10. Türchen

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Sie hätte nichts dagegen gehabt, wenn die Liste an jenem Tag des Aufeinandertreffens mit Louis geendet hätte. Es wäre sicherlich nichts der schönste Abschluss gewesen, aber einer mit dem sie hätte leben können. Zunächst blieb eine Nachricht von Nicholas zwar aus, trotz dessen stand er zwei Tage später wieder vor ihrer Tür. Wohlbemerkt um 8 Uhr und sie war alles andere als bereit dafür in den Tag zu starten. Sie hatte noch ihren plüschigen Schlafanzug an, jenen, mit dem Rentieraufdruck in der Mitte, für den sie sich bei jedem anderen in Grund und Boden geschämt hätte. Bei Nicholas kümmerte sie das weniger, stattdessen warf sie einem vernichtenden Blick zu. Er wusste, dass sie kein Frühaufsteher war und die ersten Stunden nach dem Aufstehen kaum ansprechbar war.

„Was willst du um diese verdammte Uhrzeit hier?", zischte sie genervt und wischte sich dabei den Schlaf aus den Augen.

Nicholas sah so aus, als wäre er an diesem Morgen schon joggen gewesen, danach unter die Dusche gehuscht und mit einem Kafee intus zu ihr geeilt. Anders als sie war er voller Tatendrang und wippte auf seinen Füßen bereits vor und zurück.

„Den nächsten Punkt erledigen natürlich", verkündete er glücklich und schien nicht gewillt, sich von ihr die Laune verderben zu lassen, „Außerdem hat es geschneit!"

Auch das noch. Jetzt hatte sie noch weniger Anreiz das Haus zu verlassen. Sie hasste Kälte und alles, was keinem Frühstücksbuffett entsprechen würde, würde auch nichts daran ändern können, dass sie freiwillig nicht einen Fuß vor die Tür setzen würde.

Als hätte er ihre Gedanken gelesen fügte er sofort hinzu: „Wenn du dir was anziehst, warten unten im Auto Croissants auf dich. Wobei ich dich natürlich auch so mitnehmen kann. Lustig wäre es auf alle Fälle."

Ein Seufzen kam über ihre Lippen. „Hoffentlich sind es Schokocroissants."

Also verschwand sie widerwillig in ihrem Zimmer, warf sich vernünftige Klamotten über und ließ ihren geliebten Schlafanzug und das bequeme Bett hinter sich, um sich wieder einmal in Nicholas Auto wiederzufinden, welches immerhin mollig warm war. Während sie sich schläfrig über die Croissants hermachte und eins nach dem anderen verschlang.

„Wie ich sehe, bist du immer noch ein halber Staubsauger", bemerkte Nicholas schmunzelnd und startete dabei den Motor.

„Und du hast immer noch bescheuerte Ideen", antwortete sie brummig.

Die Fahrt verlief schweigend, nur ein wenig Musik lief im Hintergrund, bis Nicholas die entspannte Stille durchbrach.

„Wie findest du ihn?"

„Louis?"

„Genau."

„Es ist egal wie ich ihn finde", antwortete sie passiv, „Solange du mit ihm glücklich bist."

„So schlimm?"

„Was?! Nein", beeilte sie sich zu sagen, „So schlimm nicht. Er bemüht sich sehr um dich, ihr seid ein süßes Paar. Er ist...nett."

„Er fand dich auch sehr sympathisch", entgegnete Nicholas, „Er würde dich gerne noch einmal widersehen."

So ein Mist.

„Ähm natürlich", versuchte sie möglichst unauffällig zu antworten, „Immer gerne."

In diesem Moment schaltete Nicholas den Motor wieder aus und schnallte sich ab, was dafür sorgte, dass sich ihre Augen panisch weiteten. „Jetzt?!"

Sein Lachen hallte durch das Auto, als er ihr sanft über die Schulter fuhr.

„Nein, nicht jetzt, Julia. Aber wir haben unser Ziel erreicht."

Julia blickte hinaus und ihr fiel beinahe die Kinnlade hinunter, als sie das Gebäude ihrer alten Schule erblickte. Jener Ort, an dem Nicholas und sie zueinander gefunden hatten.

Noch einmal fliegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt