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Draco ging, die zitternden Hände in seine Hosentaschen gesteckt und dort verkrampft, damit ja niemand sieht, wie Angst erfüllt er war, mit schnellem Schritt den Gang der Schule hinunter, um zum Raum der Wünsche zu gelangen.


Die Angst hinter gleichgültigen Augen verschlossen, die aber dennoch aufmerksam und nach jeglicher auffälligen Kleinigkeit suchend, unauffällig die Nischen und Seitengänge fixierten, ehe er innerlich erleichtert aufseufzte und die Finger ein wenig aus seiner Ballung der Hände löste, lief er weiter bis er vor dem Raum stehen blieb.
Er hatte Angst, große Angst. Wie er mit dem Auftrag umzugehen hatte, wusste er nicht, aber Fakt war, dass er den Wunsch des dunklen Lords nicht einfach so missachten konnte, vor allem weil er seit dem Sommerferien für sein Leben lang gekennzeichnet ist und gerade jetzt zum Sieg eben diesen Mannes beitragen musste - ob er wollte, wurde dabei vollkommen außer Acht gelassen.
Malfoy musste und daran führte kein Weg vorbei, er wollte diese Schiene des Bösen nicht fahren, aber leider lag das nicht in seiner Entscheidungsgewalt und deshalb musste er sich den Befehlen beugen.

Einmal tief aufseufzend betrat er den Raum und ging stracks die wenigen Meter bis hin zu dem, mit einem Tuch überdeckte Kabinett, das er nun reparieren musste.

Die anfangs abgeflachte Angst staute sich nun wieder auf, das Szenario, in dem der Lord höchstpersönlich ihn in die Mangel genommen hatte und mit dem Tod seiner Eltern drohte, wenn er, Draco, nicht auf der Stelle dem Vorhaben zu sagte, das Verschwindekabinett wieder zu reparieren, um Todesser in Hogwarts einzuschleusen. 

Er war feige, ja, das wusste er. Er konnte niemanden töten, dessen war er sich bewusst und lieber beugte er sich den Befehlen, als am Ende für den Tod seiner Eltern verantwortlich zu sein, selbst wenn diese ihm ein noch so schlechtes familiäres Leben geschenkt hatten.
Es war die Hölle gewesen, die ständigen Schläge, die ständigen Beschimpfungen, aber dennoch war er ihnen irgendwo dankbar, trotz allem liebte er sie. Sie waren schließlich seine Eltern und um die musste er sich kümmern und sie schützen, selbst wenn es ihm das Leben kosten würde.

Insgeheim bewunderte er Potter um seinen Mut, der Gryffindor hätte sich an Malfoys Stelle direkt gegen den Befehl aufgelehnt, während er wie ein verschreckter Hase lediglich den Schwanz einzog und davon hoppelte, um den Auftrag zu erfüllen. So tickte er nun mal und daran würde sich höchstwahrscheinlich auch niemals etwas ändern, zumindest dachte er das...

Irgendwann, nach dem eine für ihn sich anfühlend, elend lange Zeitspanne vorbei war, warf er das Tuch wieder über das Kabinett und eilte aus dem Raum hinaus, die Tränen krampfhaft versuchend aus den Augen zu halten, während er immer mal wieder die Augen zusammen kniff, was vermutlich komisch auf die anderen Schüler wirkte, aber das war ihm egal, sie wusste letztendlich alle, dass sie sich nicht mit einem Malfoy anlegen sollten. Es würde nicht gut für sie enden.

+++

''Mine!'', hörte die Gryffindor es leise hinter sich rufen, ehe sich zwei muskulöse Arme um ihre Taille schlangen und sie die raue Stimme des Bulgaren an ihrem Ohr vernahm, der mit seinem slowenischen Akzent nun ihren Namen wiederholte. ''Hermine. Schön dich wieder zu sehen.'', lächelte er sanft und ließ das Angesprochene Mädchen ebenfalls lächeln, während sie sich in das Arbeitszimmer des ehemaligen Quidditch-Champions ziehen ließ.
An den Wänden hingen Bilder, die sie nun abermals kritisch beäugten, diesmal aber leise waren, da sie das letzte Mal, als das Mädchen hier war, schon herum gezetert hatten, dass sich das, was die Beiden sich erlaubten, auf keinen Fall sein sollte.

Eine Beziehung zwischen einer Schülerin und einem Professor war nicht dran zu denken, es war schlichtweg nicht erlaubt und moralisch komplett verwerflich, aber das interessierte weder Krum noch Granger. Sie hatten sich seit dem Trimagischen Turnier nicht gesehen und selbst damals war schon klar gewesen, dass die Luft zwischen den Beiden nicht unbedingt der entsprach, die sich zwischen ihr und Ron oder Harry befand - zumindest auf einer Ebene die nicht mit chemischen oder biologischen Formeln zu erklären ist. Auf diesem Level glich die Luft ohne zu diskutieren aller anderen auch, aber darum ging es in dem Moment nicht.

Sie setzte sich auf einen Stuhl neben Viktor, der sich leicht lächelnd über seine Papiere beugte und arbeitete, während sie ihn ein wenig unterhielt, so dass er mehr von seiner Arbeit abgelenkt wurde, als dass er sich für den Unterricht der nächsten Tage vorbereiten konnte, aber das war es ihm wert, er liebte das Mädchen und dafür würde er so einiges hinblättern, nur um an ihrer Seite zu sein. 

+++

Die Gedanken dem blondhaarigen Jungen aus dem verfeindeten Haus hinterher hängend, ging Harry in seinem Schlafzimmer, das er sich mit Ron teilte - der aber ausgeflogen war und vermutlich irgendwo mit Zabini herum saß - auf und ab und bemerkte, wie er in Gedanken immer weiter ins träumerische abdriftete.
Angefangen mit dem Aussehen Malfoys bis hin zu der angenehmen Stimme, die er im Unterricht bei Professor Slughorn hatte, wenn er die komplizierte Mischformel eines Trankes erklärte, während ihm selbst Slughorn mit interessierten Augen zu hörte.

''Warum verdammt denke ich an dieses Arschloch?!'', zischte er irgendwann und beförderte sein Kissen gegen die Wand, das dumpf auf dieser aufschlug und wie ein nasser Sack auf den Boden fiel, ehe es dort unordentlich liegen blieb und Harry ein Seufzen von sich gab.

''Das ist doch nicht mehr normal... was ist bloß los mit mir?'', brummte er und fuhr sich durch die schwarzen Haare, ehe er zu dem Fenster ging und sich dort auf dem Fensterbrett zusammen kauerte, während er aus dem Schlossfenster starrte, in der Hoffnung die Gedanken an die Schlange endlich los zu sein, aber leider waren diese Gedanken vergleichbar mit Zecken, die sich einmal festgesetzt hatten und nun nicht mehr so einfach los zu werden sind.
Sie mussten am Kopf gepackt werden, um die Krankheit los zu werden, aber in dem Fall war es bei einer Zecke um einiges einfacher, da man dort anatomisch sehr genau wusste, wo der Kopf des Insekts lag, bei Gedanken war das eine ganz andere Geschichte. 

Wie und weshalb hatte er sich so an dem Blondhaarigen verbissen?
Was hatte das für seine Zukunft zu sagen?
Und warum genau er?!

Happened • DrarryWhere stories live. Discover now