18.12

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Rosalie

Die Arbeit wurde immer hektischer um so näher die Feiertage rückten, was dazu führte, dass ich bisher keine Gelegenheit gehabt hatte um mit Kelly zu reden. Mir war nicht bewusst gewesen, dass sie Jason, Holly oder Ryan überhaupt kannte bis wir gestern zurück in die WG gekommen waren.

Meine Kollegin hatte verdächtig nah bei Jason gesessen, weswegen ich vermutete, dass er der Grund war, warum sie überhaupt vor Ort gewesen war.

Ich mochte Kelly, doch bisher hatte ich immer angenommen, dass sie auf unseren Arbeitskollegen Liam stand. Die beiden schienen sich gut zu verstehen, auch wenn es im Moment wohl Ärger an der Front gab. Zumindest wirkte es heute so als würden die Zwei sich so gut es ging aus dem Weg gehen.

Gerade im Hinblick darauf, dass sie gestern wohl bei Jason gewesen war, überraschte mich das ziemlich. Ich wollte unbedingt wissen, was da los war, denn ich platzte schon fast vor Ungeduld.

Merkwürdig wie man sich doch innerhalb von lediglich zwei Wochen schon so verändern konnte. Bevor ich Derek kennengelernt hatte, war ich nie ein besonders neugieriger Mensch gewesen, was vielleicht auch einfach zum Teil daran lag, dass es bei uns Zuhause keinen Grund für Neugierde gegeben hatte. Für Außenstehende womöglich, aber nicht, wenn man das Chaos hinter den Mauern bereits kannte.

Kurz bevor meine heutige Schicht endete, bekam ich zu meinem Glück doch noch die Möglichkeit Kelly auszuquetschen und die nutzte ich auch auf der Stelle.

»Ist zwischen dir und Liam alles in Ordnung?«, fragte ich gerade heraus, denn das die beiden keine Flirtereien austauschten, war nicht gerade normal.

»Ja, klar. Was sollte schon sein?« Bei der Erwähnung von Liams Namen wurde ihre Haltung augenblicklich steifer. Egal, was Kelly behauptete, irgendwas war geschehen.

»Naja, sonst seid ihr beiden praktisch die ganze Zeit über am Flirten und heute geht ihr euch aus dem Weg so gut es eben geht«, schilderte ich meine Beobachtung. Langsam wandte sich meine Arbeitskollegin mir zu und ihr Blick sah nicht gerade positiv gestimmt aus. Auf ihrer Stirn erschien eine kleine Falte und ihre braunen-grünen Augen blitzen mich warnend an und schienen mir zu raten das Thema fallen zu lassen.

»Du warst gestern bei Jason und den anderen in WG?«, fragte ich schnell um wenigstens noch darüber mit ihr reden zu können. »Ich wusste gar nicht, dass ihr zwei euch kennt.«

»Wir haben ein paar Kurse zusammen und das mit Liam und mir...« Ihr Blick huschte kurz zum besagten Kollegen herüber bevor sie wieder mich ansah. »Wir haben uns einfach auseinander gelebt, schätze ich.« Ihre Miene verriet mir, dass da noch mehr hinter stecken musste, doch ich hatte nicht wirklich das Recht darauf weiter nachzubohren. Wir verstanden uns zwar gut, aber wir waren keine Freundinnen und verbrachten auch nicht unsere Freizeit zusammen.

»Falls du darüber reden möchtest, dann habe ich immer ein offenes Ohr«, sagte ich und lächelte sie aufmunternd an.

»Ich denke da gibt es nicht mehr viel zu reden.« Damit war unser Gespräch auch beendet und Kelly kümmerte sich um die nächsten Gäste.

Nach dem Ende meiner Schicht war Derek aufgetaucht, um mich zum Essen abzuholen. Wie fast immer gingen wir zu Ed's Diner, doch im Gegensatz zum letzten Mal bestellte ich diesmal anstatt Burger mit Pommes eine Pizza und einen kleinen Salat. Derek hingegen bleib bei seinem altbewährten Cheeseburger. Ich konnte ihn verstehen. Die Burger hier waren weltklasse, dass musste man einfach immer wieder betonen.

»Du hast übrigens meine neugierige Seite geweckt«, erzählte ich ihm meine neue Erkenntnis. »Ich war früher nie so.«

»Ich mag diese Seite an dir«, verkündete er und lehnte sich zu mir rüber, um mich zu Küssen. Lange dauerte der Kuss allerdings nicht, da wir von einem Räuspern unterbrochen wurden. Ein schüchtern wirkender Junge in unserem Alter kam mit unseren Bestellungen und es schien ihm sichtlich unangenehm zu sein uns stören zu müssen.

»Wie war die Arbeit?«, fragte Derek während er sich über seinen Burger hermachte, der wohl mal wieder fantastisch war.

»Ganz okay. Ich habe das Gefühl, dass es immer voller wird und bin ziemlich froh, dass ich nur wenige Schichten übernehme.« Schnell stibitzte ich mir eine von Dereks Pommes und dachte, dass er es nicht bemerkt hätte bis er den Kopf zu mir drehte, mich angrinste und die Pommes näher zu mir schob.

»Ich hatte, glaube ich noch nie Pizza in diesem Laden«, verkündete er und ich verstand den Wink mit dem Zaunpfal sofort. Ich hielt ihm mein Stück ihn und ließ ihn abbeißen woraufhin er genüsslich stöhnte.

»Hmm, die ist ja mindestens genauso gut wie der Burger. Was hältst du davon mir ein ganzes Stück abzugeben? Im Gegenzug bekommst du natürlich auch ein paar Pommes«, fragte er grinsend und ich hielt ihm meinen Teller hin damit er sich ein Stück nehmen konnte.

»Übrigens ich soll dich von meiner Mom fragen, ob du Silvester zu uns kommen willst«, erzählte mir Derek als wir fast fertig waren mit essen. »Sie würde dich wahnsinnig gerne wiedersehen.« Sein Gesicht strahlte pure Glückseligkeit aus als er das sagte.

»Hättest du Lust? Wir können bei mir übernachten oder bei meinen Eltern.«

Ich wusste wie nett Dereks Eltern beim Abendessen gewesen waren, doch trotzdem wurde ich leicht nervös bei dem Gedanken eventuell bei ihnen zu übernachten.

»Wir können auch spontan entscheiden, wo wir schlafen, wenn dir das lieber ist«, meinte Derek, dem meine Unsicherheit aufgefallen war. Er war so verständnisvoll und toll und ich wusste, dass meine Angst eigentlich komplett unbegründet und irrational war, dennoch spürte ich sie immer noch in mir. Nicht mehr so laut wie an dem Abend als ich abgehauen bin, aber sie war trotzdem noch präsent genug, um mich inne halten zu lassen.

»Wir können sehr gerne Silvester mit deinen Eltern verbringen«, antwortete ich nachdem ich einmal tief durchgeatmet hatte.

»Sehr schön, dann lass uns aufessen, zu mir gehen und unseren Filmmarathon beginnen.«

Da wir beide am nächsten Tag in die Uni mussten, war Filmmarathon etwas hoch gegriffen. Allerdings hatten wir jeder eine Liste mit Filmen gemacht, die wir unbedingt irgendwann mal sehen wollen und diese abgeglichen. Heraus kam eine lange Liste mit Filmen, die alle geguckt werden und die wir abarbeiten wollten.

Als der Kellner wenig später mit der Rechnung kam, schnappte ich sie Derek vor der Nase weg, da er sonst immer bezahlte und ich das diesmal übernehmen wollte.

»Gibt die Rechnung her«, forderte er mich auf, doch ich gab nicht nach. »Nein, heute bezahle ich mal.« Er streckte den Arm nach dem Zettel aus, doch ich lehnte mich soweit es ging aus unsere Sitznische heraus, um ihn aus seiner Reichweite zu bringen.

»Okay, jetzt gib sie her sonst fällst du noch von der Bank runter.«

»Warum darf ich nicht zahlen?«, fragte ich während ich ihn mit einem Hundeblick anguckte.

»Weil die Dates meine Idee waren«, erwiderte er mit einem leichten ernsten Unterton, der wohl keinen Widerspruch dulden sollte.

»Aber als ich zugesagt habe, war nie die Rede davon, dass ich nie bezahlen dürfte.«

»Du wirst mir diese Rechnung nicht geben oder?«, fragte er resigniert.

»Nicht in diesem Leben und vermutlich auch nicht im nächsten.«

»Okay, dieses eine Mal«, gab er nach und ich behielt für mich, dass es natürlich nicht das letzte Mal gewesen war.  

The Christmas DateWhere stories live. Discover now