommentiert Mein Onkel nur abgelenkt, während er eine wichtige Nachricht an irgendwen zu verfassen scheint.

"Kann ich Ihnen behilflich sein?", bietet Hyuk an und zeigt mit seinem schlanken Zeigefinger auf das Handy meines Onkels.

"Nein, schon in Ordnung." Jinyoung hebt dankend lächelnd den Blick. "Ich schreibe nur gerade dem Leader, dass seine Kleine zurück kommt."

Bei diesen Worten fange ich breit an zu lächeln. In mir breitet sich ein Gefühl des Glücks und der Freude aus, wie ich es in den letzten Tagen nur bei dem Spaziergang mit meinem Vater empfunden habe. Ein ruhiger und entspannter Moment. Ein guter Moment.

Ich werde die Jungs wiedersehen, die neun Idioten, von denen jeder seine eigenen Macken hat, die man aber, und seien sie noch so eigenartig, trotzdem lieben muss. Jeder von ihnen ist auf seine eigene Weise besonders und sie sind mir ehrlich gesagt wichtiger geworden, als meine eigentliche Familie es je war. Jeden von ihnen kenne ich beinahe innen- und auswendig, während ich das von meiner richtigen Familie wohl kaum behaupten kann.

Und Felix, mein Engel, mein wundervoller Freund... endlich sehe ich ihn wieder.



Dance With Me » Stray KidsWhere stories live. Discover now