78\\Thoughts

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"Schatz? Komm endlich da raus.", bat mich meine Mutter leise. "Komm doch wenigstens zum Frühstück. Ich bin auch gar nicht mehr sauer auf dich." Ich zog meine Bettdecke höher zu mir und starrte auf die Wand. "Jimin? Ich mache dir einen Termin bei Dr. Kim. Willst du vielleicht mit ihr reden?" Ich blieb weiter stumm. Meine Augen taten mir durch die vielen Tränen weh und meine Nase lief immer noch. Ich war nicht beim Abendessen und ich hatte auch keine Lust auf Frühstück. Ich hatte auf gar nichts mehr Lust. Ich wollte auf ewig in meinem Bett liegen und gar nichts machen, bis ich aufhörte zu existieren. Ich hörte meine Mutter seufzen und dann die knarzenden Treppen. Unruhig fuhr ich mir immer wieder über meine Unterarme. Sie haben alles gesehen, weil Yoongi es ihnen gesagt hat. Jin hat es gesehen, weil ich bei Yoongi war. 
Ich hasste mich so unglaublich sehr. Ich wollte es nie. Und jetzt tat es so unglaublich weh. Langsam schloss ich meine Augen und umarmte Yoongis Jacke stärker. Ich wünschte, er wäre jetzt hier.  

"Jimin? Zieh dich an. Wir fahren jetzt zu Dr. Kim.", klopfte meine Mutter unruhig an der Tür. "Jimin, Schatz? Es ist okay. Es wird alles wieder gut, mach Mama die Tür auf." Nichts. Aber auch gar nichts wird jemals wieder gut. Da ist nichts mehr, was gerettet werden könnte. Da war nichts. Rein gar nichts, außer der unerträgliche Schmerz in meinem Herzen, weil ich ihn verloren hatte. Und es war allein meine Schuld. Weil ich so dumm, dumm, dumm war. Ich schlug mir einmal leicht gegen meinen Kopf und atmete tief ein und aus. "Ich will nicht.", rief ich laut. Sie atmete erleichtert aus. Sie sollte nicht so tun, als wenn sie ernsthaft besorgt wäre. "Jimin? Lass uns darüber reden... Was ist denn passiert?" Ich wollte nicht reden. "Ich will nicht reden.", flüsterte ich zu mir selbst. Ich setzte mich leicht auf und schaute zu meiner Zimmertür. Als könnte meine Mutter sie jederzeit aufmachen und mein verkümmertes Selbst sehen. Mit der mageren, müden Gestalt und den roten Augen und dünnen Haaren. Mit der krank blassen Haut und den Narben auf den Körper. Nein, wenn ich so darüber nachdachte, da hatte Yoongi von Anfang an nichts, was er an mir mögen konnte. Aber ich war natürlich so blöd und glaubte seinen Lügen bis zum Schluss und trotzdem... 

"Jimin? Na komm schon. Wir gehen nur schnell zu Dr. Kim.", versuchte sie es wieder und sie war so nervig, dass ich Kopfschmerzen bekam. Taumelnd stand ich auf. Der Fußboden war so kalt, während ich zur Tür lief, wurde mir mehrmals schwindelig und dann wieder nicht. Zögerlich drehte ich den Schüssel um und öffnete die Tür einen Spalt weit. Meine Mutter wischte sich schnell über die Wangen und lächelte sanft. "Jimin..." Ich starrte nur auf den Boden. "Darf ich vorher noch duschen?", fragte ich leise und meine Stimme klang noch leerer als es in meinem Herzen war. Sie nickte schnell. "Ja, natürlich. Lass dir Zeit, aber mache bitte die Tür nicht wieder zu, ja?" Ich nickte nur und ließ die Tür einen Spalt offen. Wozu das alles? Reden wird mir nicht helfen...

Mir wird nichts mehr helfen. Ich wollte auch keine Hilfe mehr. Es war nutzloses Gerede. Ich wollte Yoongi, aber er wollte mich nicht und jetzt litt ich darunter so sehr, dass ich sterben wollte. Er hatte alles ausgeplaudert. Er hatte mich verraten. Es tat so weh. Die ganzen Gedanken tun so weh und das schlimmste war mein Herz.

Wieso musste es auch lieben? Ich hasste es. Und trotzdem konnte ich ihn nicht loslassen.

Ich stand lange unter dem warmen Wasser der Dusche und lehnte meinen schweren Kopf an die Wand. Ich wollte mich nicht bewegen, wollte mich nicht waschen, wollte nicht denken, nicht stehen, nicht schlafen, nicht atmen. Ich wollte sterben. Weil diese Schmerzen wirklich das schlimmste waren. Ich wollte das nicht mehr. Ich wollte nur noch tot sein. Das Leben war nichts für mich. Das hatte ich schon lange kapiert. Und das mit der Liebe konnte ich auch nicht. Alles ging schief, egal wie viel ich mich anstrenge. Am Ende blieb ich alleine mit dem Schmerz, der von Tag zu Tag zu Tag immer größer wurde, bis ich es nicht mehr aushalten konnte. Warum? Warum enttäuschte mich jeder? Wieso konnte ich nicht einmal etwas richtig machen?

Yoongi war perfekt. Er hatte mir manchmal das Gefühl gegeben besonders zu sein. Er hatte mir die Liebe und Kraft gegeben wenigstens etwas zu machen. Meine schöne Hoffnung und nun, da er weg ist, bin ich es auch. Ich wünschte, ich wäre beim Duschen einfach ertrunken. Ich wäre für immer eingeschlafen und alles was dann noch blieb war das schöne 'Nichts'.

Nightmare || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt