↠Kapitel 3↞

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Here's the part when I learn, and you will teach
On how to treat people like a piece of meat
set it off

Während der Doppelstunde Mathe konnte ich zwar über den Lehrer herausfinden, dass meine Sitznachbarin den Namen Sofia trug, aber verbrachte die restlichen Minuten schweigend.

Die Ticks hing mit dem Stoff so weit hinterher, dass ich noch nicht mal Motivation fand, mich zu melden. Sofia hingegen war die Hälfte der Zeit am schlafen und wenn sie das nicht tat, weil der Lehrer sie mal wieder mahnend aus dem Schlaf geholt hat, spielte sie, wie mindestens die Hälfte der Klasse, unter dem Tisch mit ihrem Handy.

Während der Lehrer seinen langwierigen Monolog hielt, starrte ich nur gedankenverloren auf den freien Tisch neben mir. Wieso der Junge wohl so plötzlich gegangen war? Hat es ihm nicht gepasst, dass ich ihn angesehen hatte?

Entschlossen schüttelte ich den Kopf, das konnte nicht der Grund sein. So, wie er aussah, mussten ihn ständig die Mädchen nachsehen, wieso sollte ihn mein Blick also stören?

„Hey Träumerin, der Letzte muss die Klasse fegen und bis du fertig bist, ist die Essensschlange in der Kantine so lang, dass es sich in der halben Stunde Pause nicht mehr lohnt, sich anzustellen. Also hopp hopp!" Sofia schnippste mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum und ich musste feststellen, dass ich eine der Letzten im Raum war.

Sofia selber hatte ihre blassrosane Handtasche bereits geschultert und sah mir ungeduldig zu. „Was schert dich, was ich machen muss?", fragte ich dann ehrlich verwirrt und sie stöhnte genervt auf.

„Ich bin deine Sitznachbarin, wenn du fegen musst, muss ich mit dem Handfeger auf dem Boden rumriechen und die Scheisse in dem Müll schmeißen. Warum glaubst du, wieso ich alleine sitze? Sicher nicht dafür, dass ich so einen Lahmarsch wie dich abbekomm'", fuhr sie mich an und machte dann auf dem Absatz kehrt, nur um mich alleine in dem Klassenzimmer zurückzulassen. Seufzend packte ich meine Sachen zusammen, warf einen letzten Blick auf die Bank, wo zuvor der fremde Junge gesessen hatte, und eilte dann aus dem Raum.

Keine zehn Minuten später gesellte ich mich an den Kantinentisch ganz hinten, an dem meine Freunde platzgenommen hatten. Müde stellte ich mein Tablett ab, auf das die Köchin irgendetwas geklatscht hatte, was sich nur schwer als Kartoffelbrei und Erbsenpüree identifizieren ließ. Allein bei dem Anblick hatte ich das dringende Verlangen, meinen Magen entleeren zu können. Unschlüssig stocherte ich in der Matsche herum.

„Wie war Mathe?", fragte Perry nach einer Weile stillen essens und ich sah kurz von meinem Teller auf.

„Wie war Physik?", fragte ich dann die Gegenfrage. „Schrecklich langweilig", seufzte Eric und versuchte, sein trockenes, steinhartes Brötchen irgendwie zu teilen.

„Jetzt könnt ihr euch ungefähr vorstellen, wie Mathe war. Alleine", ergänzte ich mies gelaunt, während ich das halbvolle Tablett angeekelt von mir wegschob und nach dem Brötchen griff, was jedem Schüler beigelegt wurde. Alle schwiegen und versuchten nur, den Fraß irgendwie runterzuwürgen.
„Wie kann es eigentlich sein, dass wir schon in der ersten Pause", ich stutzte etwas und betrachtete angeekelt die Masse auf meinem Teller „warmen Matsch aufgetischt bekommen? Sonst haben wir doch erst Mittagessen nach der Fünften", fragte ich irgendwann in die Runde.

„Das lässt sich ganz leicht erklären", ertönte plötzlich eine ruhige Stimme hinter mir. Keine Sekunde später schob Isaac den Stuhl neben mir zurück und nahm Platz. Nachdenklich beobachtete ich, wie er seelenruhig seine Zigarette an dem Tischbein links von ihm ausdrückte und sie dann achtlos wegkickte.

