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Ich presste meine Lippen auf seine. Hinter mir hörte man das Meer, doch das war eindeutig in den Hintergrund gerückt. Aus Reflex fasste ich seine hinteren Haare an und spielte ein wenig mit denen. Mein Herz rutschte mir in die Hose. Mein erster Kuss. Ich war so aufgeregt und gleichzeitig starb in mir alles. Seine Wange ging ich mit meinem Daumen nach. Doch...

er machte nichts.

Langsam löste ich mich von Nick. Er sah mich einfach an. Ohne jegliche Emotion. Nach quälen langer Zeit, die verstrichen war, fing er an etwas zu sagen.

"Du weißt-", er brach ab. Nun kam wieder diese Stille auf, in der ich fast tausende Tode gestorben bin, doch dann räusperte er sich.

"Du weißt, dass das mit uns nie mehr sein wird, oder Rachel?"

Nie mehr sein wird.

"Ich weiß, dass du angetrunken bist und ich denke es war ein Ausrutscher-"

"Aber lass es uns einfach vergessen"

"Es war kein Ausrutscher", murmelte ich und sah auf den Boden. Unter uns war eine Decke, die wir mitgenommen hatten.

"M-Mein ersten Kuss werde ich nie vergessen", langsam aber sicher fielen einzelne Tränen auf die Decke. Ich erkannte kaum, wie die Decke die Nässe einsaugte und sich kleinere Wasserflecken bildete. Ich sah zu ihm hoch und er sah erst leicht erschrocken aus, doch dann wieder ruhig zu mir hin.
Er wischte mir die Tränen von der Wange, doch dies brachte nichts, weil ich immer neue bekam. Die letzte Rakete teilte sich auf und ich sah erschrocken nach oben. Nach einiger Zeit in der ich die Raketenfunken beobachtete, schloss ich meine Augen. Genau wie meine Erwartungen platzte auch die Rakete.
Ohne etwas zu sagen, stand ich auf.

"Rachel. Tut mir leid, aber du- wir- wir sind nur Freunde", geschockt sah ich hinaus auf das Meer. Meine Tränen hörten garnichtmehr auf und ich wusste nichtmal, warum ich weinte. Es war mir klar... Es war ein Fehler. E-Es... war doch nur ein Ausrutscher. Ein paar Synapsen haben in meinem Kopf nichtmehr richtig funktioniert. Ich weiß, dass es falsch war. Ich weiß es und dennoch... tut es weh. Warum tut es weh? Nennt man das Herzschmerz, wie es im Internet beschrieben wurde? Nennt man das eine Wunde, die man nicht sieht? Nennt man das den Schmerz, der kommt, wenn eine geliebte Person dein Herz zertreten hat? Ich bemerkte wie ich mich verspannte. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Ich sah neben mir, wie Nick auch aufstand und mich an der Schulter berühren wollte. Ich wich zurück. Verletzt sah er mir in die Augen. Ich wusste nicht, warum er so ein Gesichtsausdruck aufsetzte. Weil ich ihn abstoß? Weil ich nun alles versaut hatte? Weil er enttäuscht von mir war?

"Rachel-", ich fing an mein Gesicht zu verkrampfen.
Langsam sah ich auf den Boden und als ich die Sätze ausgesprochen hatte, bereute ich sie gleich danach.

"Ich hasse dich", flüsterte ich. Das Feuerwerk war schon lange erloschen und man hörte nurnoch das Meer.

"Ich hasse dich wirklich", murmelte ich und wusste nicht, was ich da genau sagte. Er kann doch auch nichts dafür, dass ich alles versaut habe. Das ich unsere Freundschaft kaputt gemacht habe. Es wird nie so sein, wie es vorher war. Nie wieder. Ich habe alles zerstört. Warum gab ich ihm bloß die Schuld? Ich fing an zu schluchzen und hielt mir gleich danach die Hand vor den Mund. Gequält sah ich auf den Boden. Ich sah wie einzelne Tränen nach unten fielen. Ich merkte wie meine Wangen nass waren und alles herunter lief.
Plötzlich spürte ich wie Nick mich in eine Umarmung zog. Geschockt rissen sich meine Augen auf. Ohne wirklich darüber nachzudenken, was ich tat, schüttelte ich meinen Körper. Ich weigerte mich seine warmen Hände an meinen Rücken zu spüren. Ich weigerte mich seine Wärme zu spüren! Ich brauch kein Mitleid von dir! Ich brauch es nicht.
Als ich ein wenig Zwischenraum geschafft hatte, schubste ich ihn weg und sah zu ihm nach oben.

"Pack mich nicht an", sagte ich etwas lauter und wusste nicht, wie mein Verhalten sich gerade begründen ließ. Ich war verwirrt. Ich war nicht bei Verstand...

Doch.

Ich versuchte nur es auf meinen Verstand zu schieben. Ich wusste was hier ablief. Nick hatte mich zurückgewiesen mit allem Recht. Schließlich sind wir...

nur Freunde.

Ich kniff meine Augen zu und drehte mich um. Ich muss hier weg. So schnell ich konnte sprintete ich weg von Nick. Ich sah nicht nach hinten, um nichts sehen zu müssen. Hielt mir die Ohren zu, um nichts hören zu müssen. Hielt die Tränen zurück, um den Schmerz nicht spüren zu müssen. Ich dachte an garnichts mehr, um nicht weiter verletzt zu werden. Stattdessen rannte ich einfach weg, um zu entkommen. Weit weit weg.

Just FriendsWhere stories live. Discover now