Kapitel 3

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Es war besser Jack nichts von dem beinahe Unglück zu berichten. Er sollte sich keine Sorgen um sie machen.

Als Shirley nach Hause kam, war er nicht da. Es lag nur ein Zettel in der Küche, auf dem er ihr eine Nachricht hinterlassen hatte. Warum hatte er sie denn nicht angerufen? Schnell kramte sie nach ihrem Handy in der Tasche. Dort war weder eine SMS noch ein verpasster Anruf auf dem Bildschirm vermerkt. Shirley bekam Panik, dass er sich sorgen machte. Nachdem sie den Zettel gelesen hatte, entspannte sie sich wieder. Jack musste zusätzliche Schichten auf der Arbeit machen.

Er wollte sie lediglich darüber informieren. Es war also alles in Ordnung. Wo sie schon in der Küche stand, merkte sie schnell, dass sie Hunger hatte. Also machte sie sich noch ein Käsesandwich und verzog sich auf ihr Zimmer im ersten Stock.

Sie lies sich erschöpft aufs Bett fallen. Was für ein Tag. Zwar hatte sie einen Job, aber dieser Überfall musste nicht sein. Shirley wagte nicht sich auszumalen was passiert wäre, wenn der Fremde nicht aufgetaucht wäre. Wenn sie ihn jemals wieder sah, musste sie das wieder gut machen.

Vermutlich würde das eher nicht geschehen. Die Stadt war groß. Außerdem war sie sich nicht sicher, ob sie ihn wieder sehen wollte, so dankbar sie auch war. Er war auch nur ein Kerl und gefährlich noch dazu. Dieses Mal war er ihr zur Hilfe gekommen. Mit Sicherheit wollte Shirley ihm aber nicht unter anderen Umständen begegnen.

Am nächsten Tag im College waren alle aus dem Häuschen. Nicht nur die Mädchen, auch die Jungs. Shirley hatte wieder um zehn den ersten Kurs und war deshalb erst spät am College erschienen. Was war passiert? Gab es Kursausfall oder hatte sich der Chemieprofessor selbst in die Luft gejagt? Zugetraut hätte Shirley es ihm von der ersten Sekunde an. Auch wenn sie keinen Kurs bei ihm hatte. Der Mann sah steinalt und gefährlich aus.

Nach den ersten zwei Kursen, Englisch und Naturwissenschaften hatte sie eines ihrer Hauptfächer; Biologie. Sie mochte den witzigen und unterhaltsamen Mr. Connor. Er gab nicht nur gute Vorträge sondern vermittelte nebenbei auch einiges an Allgemeinwissen.

Zudem konnte man ihn alles Fragen und auch mal über Themen sprechen, die nichts mit lernen zu tun hatten. Deshalb waren seine Kurse auch gut besucht. Shirley betrat den Saal mit den gestuften Ebenen und setzte sich auf den Platz neben Joanna. Da sie noch niemanden außer ihr so richtig kannte – was auch in Joannas Fall noch relativ war – hielt sie sich weitestgehend an sie, auch wenn ihr vieles Gerede und die Schwärmerei über die Rox langsam etwas überhand nahm. Mit ihren beiden Freunden Mike und Samantha konnte sie stundenlang über nichts anderes sprechen. Auch dieses Mal war es Gesprächsthema Nummer eins.

„Shirley ich muss dir unbedingt etwas erzählen", platzte Joanna sofort los. „Ich bin total aufgeregt."
Sie kam nicht weiter. Plötzlich quietschten mindestens fünf Mädchen im Saal auf einmal los. Das war schon nichts neues mehr für Shirley. Es war das übliche Begrüssungsritual sobald die Rox den Saal betraten.

Da die komplette Gang an dem Kurs teilzunehmen schien, war es jedes Mal total laut. Auch Joanna wandte kurz den Blick zu ihnen und strahlte.
„Was will sie mir erzählen?", fragte Shirley nüchtern an Mike und Samantha gewandt. Samantha war eines der wenigen Mädchen, die nicht ihr Gehirn ausschalteten in Gegenwart der Rox, was Shirley sehr begrüßte. „Er ist wieder da", antwortete sie und musste dabei etwas lauter werden.

„Wer?"
„Na Leon."
Kurz musste Shirley schalten. Dann dämmerte es ihr. Leon! Der Anführer der Rox. Sofort verlor sie ihr Interesse an dem Theater. Warum machten bloß alle so einen Hype um diesen Typen. So besonders konnte er doch nicht sein.

Kurz darauf wurde das Gejubel und Gequietsche der Mädchen noch lauter. Shirley wäre schon nach fünf Minuten heiser, aber diese Mädchen hatten Übung darin. Da sah sie auch warum sie so kreischten. Zwei neue Typen hatten so eben den Raum betreten und wurden sogleich von ihrem weiblichen Fanclub umringt.

Für immer Sommer Where stories live. Discover now