3//I still know

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"Yoongi? Jimins Mutter ist unten... Sie möchte mit dir reden." Ich sah meine Mutter nicht an. "Sag, dass ich keine Zeit habe." Sie lehnte sich an den Türrahmen. "Sei nicht so. Ich habe gesagt, dass du gerne runter kommst." Manchmal, da hasste ich es, dass sie so viel redete. "Gut, dann habe ich ja keine Wahl." Ich stand seufzend von meinem Bett auf. "Aber sie bleiben doch nicht lange, oder?" 

Ich konnte es nicht ertragen mit den Leuten zu reden, die Jimin nie zugehört haben. Er hat etwas besseres verdient und doch wüsste ich nicht was.

"Hallo, Yoongi.", begrüßte mich seine Mutter. Ich zwang mich zu einem Lächeln ab. "Hallo." Sie lächelte sogar zurück. "Ich will auch nicht lange stören." Ich sah nach hinten und dann beugte sie sich doch tatsächlich zu einem braunen Karton runter. "Das sind alle Jimins Sachen. Ich habe gedacht, vielleicht magst du ein paar behalten." Ich werde sie alle behalten. "Dankeschön...", bedankte ich mich leise und nahm ihr die Kiste ab. Sie war viel schwerer als ich dachte. "Und es tut mir wirklich leid, was mit Jimin geschehen ist...", senkte sie den Kopf. Ich stellte den Karton neben mir ab. "Nicht doch. Das mit Ihrem Sohn tun mir auch leid." Sie nickte schnell und wischte sich ein paar Tränen weg. "Ich hoffe, jetzt wird alles wieder besser...", nuschelte sie. Ich konnte nicht. Sie wollte das alles doch selbst nicht. Schnell nahm ich die Frau in meine Arme. Sie hatte genau dieselbe Haarfarbe wie Jimin und ein wenig erinnern tut sie mich schon an ihn. "Es wird jetzt sicher alles wieder gut." Sie legte ihre Arme um mich. "Danke." Und vielleicht hat uns Jimin gelehrt viel besser auf alle zu achten. Aber ein 'Danke', dazu war ich es nicht wert. Ich hatte schließlich nichts getan.

Vorsichtig faltete ich seinen nächsten Pullover zusammen. Ich konnte mir genau vorstellen, wie er damit aussah. Ich weiß noch ganz genau wie er aussah. Seine braunen Augen, seine schwarzen Haare, die helle Haut. Sein Lächeln und sein Kichern und Lachen. Ich weiß noch alles ganz genau. Wie weich sich seine Lippen anfühlten, wie klein seine Hände waren, wie gut seine Haare immer rochen. Ich weiß noch alles und ich werde es sicher nie vergessen. Wie schön es war mit ihm zusammen in einem Bett zu liegen, einfach nur weil ich dann wusste, dass er bei mir war, dass er nicht gehen konnte. Wie gern ich immer seiner Stimme gelauscht habe, wenn er mir etwas erzählt hat. Wie gut es sich angefühlt hat, wenn er lachte. Ich wusste noch alles.

Seufzend nahm ich den nächsten Pullover raus. Wieso wollte seine Mutter das nicht behalten? Und dann sah ich ganz unten sein Handy liegen. Nicht einmal das konnte er... Ich steckte es sofort zum Laden und machte weiter. Ein paar Zettel lagen drin. Du schaffst das. Nicht aufgeben. Alles wird wieder gut. Ich liebe dich, Liebling ~Jimin. Und das war wahrscheinlich genauso schmerzhaft wie alles andere auch. Seine Handschrift, seine Gedanken. Ich fuhr mit meinen Finger jeden einzelnen Buchstaben nach. "Wieso bist du dann nicht hier?", hauchte ich leise. Das ging mir immer noch viel näher als ich dachte, doch eigentlich ist alles schon einen Monat her.  Schnell wischte ich mir die Tränen weg. Es ist einen Monat her und ich vermisste ihn so sehr. Ich vermisste ihn jeden Tag mehr. Immer und immer wieder wünschte ich ihn her, aber er würde es nicht hören. "Ich hasse es, dass du das gemacht hast..." und es tut weh. Er würde es so oder so nicht hören. 

Irgendwann tat mir vom Weinen mein Kopf ganz weh. Es brachte ja alles nichts. "Yoongi? Taehyung und Jungkook sind hier!" Wieso kamen sie auch immer ohne vorher Bescheid zu sagen? Es klopfte an meiner Tür und ich legte den Zettel schon wieder in den Karton und machte es zu. Sie achteten nicht mal auf mich, sondern traten sofort ein. "Yoongi?" Ich wischte mir schnell über mein Gesicht. "Hm?" Jungkook setzte sich neben mich. "Alles gut?" Ich schüttelte den Kopf. "Eher nicht." Taehyung seufzte und stellte den Karton auf den Boden, um sich neben mich zu setzen. Er nahm mich in seine Arme. "Was ist denn?" Ich lehnte mich an ihn. "Seine Mutter war da und hat..." Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter, doch es wurde nicht besser. Ich würde sofort in Tränen ausbrechen, wenn ich jetzt etwas sagte. Stumm zeigte ich auf den Karton. "Sind das Jimins Sachen?", fragte Jungkook und betrachtete neugierig die gestapelten Pullover. Ich nickte schnell. Taehyung ließ sich auf mein Bett fallen und zog mich runter. "Mensch, Yoongz. Wieso hast du dir das auch angesehen?" Ich zuckte mit den Schultern, obwohl ich es doch so gut wusste. "Ich vermisse ihn.", flüsterte ich leise. Jungkook legte sich auf meine andere Seite. "Wissen wir, deswegen sind wir hier." Jetzt war ich überrascht. "Wir nehmen dich heute mit. Übernachtung bei Jin." Ich sah sie nicht an. "Keine Lust." Sie lachten beide. "Deswegen sind wir hier.", wiederholte Taehyung. 

Es schmerzte, es machte mich traurig und ich hatte so eine unfassbare Wut auf ihn. Dafür, dass er mich alleine gelassen hatte. Dafür, dass ich ihn so sehr liebte. 

Nightmare || YoonminDonde viven las historias. Descúbrelo ahora