Kapitel 18

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"Daniel wieso rufst du mich so spät an?", fragte ich ihn verwirrt. "Aria ich muss mit dir reden. Ich würde es dir gerne persönlich sagen, aber ich glaube dafür habe ich keine Zeit." Ich war mehr als verwirrt. "Ich fliege doch in ein paar Tagen sowieso zu dir. So dringend kann es doch nicht sein." Er war irgendwie so ernst, dass war ich gar nicht gewohnt von ihm. Normalerweise hatte er immer einen schlechten Witz oder wenigstens ein Lachen auf Lager. "Nein, es ist dringend. Ich will nicht, dass du es aus den Medien erfährst. Bevor ich dir sage was los ist, versprich mir bitte, dass du es mir nicht übel nehmen wirst. Du hast nichts mit dieser Entscheidung zu tun."

Jetzt war ich wirklich vollkommen verwirrt, aber ich versprach ihm natürlich, dass ich nicht sauer sein würde, was auch immer es war. "Ich werde Red Bull verlassen und nächste Saison für Renault fahren.", sprach er schließlich die Worte aus.

Ich ließ mich nach hinten in mein Bett fallen. Ich merkte wie die Tränen in mir hochstiegen und ich wusste nicht warum. Es fühlte sich so an, als würde mir eine Stütze weggerissen werden. Daniel war die Person im Team von Red Bull auf die ich mich immer verlassen konnte, mal von meinem Vater abgesehen.

"Sag doch etwas.", sagte Daniel irgendwann, nachdem ich ihm nach wie vor nicht geantwortet hatte. "Ich weiß nicht was ich sagen soll, außer das ich dich vermissen werde.", erwiderte ich daraufhin.

"Ich bin doch nicht aus der Welt. Ich werde weiterhin da sein. Du kannst jederzeit zu mir kommen. Es gibst also keinen Grund mich zu vermissen." Ich lachte leicht. Es hörte sich aber eher verzweifelt an. "Trotzdem bist du nicht mehr so da wie davor. Du bist mir in den paar Wochen echt ans Herz gewachsen."

"Ganz ruhig. Wir sehen uns sowieso übermorgen, dann reden wir darüber.", antwortete Daniel. Ich sagte schnell, dass ich ins Bett müsse und legte dann auf.

Jetzt noch bei meiner Mutter anzurufen war undenkbar. Mein Kopf war voller Gedanken. Wie würde es werden wenn Daniel nicht mehr bei Red Bull war? Ich würde wohl öfter bei ihm bleiben, einfach nur um ihn zu sehen.

Daniel war im ganzen Team die Person, die mich sofort offen aufgenommen hatte und immer ein offenes Ohr für mich hatte. Oft auch noch einen schlechten Witz, was tatsächlich meistens half. Er hatte mir einfach nie das Gefühl gegeben mich für irgendetwas zu verurteilen, was ich mit am meisten zu schätzen wusste.

Keine Ahnung wer der andere Fahrer werden würde, aber ich glaubte sowieso nicht, dass dieser Daniel ersetzten würde. Zumindest nicht für mich. Wenn ich mal wieder Probleme mit Max oder meiner Mutter hatte. Es gab einfach Dinge über die ich nicht mit meinem Vater reden konnte. Max gehörte definitiv dazu. Gut im Moment gab es sowieso keine Probleme mit Max, weil ich schlichtweg keinen Kontakt zu ihm hatte.

Ich schlief sehr schlecht in dieser Nacht. Ich machte mir einfach zu viele Gedanken um alles. Es war also kein Wunder, dass ich auch unruhig schlief. Am nächsten Morgen fühlte ich mich dementsprechend elend und müde. Ich ging also erst um Mittag herum nach unten und half Geri beim Kochen. 

Am nächsten Tag ging es für mich dann eh schon nach Monaco. Ich verpasste meinen Vater genau so, dass ich nicht mit ihm reden konnte. Er kam nur wenige Stunden, nachdem ich geflogen war an. Ich bedauerte dass sehr, denn er wusste schließlich viel besser wie es werden würde wenn Daniel nicht mehr da war. Immerhin war er nicht der erste Fahrer der wechselte.

Am Flughafen in Nizza wartete Daniel bereits auf mich. Wie üblich nahm er mir sofort meinen Koffer ab und lud ihn in den Wagen. Abgesehen von einer Begrüßung hatten wir noch kein Wort miteinander gewechselt. Als Daniel schließlich losfuhr nutzte ich die Gelegenheit ihn zu konfrontieren. "Warum verlässt du Red Bull?", fragte ich ihn. "Ich weiß es selbst nicht genau. Ich glaube ich brauchte einfach eine Veränderung. Es war eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Zudem wird Max immer besser und ich will nicht, dass sich unser Verhältnis verschlechtert. Wäre nicht das erste Mal, dass Teamkollegen sich nicht mehr verstehen, wegen dem Sport.", erklärte er und ich musste zugeben, dass ich ihn verstand. Er und Max verstanden sich wirklich ziemlich gut. Auch abseits der Kameras waren sie ständig am Witze machen oder irgendwelchen Blödsinn.

"Kommt das echt so oft vor, dass Teamkollegen sich nicht mehr verstehen?", fragte ich trotzdem nochmal nach. Daniel nickte nur. "Öfter als du denkst. Ich selbst bin indirekt sogar, wegen so einer Rivalität zu Red Bull gekommen. Damals waren Sebastian Vettel und Mark Webber die beiden Red Bull Fahrer und die Beiden haben sich irgendwann extrem schlecht verstanden. Auch Lewis und Nicos Verhältnis wurde über die Jahre immer schlechter. Eigentlich immer wenn es wirklich um eine Weltmeisterschaft geht."

"Gut. Neues Thema. Das ist zu deprimierend. Also was machen wir heute?", erwiderte ich. Ich wollte nicht das Daniel sich unwohl fühlte, weil er mir diese Entscheidung erklären musste.

Daniel zuckte mit seinen Schultern. Gut das bedeutete wir würden wahrscheinlich etwas zu Essen bestellen und den Abend vor dem Fernseher oder auf dem Balkon verbringen und einfach nur reden und den Moment genießen.

Genau so kam es natürlich auch und mir wurde während diesem Gespräches einiges klar. Ich würde es Daniel niemals übel nehmen können Red Bull verlassen zu haben. Er versicherte mir zwar nach wie vor, dass es nichts mit mir oder Max oder Dad zu tun hatte, aber selbst wenn, dann hätte ich nicht das Recht irgendetwas zu sagen. Es war immer noch sein Leben und er hatte zu entscheiden was er damit anstellte.

Man merkte auch, dass er sich mit dieser Entscheidung sehr gut fühlte. Er schien irgendwie befreit und glücklich. Umso länger ich mit ihm redete umso sicherer wurde ich mir, dass es die richtige Entscheidung für ihn war. Zudem wurde mir klar, dass er ja immer noch die selbe Person war und ich ihn wahrscheinlich gar nicht mal so viel seltener sehen würde. Er wäre ja weiterhin bei den Rennen. Nur eben nicht mehr in blau sondern in gelb.

Während eines Rennens hatte er eh immer sehr wenig Zeit, egal bei welchen Team er war. Außerdem hatte er auch immer wieder betont, dass ich jederzeit zu ihm könnte.

Das einzige Problem könnte es geben, wenn Red Bull und Renault beide um einen Titel kämpften oder auch nur um eine Position. Ich wüsste nicht mehr wen ich unterstützen sollte. Red Bull wahrscheinlich. Christian ist immer noch mein Vater.

A new lifeWhere stories live. Discover now