Teil 23

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*Leila*

Es tat weh, einfach nur verdammt weh. Liane und Dag spielte ich vor, alles sei in Ordnung. Vincent spielte ich vor, die Trennung machte mir nichts mehr aus. Mir selbst spielte ich vor, ich kam mit all dem Scheiß alleine zurecht. Dabei war ich innerlich zerstört, egal wie gesund ich tagsüber nach außen hin wirkte. Abends saß ich dann verzweifelt im Krankenhauszimmer, aus dem ich seit Vincent und ich angeschossen wurden, nicht mehr herauskamen. Die Tatsache Vincent jeden Tag zu sehen und ihm eine heile Welt vorspielen zu müssen, zerrte an meinen Nerven und ich wollte ihn nicht enttäuschen. Ich wollte ihn einfach nicht verletzten. Ich wusste ich brauchte dringend Abstand zu ihm, ich musste erst mal wissen, wie es weitergehen sollte, oder wie ich Vincent gegenüber fühlen sollte. Antworten die mir niemand geben konnte, egal für wie richtig er sie hielt, ich musste selbst wissen, was mir am besten half. Lustlos stocherte ich in meinem Abendessen herum, das wie alles hier nach nichts schmeckte. So wie das Dosenfutter, von dem Vincent dauernd redete, ohne das er mir je den Zusammenhang erklärte. Er sah mich die ganze Zeit von seinem Platz mir gegenüber an, doch ich ignorierte ihn bereits den ganzen Tag. Irgendwie musste ich hier weg! Und wenn man mich nicht entlassen würde, würde ich es selbst in die Hand nehmen. Jetzt, wo ich ein ungefähres Ziel hatte, wusste ich zumindest, woran ich mich festhalten sollte. Auch wenn es jetzt nicht gerade nachvollziehbar schien. Entschlossen begann ich nun, Gabel für Gabel, meine Nudeln von dem Teller in meinem Mund zu befördern, und somit Vincent einzuholen, der verdammt schnell aß. Ich spürte seinen verwirrten Blick auf mir, er wusste genau, dass in den letzten Tagen kaum etwas gegessen habe. Aber ich ließ nicht beirren, ich wusste was ich wollte.

Zurück in meinem Einzelzimmer, saß ich dachte ich über den Vorfall vor ein paar Tagen nach, an dem wir zu zweit Essen waren. Vincent hatte mich in ein bekanntes Restaurant eingeladen, um sich noch einmal zu entschuldigen, obwohl ich mir sicher war, wir würden nie wieder zusammenkommen. Ich hatte ihm natürlich gesagt, er solle sich nicht zu viele Gedanken darüber zu machen, obwohl ich wusste wie sehr ich daran kaputt ging. Das ich ihm sagen sollte wie es mir mit unserer Trennung ging und ich Abstand wollte und brauchte. Ich hätte auch wieder anfangen können zu der Psychologin zu gehen, aber das wäre den anderen dreien aufgefallen. Nach unserem eher stillen Essen, hatte er mir angeboten mich nach Hause zu fahren – ein fataler Fehler. Auf einer leeren Straße, fast in Lianes und meiner Wohnung, hatte eine kleine Gruppe maskierter Typen uns angehalten und aus dem Auto geholt. Ihre Waffen waren dauerhaft auf uns gerichtet gewesen, während sie uns gefangen und mitnehmen wollten, wahrscheinlich auch wegen ihrem Kumpel Raphael. Ich war nur sehr verwundert, da Dag ihn ja eigentlich auf dem Gewissen hatte und Vincent theoretisch nichts getan hatte um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Als er ihnen dies lautstark mitteilen wollte, platzte einem der Männer der Kragen und er schoss in seiner Wut auf uns beide. Mich hatte er in die Seite getroffen, Vincent in den Arm. Danach waren die Typen abgehauen, als ein Auto in die Straße einbog und uns schließlich Hilfe holte. Danach wurden wir direkt ins Krankenhaus gebracht. Man hatte uns operieren müssen, danach waren wir bei unzähligen Therapeuten gewesen, gegen die ich mich aber alle gewehrt hatte.

Ich stand wieder von meinem Bett auf und ging nach unten – seit gestern durfte ich eine halbe Stunde unbeaufsichtigt in die Stadt. Ich trug mich in die Liste am Eingang ein, wohin ich wollte und wann ich raus gegangen war. Ich hatte also eine halbe Stunde um möglichst weit wegzukommen, das Risiko einfach eine spätere Zeit einzutragen, war mir einfach zu hoch. Zügig verließ ich das Krankenhaus und folgte den Straßen durch Berlin. Immer mit dem Ziel, möglichst weit weg zu kommen. Außer Sichtweite begann ich zu rennen, quetschte mich an Passanten vorbei und drehte mich alle paar Sekunden panisch um. Mich wunderte, dass niemand mich für verdächtig oder so hielt, da ich eindeutig so aussah, als würde ich vor jemandem fliehen. 

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