t w e l v e

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Jungkook

Der Wind blies mir eiskalte Luft entgegen. Meine Ohren schmerzten, und die Kälte machte mich wahnsinnig.

Ich war sowieso schon viel zu spät dran, hetzte mich also doppelt. Wer wollte schon zu einem wichtigen Date zu spät kommen?

Die schwarzen Wolken am Himmel und der vermasselte Physik Test, den wir heute zurückbekommen hatten, machten meine Laune kein Stück besser.

Ich kam vor einem Einfamilienhaus zum Stehen, kettete mein Fahrrad an und atmete einmal tief durch bevor ich die Klingel betätige.

Gleich darauf schon wurde die Tür aufgerissen.
Vor mir stand Taehyung, gegen den Türrahmen gelehnt und wie immer grinsend.
Tat er das jetzt um mich zu verunsichern?

"Komm rein. Hast du den Kopfsalat gekauft?", waren seine ersten Worte.

Ich nickte, kramte den Salat aus meinem Rucksack und überreichte ihm den sobald wir im Warmen standen.

Ich bückte mich um mir die Schuhe auszuziehen, schob sie dann vor die Treppe und ließ mir von Tae die Jacke abnehmen.

"Du bist zu spät", merkte er an, während ich ihm in die Küche folgte.

"Ja.. an der Kasse war es so voll.. ich bin schon so schnell gefahren wie ich konnte, ehrlich."

Er lachte, holte schonmal einen Kochtopf aus dem Schrank und legte alle weiteren wichtigen Materialien auf die Arbeitsplatte.
"Du musst dich nicht rechtfertigen, war nur eine Anmerkung."

Ich nickte bloß, auch wenn er es nicht sah - er stand mit dem Rücken zu mir, setzte mich dann auf einen der Stühle am Esstisch.

"Glaubst du ich schaffe das mit dem Abnehmen..?", frage ich unsicher.

Er überlegte, oder war einfach zu konzentriert, antwortete jedenfalls eine Zeit nicht.
"Mhm.. du kannst alles schaffen, wenn du es willst. Ich will trotzdem nochmals betonen, dass du nicht nur für andere abnehmen sollst - schon gar nicht für mich. Es soll um dich gehen, und darum, dass du dich wohler fühlst."

Ein Lächeln Schlich sich mir auf die Lippen.
Es war schon süß von ihm.
Ein wenig hätte er auch mein großer Bruder sein können.
"Du bist lieb.. ich hab mich aber entschieden das wirklich für mich zutun."

Taehyung nickte, winkte mich dann zu sich, schob mir Messer und Brett zu.
"Du kannst schonmal das Gemüse schneiden; in kleine Würfel wäre am besten."

Ich nickte und begann mit meinem Auftrag.
Mit Tae zu kochen machte sogar Spaß.
Es war nicht so, dass ich allein in der Küche stand, sondern viel harmonischer.
So würde ich freiwillig jeden Abend kochen.

Das Kochen zog sich ganz schön in die Länge und wir waren erst gegen halb 9 fertig mit allem, saßen uns jetzt gegenüber und aßen.

Eigentlich war das jetzt total romantisch, hätte mich mein Gehirn nicht an den Geschichtstest morgen erinnert.

Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn und stöhnte genervt auf.
"Hab vergessen, dass ich morgen Geschichte schreibe..", murmelte ich.

Taehyung lachte etwas, trank dann einen Schluck von seiner Cola.
Cola, die ich natürlich nicht trinken konnte.
"Das kriegst du schon hin.. ich würde dir gern beim Lernen helfen, aber in Geschichte war ich immer schon schlecht."

"Dann haben wir ja was gemeinsam", lachte ich. Geschichte war halt wirklich eins meiner 'Hassfächer'. Es konnte ja irgendwo auch am Lehrer liegen.

"Kochst du eigentlich öfters mal? Du scheinst ja Erfahrung zu haben.. und es schmeckt auch richtig gut."

Taehyung nickte. "Mein Vater ist körperlich nicht mehr in der Lage dazu. Also.. ich mein, er könnte kochen, aber er soll seine Zeit als Rentner lieber gemütlich ausklingen lassen.
Außerdem kocht er schrecklich, und das will ich mir nicht antun."

Ich lachte, schüttelte ungläubig den Kopf.
"Ich kann nicht nachvollziehen, wie du so unglaublich produktiv sein kannst. Dein Leben ist doch sicherlich total stressig, oder?"

"Das stimmt schon. Ich muss oft auf Dinge verzichten, weil die Arbeit zuvor kommt, aber es gefällt mir. Ich sitze eh nicht so gern allein zuhause rum, bin lieber unter Leuten."

Es war so interessant mehr über ihn zu erfahren, auch wenn ich das bei unserem Date auch schon hatte. Sein Leben war einfach so viel spannender als meins.

"Wenn du morgen in die Schule musst, wirst du wahrscheinlich nicht bei mir übernachten, richtig?", fragte er.

Ich schüttelte den Kopf.
"Das geht leider nicht, aber es wäre nett wenn du mich eventuell später nach Hause fahren könntest . Es ist ja schon dunkel, und da fahre ich ungern Fahrrad."

"Klar, dann würde ich sagen essen wir jetzt in Ruhe auf, räumen dann ab, und dann bringe ich dich nachhause, ja?"

Ich stimmte zu, steckte mir eine Bohne in den Mund und grinste.
Bei ihm fühlte ich mich einfach so wohl.

overweight | vkookWhere stories live. Discover now