Kapitel 18

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Während Shirley sich noch fieberhaft eine Antwort zu überlegen schien, platzte Leon der Kragen. Er schlug Justin so hart ins Gesicht, dass ihm selber die Hand schmerzte. Justin taumelte rückwärts und starrte Leon wütend an. Dieser konnte sich nur schwer beherrschen ihm nicht gleich noch eine zu pfeffern.

„Du tickst nicht ganz richtig, Junge. Glaubst du, du kannst hier einfach auftauchen und die Rox bedrohen? Das hier ist unsere Stadt, vergiss das nicht. Du hast keine Ahnung wie das hier läuft, aber eines sage ich dir; leg dich nicht mit meiner Familie an. Genauso wenig mit meinem Mädchen! Sonst befördere ich dich mit Karacho ins Jenseits."
Leon rechnete schon mit weiterer Gegenwehr von Justin, doch dieser konnte sich noch erstaunlich gut beherrschen.

„Du hast zwar Mut, aber das hier war ein Fehler. Den wirst du noch bereuen."
„Vielleicht", gab Leon zu, „aber vorher wirst du es bereuen Shirley jemals angefasst zu haben. Und jetzt verzieh dich!"
„Wir sehen uns."
Justin ging tatsächlich. Leon konnte es nicht glauben.

Die anderen schauten ihm noch hinterher, während er ein lautes Aufatmen hinter sich wahr nahm. Shirley lehnte sich kreidebleich vor Schreck gegen die Mauer und sank daran nieder zu Boden.

„Alles okay?", fragte Sarah sie besorgt und hockte sich neben sie.
„Ja", antwortete Shirley. „Ich bin nur froh, dass ihr so schnell hier wart. Ich dachte schon mein letztes Stündlein hat geschlagen."
„Du hast mich angerufen", erklärte Leon, „als ich hörte was los war, habe ich den anderen nur Notfall zugerufen und bin zu dir geeilt."
„Also das war dieser Kotzbrocken Justin. Ja so einen Idiot habe ich mir vorgestellt", brummte Vince.

„Sag mal, Leon, hat er uns wirklich gerade den Krieg erklärt?", fragte Sam ungläubig.
„Sah so aus", antwortete Alex für Leon, der noch immer Shirley betrachtete. Er konnte sich gar nicht vorstellen, was in ihr vorging. Er ging zu ihr und hob sie auf die Beine.
„Da habe ich deine Seele gerade repariert, da muss der Mistkerl sie wieder auseinander reißen."

Leicht verstört sah Shirley ihn an. Sie wirkte irgendwie abwesend.
„Hey, alles wird gut. Wir werden erst einmal mit deinem Vater sprechen. Du musst ihn darüber informieren, was hier vor sich geht."
„Wie soll ich ihm das bloß klar machen?"
„Sag ihm einfach die Wahrheit."



~



Jack die Wahrheit zu sagen war leichter gesagt, als getan. Noch immer saß Shirley der Schock in den Knochen, auch wenn dieses Treffen mit Justin noch einmal harmlos verlaufen war.
Leon und Alex hatten drauf bestanden sie nach Hause zu fahren. Für die Arbeit war sie einfach nicht in der Verfassung. Markus würde es bestimmt nicht gut heißen, wenn sie so oft fehlte. Wenn Shirley nicht aufpasste, würde sie ihren neuen Job bald wieder verlieren.

Als die Rox sie vor dem einfachen Wohnhaus ablieferten, sah Shirley schon aus dem Van heraus, dass sich Jacks Dienstwagen in der Auffahrt befand. Ungewöhnlich für ihn um diese Uhrzeit zuhause zu sein. Sollte etwas passiert sein?

Eilig verabschiedete sich Shirley von den Jungs und lief ins Haus. Dort schlüpfte sie schnell aus den Schuhen und pfefferte ihre Tasche auf die Treppe ins Obergeschoss.
„Shirley?", hörte sie ihren Vater aus dem Wohnzimmer rufen.
„Ja, ich bin zuhause", rief sie zurück und huschte um die Ecke. Zuerst hielt sie es für eine Sinnestäuschung, Einbildung oder einen schlechten Scherz, aber es bestand kein Zweifel. Sie blieb schockiert stehen und sah auf den Gast, der zusammen mit Jack auf der Couch saß und an einer Tasse Tee nippte.
Tee? Seit wann trank er Tee?

„Sieh mal wer heute zu Besuch gekommen ist. Ich bin sehr beeindruckt, dass dein Exfreund Rico den weiten Weg hinter sich gebracht hat, um sich bei dir zu entschuldigen."
Shirley starrte ihren Vater entsetzt an. Sie glaubte zu träumen.
„Das ist doch wohl nicht dein Ernst?!" fauchte sie nachdem der Schockmoment vorbei war.

Für immer Sommer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt