↠Kapitel 17↞

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Jeder sagt 'halte durch', aber niemand erklärt wie.

Ich befand mich in einer Schockstarre. Jetzt war es vorbei. Der Typ wollte mich endgültig umbringen.

Noch bevor er meinen Tisch erreicht hatte, sprang ich auf und stolperte etwas nach hinten, bis ich gegen die Wand krachte und ich auf den Boden fiel. Wieso musste sowas immer in den unpassendsten Situationen passieren?

Jake hatte seine Hände zu Fäusten geballt, die Augenbrauen zusammengezogen und seine Augen spien schon fasst Flammen. Er rempelte Stan grob an und kam dann vor mir zu stehen. Eilig krabbelte ich die wenigen Zentimeter zurück, die mir noch blieben. Mit großen, panischen Augen blickte ich ihm entgegen, während alles in meinem Körper unter Strom gesetzt war.

Er schaute auf mich hinunter, regungslos. Ja, schon fast unschlüssig. Missgelaunt knirschte er mit den Zähnen, wobei seine Kieferknochen zu Stahl wurden. Meine Finger klammerten sich an dem Saum meines schwarzen Hoodies fest und versteckten somit meine Hände. Gott, ich hatte einfach nur Angst vor diesem Typen!

Ohne ein Wort zu sagen, schnappte er sich plötzlich einen Arm von mir, zog mich unsanft auf die Beine und ließ mich somit direkt gegen ihn knallen. Mit meiner freien Hand rieb ich mir den Kopf, als ich wieder einen gewissen Abstand zwischen uns gebracht hatte, während sich meine Augen mit Tränen füllten. Nicht vor Angst. Vor purem Schmerz. Heute Morgen hatte ich mit Entsetzen bemerken müssen, dass meine Handgelenke sich in ein tiefes Violett getaucht hatten, an den Stellen, wo Jake mich am Samstag gepackt hatte.

Ich wusste, dass er das Wässern meiner Augen bemerkt hatte. Trotzdem spannte er sich nur an, umschloss mein verdecktes Handgelenk fester und zerrte mich in Richtung Tür. Stolpernd lief ich hinter ihm her.

Die Klasse murmelte und schaute uns gebannt zu. Als wir dann draußen ankamen, knallte Jake unsanft die Tür zu und schaute mich dann an. Die erste Träne hatte den Weg meine Wangen hinunter bereits gefunden, meine Hand war mittlerweile fast taub. Nur noch ein stechender Schmerz durchfuhr meine weißen Fingerkuppen.

Wir standen alleine auf dem Schulflur und ich wagte es nicht, ihm in die Augen zu schauen. Ich hatte Angst, ich würde die selben Mordgelüster sehen, wie in der Nacht vor zwei Tagen. Er konnte, er würde mich nicht mitten in der Schule umbringen, oder? Dennoch war es Jake, der wohl vor nichts zurückzuschrecken schien.

„Schau mich an!", sagte er dann plötzlich deutlich, monoton. Erst nach ein paar Sekunden reagierte ich. Aus unsicheren Augen blickte ich in das ausruckslose Grau seiner Ires.

Jake sagte erstmal nichts, schaute mich nur an, während er immernoch meinen Arm fest im Griff hatte. Dann knirschte er mit den Zähnen und ein elektroschokartiges Zucken durchfuhr meinen Körper, beginnend an meinem Handgelenk.

„Was wolltest du Samstag bei uns?", knurrte er dann und meine Lippen öffneten sich. Er tat wirklich so, als sei ich die Schuldige.

Als ich nicht antwortete fuhr er zornig fort. „Ich fragt dich das nur noch ein Mal, was wolltest du, Hure?", schrie er dann aggressiv, schubste mich mit aller Kraft gegen die eisernen Spinde, mit dem Kopf vorran.

Mein Körper bebte, der Schmerz schien, wie Flutwellen über meinem Kopf, in meinem Kopf, zu brechen und Alles außer Gefecht zu setzten. Ich sackte zusammen. Mehr als starr nach vorne zu gucken konnte ich nicht, alles blockierte mein Gehirn, als wäre mein Körper einzig und allein darauf fokussiert, den erbitterten Schmerz zu verarbeiten.

