t h i r t y t h r e e

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Taehyung

Niemals hätte ich gedacht, dass ich mal kotzend auf dem Boden einer Toilette liegen würde.

Ich ließ meinen Kopf gegen die geflieste Wand prallen, stöhnte betrunken auf. Eigentlich wollte ich nach meinem Handy greifen, meine Hand fand aber nichtmal die Hosentasche.

Ich lehnte mich automatisch wieder nach vorne, spuckte alles aus, was in den paar Minuten wieder den Weg nach oben gefunden hatte. Höchstwahrscheinlich roch ich wie ein Schnapsladen. Ich wusste nicht mal mehr das wievielte mal ich mich jetzt übergeben hatte.

Trauersaufen war immer schlecht. Man war nicht nur beschwipst, besäuselt oder hatte einen sitzen. Es war eher so als würde man einen dumpfen Schmerz in sich fühlen, der einen wie gelähmt sein lässt. Und dann waren da noch die klassischen Nebeneffekte.

Meine Hand griff zum Türrahmen und ich krallte mich daran fest, versuchte erneut aufzustehen, aber es klappte nicht.

Die laute Musik von draußen ließ meinen Schädel brummen. Jetzt kam endlich jemand durch die Tür. Ein Herr, etwas älter als ich.
Ich reckte meine Hand nach oben um ihn auf mich aufmerksam zu machen. Der Mann schien aber selbst mit dem Alkohol kämpfen zu müssen, trottete also auf wackligen Beinen in eine der Kabinen und schloss ab.

Verzweifelt griff ich wieder nach meinem Handy, schaffte es diesmal es aus meiner Hosentasche zu ziehen und zu entsperren.

Ich erkannte kaum etwas auf dem Bildschirm, meine Augen waren nicht an das helle Licht gewöhnt. Halbwegs konzentriert schaffte ich es Jungkook in meinen Kontakten zu finden und ihn anzurufen. Das Tuten an meinem Ohr ließ mich zusammenzucken - kein Wunder, ich hatte auch auf Lautsprecher gestellt.
Ich hielt das Handy von meinem Ohr weg, ließ mich wieder auf den Boden rutschen und wartete bis er abhob.

"Ja?", murmelte er verschlafen.

"Jungkks isch hab ein Prooblem", lallte ich, lehnte mich dann auf ein Neues nach vorne und übergab mich auf den Fußboden. 
"Bitte hool misch ab. Mir ist so schlechtss."

"Warum bist du betrunken?!", rief er. Seine Worte drehten sich in meinem Kopf, wiederholten sich immer wieder.

"A-Ah schrei nischt ja ich hab ahj.. aish sch-scheische."

"Wo bist du?", fragte er genervt und immer noch laut sprechend. Seine Müdigkeit schien wie verschwunden.

"Naaacht Club Verra mhm. Bitte komm h-her! Isch kann nischt mehr! Alles im meim Lebben isch so sch-schlimm-recklich."

"Ich komme, kann aber noch etwas dauern."
Damit legte er auf und ließ mich hier erstmal noch für eine ganze Weile auf den kalten Fliesen sitzen. Keiner der ein und ausgehenden Gäste interessierte sich für mich.

Ich saß bloß da wie ein zu jung geratener Alkoholiker, brachte kein Wort mehr raus. Das Einzige was ich noch tat war weiterhin zu kotzen. Immer wieder auf dieselbe Stelle. Irgendwann ekelte mich der Anblick so an, dass ich allein davon zusätzlich in einen Würgreiz verfiel.

Meine Augen waren schon total rot vom heulen. Ich hatte während des Betrinken gar nicht aufhören können zu weinen, erst als ich den Weg zur Toilette gefunden hatte und mich das erste Mal übergab, konnte ich mir die Tränen zurückhalten.

Es fühlten sich an wie Stunden die ich dort auf den kalten, klebrigen Fliesen verbrachte bis Jungkook endlich durch die Toilettentür gestürzt kam und sich zu mir kniete.
"Alles okay?"

"Nein. Die gansche Welt hasst misch und ich ahjj aish ich hab.. mir ist kotzübel ah."

Er griff nach meiner Hand, zog mich zu sich hoch und stützte mich dann.
"Wir laufen jetzt nach Hause", schallte seine Stimme durch meinen Schädel.
"Ich hab leider kein Auto."

"Isch hab so scheiße gebaut, mhm. Mein Leben isch b-beendet für imma. Du gehst ah.. ich wollte sagen.. mein Vater isch enttäuscht wie z-z-zu awaarten."

Jungkook schien mir nur beiläufig zuzuhören. Er war viel mehr beschäftigt damit uns aus dem Club rauszubringen ohne dabei irgendwelche Leute anzurempeln.

Draußen war es kalt, durch meinen Alkohol Intus aber auszuhalten.
Ich wusste, dass es nicht weit zu laufen war bis zu Jungkook, trotzdem kam mir der Weg unglaublich lang vor. Wir mussten aber auch jede Minute halt machen, weil ich entweder nochmal das Gefühl hatte zu kotzen, oder weil ich sonst fast hingefallen wäre.

Ich war trotzdem verhältnismäßig relativ still auf dem Weg. Jungkook sprach auch kein Wort, erst als ich kurz vor seiner Haustür zusammenbrach schrie er mich an.

"Steh verdammt nochmal auf jetzt!", brüllte er, schloss dann einfach die Haustür auf.
Irgendwie schaffte ich es die Treppen hochzukommen, ließ mich dann im Flur auf den Teppich fallen.

"Isch argh ah-.. k-kann nicht mehr."

Jungkook zog mich hinter sich her in sein Zimmer, hob mich dann mit aller Kraft aufs Bett. "Bleib da sitzen."

Ich folgte seiner Anweisung - allein hätte ich sowieso nicht aufstehen können.
Er drückte mir eine Schüssel in die Hand.
"Falls du nochmal spucken musst."

Mit zittrigen Händen stellte ich die Schüssel zur Seite und sah ihn an. "Tut mir.. ash.. es mhm.. mir l-leid."

Ich spürte wie Tränen in mir aufstiegen. So sehr ich es auch versuchte, es wollte nicht aufhören. Meine Wangen glühten durch die heißen Tränen auf und ich zog die Beine an meinen Oberkörper.

"I-Ich.. e-enttäusche mein.. mhm.. Vater imma w-wieda und.. tss.. isch bin einfach ein schleschta Sohn. Isch bin nie für ihn d-da weil ich.. ich hab keine Zeit u-und.. die Unisa.. die Uni stresst misch so.. und dann d-die Jobs. Wie soll isch noch mhm.. Zeit haben für disch oda meine Freunde? Du magst misch b-bestimmt a-auch nischt mehr, w-weil i-isch so falsch bin.. D-Du hast das Rescht mich anz-zuschrein, i-isch hasse dich a-auch.. Jungkokss, du A-Arschloch."

Jungkook schluckte, drehte sich zu mir um und sah mir fassungslos in die Augen.
"Dankeschön", flüsterte er, klang dabei nichtmal so als würde es ihn verletzen. Er klang einfach gefühllos. Vielleicht war ich ihm auch egal?




ich mach das Kapitel auch wieder in zwei Teile, weil es sonst zu lang wird

& guys
Alkohol ist nicht gut

overweight | vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt