s e v e n t e e n

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Taehyung

Ich tippte ungeduldig mit den Fingern auf den Holztisch, der im Laden als Theke genutzt wurde. Der alte Barhocker knarzte wenn ich mich bewegte.
Seufzend sah ich aus zur Tür.
Die Kuckucksuhr ließ mich hochschrecken.
Ich konnte schließen.

Es waren heute in den zwei Stunden, die ich hier verbracht hatte nur 3 Kunden zu Besuch gewesen. Keiner von ihnen hatte eine Schallplatte gekauft. So langsam rieb auch die Miete von dem Laden ziemlich an Papas Konto.

Ich hüpfte von Barhocker, hängte das Schild mit closed als Aufschrift an die Außentür und packte drinnen meine Sachen zusammen.
Der Laden konnte wirklich bald zumachen.
So wenig Umsatz hatten wir seit Jahren nicht mehr gemacht.

Und das war nichtmal das Einzige was mir zu schaffen machte.
Ich schloss den Laden von außen ab und öffnete meinen Regenschirm.

Das Wetter war total beschissen, passend natürlich zu meiner Laune.
Ich hatte noch eine Menge für die Uni zutun und irgendwie fühlte es sich an als würde mir die Zeit davon rennen.

Außerdem vermisste ich Jungkook.
Nach dem Anruf hatte ich ihm ab und an nochmal geschrieben, er hatte aber nicht weiter drauf reagiert. Nichtmal gelesen hatte er sie.

Vielleicht müsste ich auch einfach damit abschließen. Ich würde halt von ihm abserviert, auch wenn ich es nicht gewöhnt war, abserviert zu werden. Mich wunderte sein Sinneswandel trotzdem.

Ich stieg in meinen VW Polo, den ich weiter hinten in der Stadt geparkt hatte und startete den Motor.

Der Regel prasselte gegen die Scheiben während ich fuhr.

Ich hielt an einer Ampel, sah gedankenversunken aus dem Fenster.
Eine Gruppe Jugendlicher stand neben der Straßenbank - alle unter riesigen Regenschirmen. Sah ziemlich so aus als würden sie rauchen.

Je mehr ich mich konzentrierte, desto mehr konnte ich von den Personen erkennen.
Der eine kam mir sogar ziemlich bekannt vor.
War das nicht einer von den Typen die mich gestern Abend ausgelacht hatten?
Ich zog die Augenbrauen zusammen, erkannte dann noch ein paar weitere, die auch dabei gewesen waren.

Unter dem roten Schirm direkt daneben standen ein Mädchen und ein etwas breiterer Junge. Als der Junge auf die Straße guckte, die Zigarette ausversehen in den Regen hielt und sie ihm runterfiel, konnte ich etwas mehr von ihm erkennen. Fuck, es war Jungkook.

Hinter mir hupte es. Die Ampel war schon längst grün geworden.

"Verdammt!" Ich drückte wieder aufs Gaspedal, parkte etwa hundert Meter weiter am Straßenrand und stieg aus.

Ich rannte auf die Gruppe von Jugendlichen zu, bei denen Jungkook stand.
Keuchend hielt ich vor ihnen an.
Hier roch es nach mehr als nur Zigaretten. Es roch verdammt stark nach Gras.
Ich verzog das Gesicht.

Jungkook sah zu mir hoch, er schien überrascht zu sein.
"Was machst du hier?!", rief er aufgebracht.
"Genau das könnte ich dich fragen! Warum stehst du hier am Straßenrand mit solchen.. Pennern? Tickst du noch ganz?!"

Er schubste mich zurück, stand jetzt nicht mehr neben dem Mädchen unterm Regenschirm und wurde somit nass.
"Lass mich einfach mal in Ruhe! Du hast dich nicht in mein Leben einzumischen!"

Ich sah ihn fassungslos an. Dieser Junge war echt unglaublich.

"Ach du heilige Scheiße.. der Mc Donalds Typ."
Ich vernahm ein Kichern von weiter hinten, wendete meinen Blick dorthin.
"Scheinst ja ganz schön mutig zu sein unter deinen Freunden. Aber wenn du mit weniger Leuten oder allein unterwegs bin scheißt du dir in die Hose, mhm?"

Der Typ wollte mir gerade eine Antwort geben, da kam Soyeon auf mich zugerannt.
"Hey Taehyung! Was machst du denn hier?"
Lächelnd umarmte sie mich.

Sie war eine gute Bekannte, halt die Schwester meines besten Freundes.
"Hey", ich erwiderte die Umarmung.
"Ich wollte nur kurz Jungkook abholen."
"Ach ihr kennt euch?", fragte sie überrascht.
Ich nickte bloß und sah zu ihm.

Soyeon zog den Typen aus Mc Donalds zu sich.
"Das ist mein Freund. Er wollte dich bestimmt nicht auslachen gestern. Er wird ab heute keine blöden Kommentare mehr machen, stimmt's?"
Sie sah zu ihm hoch, klimperte mit den Augenlidern.
Den Typen blieb scheinbar nichts anderes übrig als zu nicken.
"Jop, sorry."

Ich grinste, murmelte ein "Bis Samstag Abend" und beschloss dann Jungkook einfach hier zu lassen. Am Wochenende auf der Party würde ich ihn höchstwahrscheinlich eh wiedersehen.

Der Bruder von Soyeon hatte mich und ein paar weitere Uni Freunde auch zur Party eingeladen. Spätestens dort würde ich schon mit ihm reden können.

Soyeon erwiderte meine Verabschiedung und ich lief zurück zu meinem Auto - komplett durchnässt.

Die Party würde wohl interessanter werden als gedacht.

overweight | vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt