56\\Sorry, I just wanna kiss you

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Müde machte ich noch die letzten Knöpfe meines Hemdes zu. Nachts konnte ich nicht so gut schlafen... wann konnte es es überhaupt? Zuerst suchte ich noch verzweifelt den Zettel. Er war nicht da. Nichts war mehr so, wie ich es sollte. Meine Kleider wurden alle sortiert. Meine Bettwäsche neu bezogen. Mein Schreibtisch aufgeräumt. Sie hatten alles verwüstet! Irgendwann gab ich die Suche aufgegeben und war an den Hausaufgaben verzweifelt. Meine Eltern würden mich schließlich umbringen, wenn ich wegen zu vieler vergessener Hausaufgaben Nachsitzen müsste.

Seufzend ging ich langsam die Treppen runter. Mein Vater stand schon dort. Er meinte es also ernst. "Beeil dich Jimin. Geh essen!", sagte er harsch und verschwand wieder. Ich nickte nur stumm, ging zum Esstisch. Meine Mutter lachte fröhlich mit meinem Bruder. Warum kann ich nicht mehr so lachen? Ich wollte es auch. Seufzend ließ ich mich auf meinen Stuhl fallen, starrte das Essen vor mir an. Zu fettig, zu viel, zu viele Kalorien. Alles war viel zu viel.
Unsicher stocherte ich darin herum, nahm immer wieder einen Happen, wenn mich meine Mutter warnend ansah. Ich kaute sehr langsam in der Hoffnung, dass es bald vorbei war. 

Irgendwann kam mein Vater auch in die Küche. "Na komm Jimin, wir gehen."
Na endlich. Schnell stand ich auf, ließ das halb aufgegessene Spiegelei stehen und ging zur Tür. Ich zog mir mein Jacke an, stieg in mein meine Schuhe und mein Vater öffnete schnell die Tür. Die Kälte nahm mir kurz die Luft zum Atmen. Es bildeten sich kleine immer wieder kleine Wolken, die dann hoch hinauf schwebten und dann verschwanden. Ich wollte auch verschwinden. Mir war so kalt. Seit wann war ein Dezember so kalt?

Ich schaute vom Boden hoch und da stand er. Lächelnd steht er dort mit roten Rosen. Ich schluckte leer. Warum? Was machte er hier? Yoongi lächelte noch breiter, als er meinen Vater sah. Das wird nicht gut gehen, auf keinen Fall. Mein Vater zischte wütend auf. "Was macht er denn hier?", fragte er wirklich sauer. Ich habe damit nichts zu tun, ich schwöre!
Ich zuckte mit den Schultern, mein Vater ging zum Auto. "Komm Jimin." Schnell lief ich ihm hinterher, dabei wollte ich viel lieber zu Yoongi. Hin und her gerissen, was ich denn machen sollte, sah ich Yoongi auf uns zu kommen. Was hatte er vor? Lächelnd blieb er vor uns stehen. Mein Herz schlug schneller, als sich unsere Augen kurz trafen. "Guten Morgen, Herr Park.", sagte er fröhlich. Mein Vater nickte nur, wollte ins Auto steigen. "Steig ein, Jimin.", ermahnte er mich. Verzweifelt blickte ich auf Yoongi, mit den roten Rosen in der Hand. Er zwinkerte. "Ehm. Eigentlich bin ich hier, weil ich mit  Jimin in die Schule gehen will.", gab er zu. Seine Nase war wegen der Kälte gerötet. "Nein, er wird gefahren.", sagte mein Vater kalt. Ich konnte nichts sagen. Yoongi, ich will viel lieber mit dir laufen! Die Worte blieben in meinem Hals stecken, also schaute ich nur wieder auf den Boden. Yoongi kicherte nur etwas. Er machte die Tür des Autos auf. "Hier. Die sind für Sie. Ich wollte mich für neulich entschuldigen.", und er schmiss ihm die Blumen auf den Schoß. "Sie sollten die Blumen lieber ins Wasser stellen. Wir gehen solange schon mal zur Schule. Auf Wiedersehen. War schön mit Ihnen."

Schnell schnappte er meine Hand und lief grinsend los. Meinen Vater ließ er einfach dort stehen. Wir rannten schnell weg. Seine Hand war wirklich warm. Er zog mich einfach lächelnd mit sich. Als wir weit genug entfernt waren, zog er mich stürmisch an sich und presste seine Lippen auf meine. Ich hielt die Luft an. Mein ganzer Körper kribbelte. Es war ein schönes Gefühl. Er löste sich wieder und seine Wangen waren nicht nur wegen der Kälte rot. "Bekommst du jetzt sehr viel Ärger?", fragte er mich ein wenig traurig. Ich schüttelte den Kopf, dann küsste er mich wieder und wieder. "Tut mir leid. Ich wollte dich unbedingt wieder küssen. Ich habe dich vermisst.", flüsterte er leise zwischen den Küssen. "Du hast mich nicht angerufen.", sagte er ein wenig enttäuscht.
Ich nickte nur. Es schmerzte immer noch. "Meine Eltern haben mir mein Handy weggenommen.", hauchte ich verweint. Ich wusste, dass mich Yoongi anrufen würde, aber ich ohne Handy konnte ich nicht mit ihm reden. Er zog mich in eine feste Umarmung. "Wegen mir?" Ich nickte nur, schloss meine Arme auch um ihn. "Nicht schlimm. Sie wollen aber nicht, dass ich mich weiter mit dir treffe.", gestand ich. Er verkrampfte sich. "Was wirst du tun?", fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf, schaute ihm in seine dunklen Augen. Wie ich seine dunklen Augen liebte, die schon fast schwarz waren. "Ich bleibe natürlich bei dir!", lächelte ich. Und wage es nicht etwas anderes zu denken.
Er lächelte auch, stupste unsere Nasen zusammen. "Tut mir leid...", nuschelte er wieder. Ich zuckte mit den Schultern, zog ihn mit mir. "Braucht es nicht. Du bist nicht Schuld." Ich war Schuld.
Er lächelte breiter. "Hast du heute Zeit?", fragte er mich leise. Ich schüttelte den Kopf. "Ich habe Hausarrest.", entschuldigte ich mich.
"Dann eben bei dir und wenn ich muss, dann steige ich durchs Fenster zu dir!" Ich konnte es nicht glauben. Wollte er so dringend seine Zeit mit mir verbringen. Ich war doch... total langweilig. Aber ich wollte ihn auch bei mir!

Er verdrehte mir meinen Kopf. Er verdrehte mir meine Welt. Er machte sie bunter, schöner, leuchtender. Doch ich hatte Angst. Angst einfach wieder alleine sein zu müssen. Er machte wirklich alles für mich. Er liebte mich mit allem was er hatte und ich liebte ihn, bis es schon fast schmerzte.

Nightmare || YoonminWhere stories live. Discover now