„Durchschnittlich beträgt der IQ der Ticks bei 95. Etwas unter dem Durchschnitt, aber komplett okay. Durch mangelnde Bewegung, hohem Drogen- und Nikotinkonsum und einer meist unausgewogenen Ernährung haben die Schüler es hier ziemlich schwer, äußerliche Reize abzuschirmen und sich auf den Schulstoff zu konzent-"

„Fass dich kurz, Professor Oberschlau!", ermahnte Perry ihn ungeduldig, woraufhin Isaac ihr einen neutralen Blick zuwarf.

„Insgesamt können sich die Schüler hier schlecht konzentrieren und haben deswegen weniger Stunden als normale Schulen. Eine Problemschule halt. Falls ihr mal eure Stundenpläne angeschaut habt sollte euch aufgefallen sein, dass die Stundenanzahl nie mehr als sechs Stunden täglich beträgt. Selbst die bekomm' ich nur einmal in der Woche voll", kam der Rothaarige dann zum Ende und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf eine Zigarette, die er aus seiner Jackentasche fischte.

„Was?", rief ich fassungslos und kramte sofort in meiner Handtasche herum. Tatsächlich. Auch mein Stundenplan beschränkte sich auf nur 28 Wochenstunden.
„Das kann doch nicht wahr sein! Wie soll ich denn so meinen Abschluss schaffen? Der hat schließlich zentrale Prüfungen!", meinte ich entsetzt, während ich immernoch kopfschüttelnd das Blatt Papier in meiner Hand anstarrte.

Isaac neben mir stöhnte auf. „Ist doch geil. Hör mal auf so 'ne kleine Streberin zu sein, Eli", schmunzelte er dann und wuschelte mir dann mit der freien Hand durch meine goldbraunen Haare. Mit einem bösen Blick versuchte ich, sie wieder zu glätten, was mir aber nur mäßig gelang.

„Eliza hat irgendwo schon Recht. Ich meine, es ist doch schon traurig, wenn die Schüler so schlecht sind, dass die Stundenanzahl um", kurz warf Perry einen Blick auf ihren Stundenplan „fast 10 Stunden gekürzt wird! Wir sind hier auf der High und nicht in der Elementary!", wendete meine beste Freundin nun ein, die zwanghaft versuchte, durch Isaacs Zigarettenqualm nicht zu husten.

Der Rothaarige lehnte sich entspannt zurück, sah erst mich, dann Perry an und zog dann genüsslich an seiner Kippe, die bereits zur Hälfte abgebrannt war. Er aschte an der Tischkannte ab und ich sah mich kaum merklich in der Kantine um, doch es schien niemanden zu stören. Isaac war schließlich nicht der einzige, der sich die Freiheit nahm zu rauchen.

„Mir doch egal, was diese Ticks machen. Die haben guten Stoff, ich kann rauchen und hab Nachmittags mehr Zeit. Was juckt mich dann der Unterricht?", warf Isaac dann ein, drehte sich etwas auf dem Stuhl und lehnte sich mit dem Rücken an die graue Wand.

Perry seufzte leise. „Nicht jeder ist so ein Superbrain wie du, Isaac", murmelte sie dann leise und jedem an dem Tisch war klar, dass das Thema damit beendet war. Stille herrschte wieder. Es wunderte mich generell, dass es für Ticksverhältnisse nicht besonders laut war. Jeder saß irgendwo mit seinen Freunden, gönnte sich etwas Schlaf auf der Tischplatte oder führte leise Gespräche. Viel Aufmerksamkeit erregte hier keiner, weder durch lautes Krakeelen, noch durch einen besonders bunten Kleiderstil. Mit ihrem hellblauen Poloshirt war Perry in Sachen Wer-trägt-das-bunteste-Kleidungsstück sehr gut im Rennen. Vermutlich aber nur, weil jeder andere hier sich in tristen Farben ankleidete.

Viele rauchten und kifften. Sie missachteten dabei das unübersehbare Verbotsschild über der Essensausgabe, das genau diese Tätigkeiten untersagte.

Mein Blick schweifte weiter in dem großen Raum herum. Viele Schüler konnten sich nicht mal einen Platz in der Kantine sichern und setzten sich deswegen auf die Fensterbänke oder auf den Boden.

Verwundert richteten sich meine Augen auf den Tisch vor uns. Eine Gruppe an Mädchen hatte vor ihm auf dem Boden Platz genommen. Ich runzelte die Stirn.

Wieso saßen sie auf dem Boden, wenn doch der Tisch völlig unbesetzt war?

xxx

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