↠Kapitel 50↞

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"Eli, lass mal die Flasche rüberwandern und dann erklärst du mir ganz langsam, was dein Problem ist." Fordernd streckte Isaac die Hand aus, während er den Rauch des Joints aus seiner Lunge pustete.

Schweigend reichte ich ihm die ungeöffnete Flasche Vodka und machte mich auf, ein Glas und etwas zu Mischen zu finden. Schließlich entschied ich mich für eine Flasche Fanta und nahm mir selbst zusätzlich auch noch ein Glas mit. Ich ließ mich wieder neben Isaac auf das Sofa fallen, dann steckte er mir seinen Joint zwischen die Lippen, während er mir die Sachen abnahm. "Du bist ein Schatz", murmelte er, als er konzentriert die Getränke in einem ausgewogenen Mischverhältnis einschenkte.

Dabei zog ich ruhig an dem Glimmstängel, drehte ihn in meiner Hand, als hätte ich davor noch nie ein Paper, etwas Gras und Tabak gesehen. Die ganze Situation erinnerte mich an den Abend, an dem ich dachte, mein Leben würde vorbei sein. An den Abend, an dem ich das erste Mal eine synthetische Droge genommen habe, weil ich die Schule wechseln musste. Ich hatte es damals für das Horrorszenario schlechthin gehalten, aber konnte über diese naiven Gedanken wirklich nur noch den Kopf schütteln.

Wie sehr wünschte ich, es wäre bei diesem Schulwechsel geblieben.
Aber nein, das Schicksal musste mir einen Psycho zum verlieben geben, seine Schwester als 'Freundin', musste Isaac ins Koma schicken, Eric eine schwere Krankheit auf den Hals drücken und für das i-Tüpfelchen sorgte Tara und Isaacs Trennung. Nebenbei hatte mich ein One-Nightstand grundlos als Schlampe bezeichnet und mein neuer Freund Nick will aus heiterem Himmel nichts mehr mit mir zu tun haben.

Tja, und wie kann man diese ganze Scheiße besser bekämpfen, als mit Alkohol und Drogen?

Erneut setzte ich mir den Joint zwischen die Lippen und inhalierte den Rauch so stark, dass ich meine Lunge brennen spürte. Dann wollte ich ihn an Isaac weiterreichen, doch er drückte mir nur die Mische in die andere Hand und schüttelte den Kopf.

"Ich zünd' mir gleich noch einen an, rauch du den auf. So wie du hier reingestürmt bist, musst du wirklich mal etwas runterkommen. Und jetzt hau raus, was ist so Krasses passiert?", fragte Isaac dann und lehnte sich mit dem Ellebogen gegen die Lehne, sodass er mich besser angucken konnte.

Wo sollte ich bloß anfangen? Ich hatte meinen Freunden in letzter Zeit so viel verschwiegen, dass ich noch nicht mal wusste, wo ich beginnen sollte.

"Hör zu Is, da gibt es so einen Typen. Er ist eigentlich ein kompletter Arsch, leidet wahrscheinlich noch unter irgendeiner psychischen Krankheit, behandelt mich wie Scheiße und wollte mich fast umbringen-"

"Jaja, Jake. Und weiter?", warf Isaac dann drängend ein und ich starrte ihn ungläubig an. "Woher...?"

"Oh Darling, ich kenne dich viel zu lange, um das Ganze nicht zu bemerken. Außerdem habe ich dir in Physik doch schon gesagt, dass ich deine Blicke zu ihm bemerke. Du kannst Eric und Perry verarschen, aber mich nicht", seufzte er und schwenkte sein Glas in der Hand.

"Und jetzt will ich genau wissen, was zwischen euch ist, beziehungsweise nicht ist", forderte er und ich lehnte mich zurück. Dann fing ich an zu erzählen. Beginnend bei diesem verwirrenden Besuch bei Kyla, als sie mir panisch 'Komm' geschrieben hatte und das ganze Haus voller Blut war. Dann führte ich fort, dass sie uns eingesperrt hat, dass Jake mir gedroht hat und ich Kyla dann mit Designereinkaufstüten mit ihren Schlampenfreundinnen gesehen habe. Meine Erzählung beendete ich damit, dass Jake zwangsläufig neben mir im Bett schlafen musste und ich dort begonnen hate zu erkennen, dass ich seine Anwesenheit eigentlich genoss und dass er mich bei dem Essen in dem Luxusrestaurant nur Ausfrsgen wollte, nicht mehr.

Zum Schluss drückte ich den Joint am Aschenbecher aus und sah Isaac abwartend an, der mich schweigend beobachtete. Dann exte er sein Glas leer und zog seine Beine zum Schneidersitz heran.

"Und wann, liebste Elizabeth, hattest du vor mir oder irgendwem davon zu erzählen?", fragte er dann vorwurfsvoll und ich fuhr mir gestresst durch die Haare, wissend, dass diese Frage irgendwann gestellt würden werde.

"Ich wollte es ja erzählen, wirklich! Aber ich bin nie dazu gekommen, weil so viel los war und wenn ich dachte es könnte nicht mehr schlimmer kommen, wurde ich eines Besseren belehrt. Natürlich habt ihr ein Anrecht darauf, es zu erf-"

"Elizabeth es geht nicht darum, dass irgendwer ein Anrecht auf irgendwas hat. Es geht darum, dass du die ganze Scheiße alleine durchstehen musstest. Du wurdest beinahe vergewaltigt und während andere dafür Jahre lang in Therapie gehen, hast du niemanden, der dir beisteht. Es geht um dich, Eli, nicht auf irgendwen der jetzt beleidigt ist, weil du es für dich behalten hast", fauchte er dann und strich sich dir roten Haare aus dem Gesicht. Dann füllte er sich sein Glas wieder auf.

"Und jetzt trink, irgendwie muss man den Schock ja überwinden, dass du jemand noch behinderteren als Dylan gefunden hast. Wie machst du das immer?", seufzte er dann ubd deutete fordernd auf mein Glas. Um ihn zu besänftigen nahm ich einen Schluck meines Vodkas.

Dann dachte ich über Isaacs Worte nach. Ihm ging es tatsächlich nicht darum, dass ich ihm etwas verheimlicht habe, sondern darum, dass es mir dadurch nur noch schlechter ging. Er hatte Recht. Ich hätte nicht alles für mich behalten sollen.

Während ich so darüber nachdachte begann ich zu begreifen, was für ein guter Freund Isaac eigentlich war. Er stellte seine eigenen Bedürfnisse ohne mit der Wimper zu zucken in den Hintergrund, damit ich glücklich war, oder wenigstens die Chance darauf hatte. Nie hatte er mich angemeckert, außer ein Mal, als er wollte, dass ich mich von Ash fernhielt. Hach, die ganze Geschichte mit Nick und Ash musste ich ihm auch noch erzählen.

"Danke Isaac", brach ich die Stille und er wandte seinen Blick von der Wand vor uns ab und schaute mich an. "Danke, dass du das Ganze hier mit mir durchstehst. Ich hab mich nie dafür bedankt. Danke", meinte ich dann ehrlich und ein verschmitztes Lächeln entstand auf seinen Lippen.

Dann stand er auf, exte nun auch schon seine zweite Mische und pickste mir in die Wange. "Keine Ursache, Eliza. Dafür bin ich da." Dann sah ich nachdenklich zu, wie er mit den beiden leeren Gläsern in der Küche verschwand.

Kopfschüttelnd schaute ich auf die Wand, die Isaac eben so gedankenverloren angestarrt hatte. Woran er wohl dachte? Viel zu lang hatte ich mich mit meinen eigenen Problemem befasst. Isaac hatte gerade eine Trennung erlebt und war noch nicht lange aus dem Krankenhaus heraus, wurde beinahe abgestochen und er hatte keine Familie mehr, die sich um ihn kümmerte. Wieso war ich so egoistisch und hatte mich nie mit seinen Problemen befasst? Immer ging es nur um mich. Nie um ihn.
Ich hatte ihn nicht verdient, wahrscheinlich wusste er das auch und trotzdem führte er die Freundschaft zwischen uns beiden fort, als sei alles okay. Aber das war es nicht. Ich war zu egoistisch, er zu selbstlos.

xxx

Ich glaube, dass das das (drei mal 'das' wohoo) ruhigste Kapitel war, was ich je in diesem Buch veröffentlicht habe, aber ich denke, das ist okay. Schließlich kann nicht immer Action vorkommen haha.

Ich hoffe es war auch für wuch halbwegd okay.

♡▪♡

Psycho's smileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt