02.12

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Rosalie

Heute war absolut nicht mein Tag. Erst hätte ich mich auf dem Heimweg fast lang gelegt und dann musste auch noch ausgerechnet meine Mutter anrufen. Kurz hatte ich mit dem Gedanken gespielt das Telefongespräch einfach nicht anzunehmen. Allerdings machte es das für gewöhnlich nur noch schlimmer. Nach weiteren fünf bis sieben Anrufen wäre sie zu Kurzmitteilungen und anschließend zu E-Mails übergegangen. Nicht zu vergessen, dass sie beim nächsten Gespräch wieder eine ihrer Predigten vom Stapel gelassen hätte, die ich vermutlich schon auswendig mitsprechen konnte. Schließlich nutzte meine Mutter jede Chance, die sich ihr bot, um mir lang und breit zu erklären, wie sich eine Frau ihrer Meinung nach zu verhalten hatte und das ich ja alles falsch machen würde. Alleine der Gedanke an diese Tortur hatte mich das Telefonat annehmen lassen, obwohl ich genau wusste wie anstrengend es vermutlich werden würde.

Jetzt, nach dem Gespräch, lagen meine Nerven blank während ich eine Stufe nach der anderen nahm, um zu Hollys und meinem Appartement zu gelangen. Ich steckte den Schlüssel ins Schloss und hoffte inständig, dass heute nichts schlimmes mehr passieren würde. Ich hatte all meine Energie bereits bei der Unterhaltung mit meiner Mutter verbraucht und musste mich jetzt eigentlich auch noch sofort um mein kleines - naja eher großes - Weihnachtsproblem kümmern.

Meine Mutter wollte oder besser gesagt sie verlangte, dass ich meinen neuen Freund mit zu ihrer alljährlichen Weihnachtsfeier brachte. Das Problem an der ganzen Sache war nur leider, dass es keinen Freund gab. Ich war zufrieden mit meinem Singledasein, auch wenn meine Mom das nicht verstehen wollte. Immer wieder lag sie mir damit in den Ohren, dass ich doch einen Mann an meiner Seite bräuchte. Ja klar, als ob eine Frau sich nur dann vollständig fühlen könnte, wenn es einen Kerl in ihrem Leben gab. Das Weltbild meiner Mutter hätte dringend mal auf Vordermann gebracht werden sollen, doch da rannte man bei ihre gegen eine so feste Wand, dass es verschwendete Lebensmüh war. Also hatte ich Anfang der Sommerferien einfach behauptet in festen Händen zu sein nachdem Mom mal wieder irgendwelche Verabredungen für mich arrangiert hatte. Natürlich fand Mutter das großartig, obwohl sie im selben Atemzug nicht unerwähnt ließ, dass einer ihrer Kandidaten bestimmt besser zu mir gepasst hätte.

Im Grunde hätte ich damals mit einer solchen Aussage rechnen müssen, doch irgendwie hatte sie mich damit so sehr überrumpelt, dass ich für mehrere Augenblicke einfach nur noch still gewesen war. Vielleicht hatte ich bis dato auch immer noch die Hoffnung gehegt, dass meine Mom sich auch mal über etwas in meinem Leben freuen könnte, selbst wenn es nur ein vorgegaukelter Freund war.

Eigentlich wollte ich mit meinem Fantasiefreund Schluss gemacht haben bevor mich meine Lüge in eine solche Situation bringen konnte, jedoch hatte ich fälschlicherweise angenommen bis dahin noch allerhand Zeit zu haben. Dementsprechend steckte ich jetzt wirklich in einem Schlamassel. Wie sollte ich meiner Mutter nur einen Mann präsentieren, den es doch gar nicht in meinem Leben gab?

Ein wenig entmutigt betrat ich unsere Wohnung und überlegt fieberhaft welche Lösung es für mein Dilemma gab. Die Wahrheit zu sagen, kam schon mal nicht in Frage. Meine Mutter würde sich nur darin bestätigt fühlen, dass ich ihre Hilfe bräuchte, was absolut nicht der Fall war. Aber welche Möglichkeiten standen mir sonst noch zur Verfügung? Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung. Mein Kopf fühlte sich an als hätte ein Tornado darin herum gewütet und alles durch einander gebracht, was mir nicht gerade dabei half mir einen guten Überblick über die ganzen Lage zu verschaffen und so einen Ausweg zu finden.

Unentschlossen darüber wie ich jetzt weiter vorgehen sollte, lief ich erstmal in die Küche. Dort stelle ich meine Tasche auf einen der Stühle ab, öffnete den Kühlschrank, nur um ihn gleich darauf wieder zu schließen ohne etwas heraus genommen zu haben und ging dann in mein Zimmer. Vermutlich gab es eine ganz einfache Möglichkeit aus dieser Unglücksgeschichte wieder heil heraus zu kommen, nur fiel sie mir momentan leider partout nicht ein.

The Christmas DateWhere stories live. Discover now