Kapitel 13

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Shirleys Herz klopfte immer noch ganz laut. Das schnelle Pochen hallte in ihren Ohren wieder und ganz in Gedanken, noch bei Leon, ging sie zu Jack ins Haus. Jack war zwar nicht begeistert von ihrem spontanen Ausflug, doch er machte ihr keine Vorwürfe. Immerhin war er zu beschäftigt gewesen. Er konnte sich also kein Urteil erlauben. Außerdem war Shirley erwachsen. Sie wollte leben. Vor kurzem volljährig geworden, ließ sie sich nicht mehr in die Schranken weisen und behandeln wie ein kleines Kind.

So ging sie mit einem Wirrwarr aus Gefühlen ins Bett. Ein unruhiger Schlaf erwartete sie, weshalb sie am nächsten Morgen wie gerädert aus dem Bett kroch und ihren Wecker mindestens dreimal verwünschte.

Trotzdem konnte sie es kaum erwarten aus dem Haus zu kommen. Sie schlang ihr Frühstück hinunter, als hätte sie seit Monaten keins bekommen und eilte dann zum Bus. Es war wieder Montag. Sie begann den Montag zu lieben, genau wie Mittwoch, weil sie dann Bio hatte. In Bio saß sie neben Leon.

Oh wie freute sich Shirley darauf ihn zu sehen. Sie hatte sich bis zum Wochenende mit allem dagegen gewehrt sich auf Leon einzulassen. Aber nun konnte sie es nicht länger verleugnen. Sie hatte sich total in ihn verguckt. Spätestens nach dem
Kuss war ihr das klar.

Es war ein merkwürdiger Montag. Zu Shirleys Verwunderung war keiner der Rox im College erschienen. Selbst Joanna hatte dazu keine Infos. Sie war allerdings sprachlos, als Shirley ihr vom Wochenende erzählte. Deshalb konnten es beide Mädchen nicht verstehen. Warum keiner von den Rox sich an diesem Montag zeigte.

Auch wenn Joanna anfangs etwas eifersüchtig war, überwog später dafür die Neugierde. Auch Shirley hatte ein ungutes Gefühl. Deshalb rief sie nach dem letzten Kurs bei Markus im Restaurant an und ließ sich entschuldigen. Dann sah sie zu, so schnell wie möglich zum Schrottplatz zu kommen.

Unterwegs versuchte sie Leon anzurufen. Doch es kam nur eine komische Stimme vom Band, dass diese Nummer momentan nicht zur Verfügung stand. Mit noch größeren Bauchschmerzen wählte sie anschließend Alex' Nummer. Mit Verzögerung ging Alex endlich ran.

„Alex, was ist los? Warum wart ihr heute nicht im College?"
„Shirley! Tut mir leid. Ich hätte dich schon längst anrufen sollen. Kannst du ins Städtische Krankenhaus der East-Side kommen?

Oh nein, es war etwas passiert. Nur was? Sie hatte die Rox doch gestern noch gesehen.
„J-ja", antwortete sie vorsichtig und mit schlimmen Vorahnungen. Hatte es wieder Streit mit den Rats gegeben? Etwa nachdem sie sicher nach Hause gekommen war?
„Alex, was ist los? Warum seid ihr im Krankenhaus?"
„Leon hatte einen Unfall."

Shirley wäre beinahe das Handy aus der Hand gefallen. „Was? Wann?"
Sie konnte es nicht glauben. Gestern ging es ihm noch gut und auf einmal war er im Krankenhaus wegen eines Unfalls. Shirley musste unbedingt mehr wissen.
„Gestern."
Das versetzte Shirley einen Schlag in den Magen. Er hatte also noch einen Unfall gehabt, nachdem er bei ihr gewesen ist?
„Was ist passiert?", fragte sie erschüttert.

„Keine Ahnung", gab Alex trocken zurück, aber Shirley glaubte ihm nicht. „Alex, was ist passiert?", fragte sie erneut mit Nachdruck in der Stimme.
Shirley hatte schon die Befürchtung, dass die Rats ihm etwas angetan hatten.
„Komm erst einmal her, dann reden wir."

Es verging keine halbe Stunde, da stand Shirley vor den anderen im Krankenhausflur und sah Tina und Alex abwechselnd an. Es kam ihr so unwirklich vor, so abgedreht und hart, dass sie Schwierigkeiten hatte alles zu verarbeiten. Mit zitternden Beinen setzte sie sich auf eine Bank.

„Was sagst du mir da, Alex? Ich begreife es einfach nicht. Ist das wirklich wahr?"
Shirley wagte nicht ihre Freunde anzusehen.
Sie hatte sich die ganze Zeit über ihre lächerliche Narbe aufgeregt und einen riesigen Hype darum gemacht. Dabei hatte Leon viel größere Probleme.
Tina und Alex hatten ihr in Kurzform die wichtigsten Infos gegeben und noch immer konnte Shirley es nicht glauben.

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