💐eins💐

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Jung Hoseok,
ein seltener Name in einem seltenen Körper.
Scheint so zurückhaltend, scheint so eigen und bestimmt.
Bestimmt, was seine Zukunft angeht.
Bestimmt über seine Pflichten: das Studium, die Beziehung zu seinem festen Freund und die Erziehung seiner Schwester.

Bestimmt über seine Pflichten: das Studium, die Beziehung zu seinem festen Freund und die Erziehung seiner Schwester

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🌷🐞🌷

,,Ich kann es nicht glauben", murmelte Jimin und fuhr sich durch sein blondes Haar.
,,Warum tust du das?", fragte er erneut, doch Hoseok wusste nicht was er ihm antworten sollte.
Es war herzzerreißend Jimin so zu sehen, keine Frage.
Dicke Tränen, die aus seinen Augen über die fülligen Wangen flossen und meist vergrub er sein Gesicht in seinen Händen. Als würde er seine Gefühle somit verstecken können.
Der Kleinere mit den vollen Lippen war sichtlich überfordert. Überfordert von der ganzen Situation.
Denn niemals hätte er gedacht, dass sich die beiden einmal in so einer Lage befinden würden.

,,Es tut mir leid, Chim", flüsterte der Rothaarige erneut und strich seinem Freund über die Schulter. Er versuchte einfühlsam zu sein, es dem anderen auch zu zeigen.
,,Fass mich nicht an!", rief dieser jedoch, sprang wie von einer Tarantel gestochen auf und stellte sich hinter das Sofa, mit genug Abstand zu seinem Freund. Er wollte nicht berührt werden, denn es fühlte sich nun falsch an. Er wollte nicht, dass er jemals wieder von seinem Gegenüber berührt wurde.

Hoseok war zwar traurig über die Trennung, doch Wochen lang hatte er an nichts anderes denken können als an den dunkelhaarigen Jungen aus seiner Vorlesung.
Ihre Hände hatten sich beim Austeilen eines Blattes berührt und Hoseok einen Stromschlag verpasst.
Er war verzaubert, hin und weg.
Verzaubert von der blassen Haut des Jungen, von seinen zerzausten dunkelbraunen Haaren, von den dunklen, geheimnisvollen Katzen-artigen Augen.
An die sinnlichen Lippen, die selten auch mal ein Lächeln zierten, die männlichen Hände..
Er dachte schon wieder an ihn, obwohl Park Jimin direkt vor ihm stand.
Und der Jung fühlte sich so schlecht den Blonden anzulügen, deswegen wollte er es ihm unbedingt sagen.

Drei lange, schöne Jahre hatten die beiden miteinander verbracht und jetzt sollten diese einfach so zu Ende sein?
Weil Hoseok sich in einen Jungen verguckt hatte, mit dem er kein Wort gesprochen hatte?
Doch Jimin wusste ja, dass der Rothaarige nicht zu den normalen Menschen gehörte.
Hoseok hatte noch nie den Sinn hinter Beziehungen verstanden.
Schon in der Grundschule verstand er nicht, warum Kinder weinten wenn sie traurig waren.
Er verstand nicht, warum sie Mitleid für andere empfanden.
Warum sie lachten, wenn sie glücklich waren.
Warum er Schmerzen empfand, sobald eines der Kinder ihm auf den Kopf haute.

Warum war das ständig so?

Mit 16 bekam der magere Hochgewachsene dann die Diagnose: er litt unter einem leichten Autismus.
Dabei litt keineswegs seine Intelligenz daran, nur gab es eben andere Dinge, für die Hoseok sich interessierte.
Es waren eben nicht Fußball oder andere Ballspiele, die ihn als Kind interessierten.
Viel lieber beobachtete er die verschiedenen Tiere in ihrer natürlichen Umgebung. Vögel, Kleintiere wie Eichhörnchen und Hasen. Aber am liebsten beobachtete er die Bienen, die in seinem Garten immer so laut surrten.
Sie waren so stark, so tüchtige Tiere die ständig arbeiteten.
Sie waren so schön, mit ihren kleinen Flügeln die so oft in der Sekunde schlugen.
Hoseok hatte öfters Bienen in einem Glas gefangen um sie dann zu beobachten.
Dann hatte er gezählt wie oft ihre Flügel schlugen, jedoch waren sie für seine ständig müden Augen zu schnell.
Hoseok war schon als Kind ständig müde, benahm sich aber stets so als würde er hellwach sein.
In der Schule konnte er beinahe nie ruhig sitzen bleiben, doch da er erst spät untersucht wurde dachten die Lehrer ständig er würde nur hyperaktiv sein und nicht psychisch krank. ADHS vermuteten sie, wie bei so vielen Kindern.
Sie schickten ihn immer wieder vor die Tür, da er im Klassenzimmer herumspazierte und er verstand nie warum.

Warum durfte er nicht herumspazieren? Hier war doch so viel Platz!

In all den Jahren hatte Hoseok halbwegs gelernt Gefühle anderer Menschen einzuordnen. Doch es war so unglaublich schwierig für den 20-Jährigen.
Er hatte einen Therapeuten, der ihm ständig Bilder vor die Nase hielt, auf denen weinende oder lachende Menschen zu sehen waren.
Anfangs tat er sich schwer dies einzuordnen, da er doch nie traurig war. Oder zumindest nicht wusste, wie sich 'traurig' anfühlte.
Woher sollte er denn auch wissen wie sich Traurigkeit anfühlte oder wie sie aussah?
Hoseok erkannte aber nun, dass Jimin definitiv nicht glücklich war.
Die bitteren Tränen auf seinen Wangen, die bebenden Lippen und die zitternden Hände sprachen Bände.
Wie sollte der Autist wissen, wie er damit umgehen sollte?
Er hatte noch nie eine Beziehung beendet und er wusste auch gar nicht ob sie nun wirklich beendet war.
Schließlich hatte er seinem Freund doch einfach nur gesagt, dass er Jemand anderes gut fand.
Jimin verstand einfach nicht, dass es nicht an der mangelnden Liebe lag sondern einfach an dem bildhübschen Jungen mit den Katzenaugen und der blassen Haut.
Nur dieser war schuld an dieser Situation.

,,Du bist auch schön, Jimin", sagte der Größere, versuchte aufmunternd zu klingen aber irgendwie nahm der Angesprochene das falsch auf.
,,Ja, danke, Hobi, das hilft mir sehr viel!", rief er nun und nahm wutentbrannt seine Jacke in die Hand.
Vor einigen Minuten hatten die beiden noch ziemlich intime Momente auf dem Sofa gehabt, bevor Hoseok mit der Tür ins Haus fiel und die Worte 'ich steh auf Jemand anderen!' sagte.
Jimin hatte ihm dann einen ziemlich langen Vortrag gehalten, dass er doch derjenige gewesen wäre, der Hoseok die ganzen drei Jahre lang unterstützt hatte. Er hatte ihn verteidigt, wenn er etwas unüberlegtes gesagt hatte. Er hatte ihn versucht zu verstehen.
Trotz dass es schwer war mit einem Autisten eine richtige Beziehung zu führen, hatte der damalige Schüler sich getraut und es gewagt.

Die beiden kannten sich schon von der siebten Klasse, gingen zusammen zur Schule und als es eben Gang und Gebe wurde (sexuell) aktiv zu werden, hatte Hoseok Jimin einfach geküsst. Ohne je darüber nachzudenken, ob er ein Mädchen oder einen Jungen küssen sollte.
Sie waren siebzehn und hatten noch gar nicht über ihre Sexualität nachgedacht.
Klar, war Jimin ihm als 'normaler' Junge in dieser Sache weit voraus, jedoch dass er dann doch auf Männer und speziell auf seinen langjährigen Freund stehen könnte, hatte ihn wirklich überrascht.

Es hatten ihn umgehauen, plötzlich so starke Gefühle zu haben.
Dort, wo zuerst nur Freundschaft war.

Bees & Ladybugs | Sope √ Where stories live. Discover now