t h i r t y f i v e

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Jungkook

Vorsichtig, mit bloßen Füßen und auf Zehenspitzen tapste ich zu meinem Zimmer.
Die Nacht hatte ich in dem Schlafzimmer meiner Mutter verbracht, die jetzt jeden Moment von ihrer Arbeit kommen müsste.
Sie sollte natürlich nicht bemerken, dass etwas zwischen mir und Taehyung vorgefallen war.

Leise drückte ich die Türklinke runter und spähte in den Raum. Taehyung schien noch zu schlafen, also nutzte ich die Gelegenheit und schlüpfte durch den Türspalt.

Ich legte mich so weit wie möglich von Tae entfernt ins Bett, rutschte dabei fast von der Bettkante. Er neben mir schien tief und fest zu schlafen und hatte also nichts mitbekommen.

So wirklich wieder einschlafen könnte ich bei seiner Anwesenheit jetzt sowieso nicht mehr.
Immer wieder schossen mir die Bilder der letzten Nacht in den Kopf. Es war aber alles echt gewesen, so sehr ich es auch nicht wahrhaben wollte. Meine Lippe war leicht blutig gebissen und am Hinterkopf hatte ich eine Beule.

Ich drehte mich vorsichtig auf die andere Seite um Taehyung ansehen zu können.
Genau jetzt öffnete er seine Augen, rieb sich müde gähnend die Stirn.
"Fuck..", murmelte er, stöhnte im selben Moment auf. Das waren wahrscheinlich seine wohl verdienten Kopfschmerzen.

"Guten Morgen.. du hast mich gestern noch abgeholt, oder?" Er gähnte erneut, machte den Anschein, als hätte er alles was gestern Abend passiert war vergessen.

"Mhm", brummte ich.

"Alles okay?" Er setzte sich auf, schob die Bettdecke beiseite. "Mir ist total übel."

"Das wundert mich nicht", seufzte ich.
Ich hatte wirklich keine Lust jetzt so zutun, als wäre das gestern nie passiert, musterte ihn also kritisch.

"Hast du irgendwas gegen Kopfschmerzen oder  Übelkeit?"

"Du kannst dich wirklich nicht erinnern", platzte ich raus, schüttelte entgeistert den Kopf.

"Wieso? Was meinst du?"

"Ich könnte dir so eine reinhauen", zischte ich.
"Du hast mich gestern geschlagen, geschubst, gegen die Tür gedrückt und bestimmt über eine Stunde durchgängig beleidigt und fragst jetzt ernsthaft noch was ich meine?"

Völlig perplex sah er mich an.
"Was? Nein.. verarsch mich nicht." 

"Glaubst du ernsthaft sowas denke ich mir aus?"

Er schüttelte langsam den Kopf, schluckte.
"Fuck.. ich.. ich hab dich nicht wirklich geschlagen, oder?"

"Doch, hast du. Du hast mir eine Ohrfeige gegeben - und die war nicht ohne."

Taehyung hielt sich die Hand vor den Mund, rückte zu mir und nahm mich in den Arm.
"I-Ich.. es tut mir so unglaublich-.."

"Halt die Fresse", unterbrach ich ihn und schlug seine Arme von mir. "Du hattest mir versprochen, dass ich dich niemals wieder so erleben muss."

"Jungkook wirklich.. ich wusste einfach nicht mehr weiter gestern und bin dann in diesen Nachtclub gefahren.. auf keinen Fall hätte ich dir so wehtun wollen."

"Hast du aber; Du bist ein Wichser, ein Arschloch, ich wünschte ich hätte dich nie in meinem Leben kennengelernt. Du bist an dem Einbruch Schuld und daran, dass mein Leben so stressig ist. Warum hast du mich einfach alleine wegfahren lassen? Du bist der größte Hurensohn der Welt", äffte ich seine gestrigen Worte nach.

Jetzt war er erstmal sprachlos, fing sich aber nach ein paar Minuten wieder und sah mich an. "Jungkook ich kann verstehen, wenn du mir nie wieder verzeihen wirst, aber mir geht es wirklich nicht gut in letzter Zeit. Der Einbruch und das alles.. war einfach zu viel für mich. Ich hab schon so den alltäglichen Stress und wenn sowas dazukommt, wie der Anfall meines Vaters.. dann ist es für mich wirklich jedes Mal eine Qual. In solchen Momenten kommt es dann eben.. öfters Mal dazu, dass ich zum Alkohol greife.. tut mir leid, dass ich dich angerufen habe. Du hättest mich gar nicht erst abholen dürfen."

"Und hätte ich dich nicht abgeholt? Was wäre dann mit dir passiert? Ich weiß, dass es eine harte Zeit für dich ist, aber du hast mir gestern Mittag gesagt, du möchtest für dich alleine sein. Ich kenne dich erst ein paar Monate und in der Zeit kann ich nicht alles über dich wissen. Hätte ich doch bei dir bleiben sollen? Ich konnte doch nicht wissen, dass du sowas machst."

"Mach dir keine Vorwürfe.. du hast nichts falsch gemacht, auch wenn ich mir irgendwie schon gewünscht hätte, dass du geblieben wärst. Aber das war meine Schuld. Vielleicht sollte ich einfach nachhause laufen und dich in Ruhe lassen."

Ich sah zur Bettdecke, überlegte. Konnte ich ihm das verzeihen? "Du kannst ruhig bleiben.. ich bin bloß um ganz ehrlich zu sein wirklich enttäuscht. Das mit dem Schlagen ging zu weit."

"Ich weiß. Ab jetzt sollte ich wirklich endlich einen Strich vor den Alkohol setzen. Es bringt mich im Endeffekt auch nicht weiter.."

"Tut es auch nicht. Du kannst von Glück sprechen einen so naiven, nachgebenden und netten Freund zu haben. Jeder andere hätte die wahrscheinlich nicht verziehen. Es.. tut immer noch weh, wenn ich an gestern denke, aber ich bin der Meinung Partner sollten auch die negativen Seiten an sich kennenlernen. Wenn ich jetzt weiß, dass du so ein kleines.. Alkoholproblem hast, dann leuchten das nächste Mal bei mir früh genug die Alarmglocken."

Er lächelte traurig, nahm meine Hand.
"Du bist dir sicher, dass du mir das einfach so verzeihst?"

"Mhm. Ich hab ja keinen anderen außer dich, also bleibt mir nichts anderes übrig. Und.. ich liebe dich. Ohne dich aushalten würde ich es sowieso nicht."

Taehyung umfasste mit zwei Fingern mein Kinn, hob es an. "Ich werde mir noch was überlegen um mich vernünftig zu entschuldigen. Hab ich schließlich von dir auch erwartet." Er ließ mein Kinn los, zog mich auf seinen Schoß. "Auch wenn du mir verzeihst; ich werde es mir nie verzeihen dir wehgetan zu haben."

Wie konnte eine einzige Person es schaffen mich so schnell wieder in ihren Bann zu reißen, dass all die Wut gegen sie in Windeseile verschwunden war? Vielleicht gehörte das auch  zur Liebe dazu. Zaghaft lächelte ich und drückte mich an ihn. "Ich geb dir gleich was gegen die Übelkeit und die Kopfschmerzen."



Jungkook ist so naiv damn
Aber tbh
Ich hätte Tae auch verziehen haha

overweight | vkookWhere stories live. Discover now