↠Kapitel 72↞

12.1K 521 232
                                    

Am nächsten Morgen saß ich mit Caye schweigend an einem fremden Frühstückstisch und versuchte zwanghaft, meine Gedächnislücken der letzten Nacht zu füllen. Caye war dabei keine große Hilfe, da er sich nicht mal daran erinnern konnte, dass wir letzte Nacht überhaupt feiern waren. Was lernt man daraus? Richtig. Weniger Drogen.

Der Schwarzhaarige warf einen Blick auf seine Armbanduhr und grummelte dann leise. "Trash hat gleich sein Tennistunier, da sollten wir dabei sein", murmelte er dann leise und tauchte seinen Löffel in den kleinen Rest Müsli, der sich in der abgenutzten Schüssel befand. Nickend stimmte ich dann zu, stand auf und packte mein Geschirr in die Spülmaschine, nach kurzer Zeit tat Caye es mir gleich.

"Wieso hast du eigentlich nichts an?", fragte er plötzlich und warf einen kurzen Blick auf meinen halbnackten Körper, bevor er zurück zu dem Tisch lief und mir seine Jeansjacke in die Hand drückte.

Leise seufzte ich und zog sie dankend über. "Wenn ich das bloß wüsste", murmelte ich und tappste zu ihm. Mehr oder weniger nüchtern versuchten wir dann über das Schlachtfeld an alkoholisierten Schläfer zu gelangen, die es anscheinend nicht zum Bett geschafft hatten.
Wo ich aufgewacht war?
Keine Ahnung.
Wie ich es dahin geschaff hatte?
Da hatte ich noch weniger Ahnung, es musste wohl ein Wunder gewesen sein.
Was ich getan hatte? 
Jake. Gott, ich hoffe ich hatte nichts peinliches gesagt. Meine Anrufliste sagte mir zwar, ich hätte nur knapp zwei Minuten mir ihm geredet, aber schlimm genug.

"Kommst du, Eli?", krächzte Caye dann mit seiner heißen Morgenstimme, die wohl so ziemlich alles und jeden zum Schmelzen bringen würde. Naja, jeden, der nicht schon an jemand anderen dachte.

Er hielt mir die Tür auf und etwas peinlich berührt lief ich dem Taxi entgegen, das Caye zuvor gerufen hatte. Ich stieg gerade nackt und ohne Schuhe in ein Taxi, um mich quer über die halbe Insel kutschieren zu lassen.

"Wohin geht's?", fragte der Taxifahrer aber unbeeindruckt und schaute nicht mal schief, als ich halbnackt auf seiner Rückbank einstieg. Es war ein großer Bulli, vier Plätze waren noch frei, von denen einer mit einem Kindersitz ausgestatten war. Caye stieg vorne ein und antwortete dem Taxifahrer, nachdem er sich angeschnallt hatte.
"Zum Flughafen", meinte er dann nur und ich öffnete meinen Mund.

"Wie jetzt? Willst du mich etwa loswerden? So schlecht habe ich mich doch gar nicht benommen", meinte ich empört und er lachte rau auf.

"Nein Kleine, von da an nehmen wir den Zug, ich hab nicht so viel Geld für eine lange Fahrt mit, es ist einfach zu teuer", sprach er, während mir etwas unwohl wurde. Natürlich liefen die Leute hier auf Hawaii oft mit Bikini herum, aber das ist nichts im Vergleich zu einem Spitzen-BH und einem knappen Tanga. Reflexartig zog ich die Jacke enger zu. Das wird sowasvon peinlich werden.

Niedergeschlagen vom Restalkohol in meinen Adern ließ ich meinen Kopf gegen die Scheibe fallen, sodass es leise knallte und der Fahrer mir durch den Rückspiegel einen strengen Blick zuwarf. Müde schloss ich die Augen, so hart hatte ich mir den ersten Morgen auf Hawaii nicht vorgestellt. Vielleicht hätte ich nicht alleine mit Caye feiern gehen sollen, da beträgt die Trefferquote so ziemlich 99,9%, dass man völlig abstürzt.

~

Am Flughafen war die Situation dann tatsächlich doch nicht so angespannt, wie ich es mir vorgestellt hatte. Hier und da liefen Frauen im Bikini oder durchsichtigen Strandkleidern rum, sodass ich um einiges weniger schräge Blicke abbekam, wie gedacht. Das einzige was mich störte wafen die lüsternen Blicke und das anerkennende Pfeifen, wenn ich mal wieder an einer Gruppe Männern vorbei lief.

Caye hatte seine Hand mit meiner verschränkt und zog mich bestimmend zu den Gleisen, was darauf hindeutete, dass die  Zurschaustellung meines Körpers ihm auch nicht so ganz recht war.

Psycho's smileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt