Aruna - Die Rote Göttin

5

»Alec...«

Fast erschöpft seufzte ich.

»Du solltest das nicht tun Alec...«

Natürlich wusste ich, dass meine Worte rein gar nichts bringen würden, immerhin war das hier nur eine Erinnerung, die ich mir ansah und der Ven könnte mich niemals hören, doch trotzdem schaffte ich es einfach nicht mehr, meine Klappe zu halten.

Alec stapfte vielleicht seit zehn Minuten wutschnaubend durch den Wald und ich wurde automatisch hinterher gezogen, was auf Dauer ziemlich unangenehm war.

»Blind!«, keuchte er dann plötzlich, was mich erschrocken zusammen zucken ließ, weil ich für einen Moment doch wirklich glaubte, er hätte mir geantwortet.

Doch natürlich hatte er das nicht. Seine Wut ging in die nächste Phase über. In die Phase, in der er mit sich selbst sprach. Super...

»Ich bin doch nicht blind!«

Wütend kickte der Junge einen Stein von sich weg, der ein paar Meter weiter mit einem dumpfen Geräusch von einem Baum abprallte.

»Du solltest dich beruhigen«, seufzte ich schwer und genau in diesem Moment geschah es.

Alec schlug frustriert die Hände über dem Kopf zusammen, blieb ruckartig stehen und presste seine Lider fest aufeinander.

»Ach halt doch die Klappe!«

Für den Bruchteil einer Sekunde setzte mein Herz aus. Doch dann schlug es wieder. Dreifach so schnell wie zuvor, pumpte das Blut voller Panik durch meine Adern und ließ es in meinen Ohren rauschen.

Entsetzt riss ich meine Augen auf, öffnete meinen Mund und stand für eine Sekunde vollkommen sprachlos da, während die jüngere Version von Alec sich fast verzweifelt die Ohren zuhielt.

Hatte er...? Hatte er mich etwa gehört?

Doch dann schämte ich mich selbst für meine Dummheit und den Schrecken, den er mir eingejagt hatte.

Nein, natürlich hatte er mich nicht gehört. Wie könnte er auch? Immerhin war ich wie eine stumme Beobachterin, die sich einen Film ansah.

Und Zuschauer konnten nun einmal nicht mit den Personen in Filmen reden. Er hatte ganz einfach Lila gemeint, vermutlich hallten ihm ihre Worte immer noch in den Ohren.

»Ach Alec...«, hauchte ich traurig und da schüttelte der Ven plötzlich heftig mit dem Kopf, was mein Herz wieder dazu brachte schneller zu schlagen.

Und wieder schallt ich mich, nicht so Naiv zu sein.

Doch als er sprach. Als er wieder sprach krachte die volle Realisation auf mich ein.

»Ach Alec... Alec, Alec, immer nur Alec! Ich habe einfach keine Lust mehr Aleyna! Wieso müssen sie alle immer auf mich einreden, selbst wenn ich einfach nur etwas mit Vater machen möchte? Warum kann das alles nicht endlich aufhören?«