Wieso tat dieser Typ mir sowas an? Ich hatte ihm nie was getan, ich hatte seiner Schwester nie was getan. Womit hatte ich es verdient, mit solchen harten Worten und diesem gleißenden Schmerz gestraft zu werden?

Jake sagte noch irgendwas, doch ich war in meiner eigenen, lautlosen Welt gefangen. Ich spürte, wie er an meiner Schulter rüttelte, doch das einzige, was er damit bewirkte war, dass mein Kopf wie ein Sack Mehl nach vorne kippte.

Plötzlich legte sich ein Arm um meine Taille und die Wand vor mir wurde aus meinem Sichtfeld gedrängt. Ein tiefes Rot verdeckte sie, ein jenes Rot, was ich am Samstag bei ihn und seiner Schwester zuhause gesehen hatte.

Rot.
Blutrot.
Alles rot.

Geweckt wurde ich durch ein leises Brummen. Ob es das Brummen meines Kopfes, oder das des Motors war, konnte ich im nachhinein nicht sagen. Wie auch, wenn das erste, was einem durch den Kopf schoss, bittere Erinnerungen und ein grässlicher Schmerz war?

Als ich meine Augen öffnete, starrte ich an eine Autodecke, die kleine, rote Sprenkel aufwies. Als hätte ein Kleinkind mit roter Fingerfarbe das Auto der Mutter beschmiert. Bei dem Gedanken lächelte ich leicht.

Meine Halswirbel knirschten kaum hörbar, als ich meinen Kopf zur Fahrerseite richtete. Mein Lächeln erlosch.

„B-Bitte bring mich nicht um", hauchte ich leise, wusste aber nicht, ob Jake es gehört hatte. Seine Reaktion dennoch sprach mehr als tausend Wörter. Wie so oft spannte er den Kiefer an und klammerte sich an das Lenkrad, bis seine Fingerknochen weiß hervortraten.

„Ich würde dich nicht umbringen. Nicht jetzt", fauchte er dann, seufzte dann aber leise, doch die Anspannung seinerseits blieb.

Nicht jetzt. Er wollte mich also in naher Zukunft wirklich unter die Erde befördern. Wieso? Gott, was habe ich ihm jemals getan.

Er ist krank.
Er braucht keine Gründe.
Er macht es einfach.

„Du wolltest mich aber umbringen", zischte ich nun eine Spur schärfer als gewollt und hatte danach gleich den Drang, meine Worte rückgängig zu machen.

„Wann?", meinte er jetzt und warf mir einen forschenden Blick durch den Rückspiegel zu.

„Na wann wohl? Hört sich Ich schlitz dich auf wie all die anderen Schlampen für dich etwa nach Kinderkram an? Verdammt, Jake ich hatte Angst. Ich dachte, ich würde den nächsten Tag nicht mehr erleben", hauchte ich dann schluchzend. Wieso wurde ich vor dem Typen, der mir das Ganze angetan hatte so unglaublich emotional?

Er lenkte das Auto schnell in eine Parklücke am Straßenrand, kam herum und öffnete die Autotür. Mit zusammengezogenen Augenbrauen und einem ausdruckslosen Blick gebot er mir, auszusteigen. Zögernd trat ich auf den Asphalt und betrachtete kurz Kylas und Jakes Haus.

„Ich denke nicht, dass ich das gesagt habe", sagte er dann leiser, zuckte mit den Schultern und kramte seinen Haustürschlüssel aus der Hosentasche. Dann ging er ohne mich zur Türe und schloss diese seelenruhig auf. Das einzige, was auf seine innere Aufruhr hinweisen könnte, wär das Klammern der Finger um den Schlüssel, doch dad war mehr als nur Spekulation.

Mit offenem Mund sah ich ihm zu.
„Denkst du ernsthaft, ich denke mir sowas aus?", fragte ich dann fassungslos und Jake drehte sich für den Bruchteil einer Sekunde zu mir um. Wieder zuckte er mit den Schultern.

„Ist mir eigentlich egal."

xxx

Ich hab mittlerweile das Ende meiner Vorschreibphase erreicht, weswegen nun nicht mehr jeden Tag ein Kapitel kommen wird.

Trotzdem versuche ich, so oft es geht zu updaten ^^

Psycho's smileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt