Kapitel 02

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Abigail

Bens Haus lag etwas außerhalb von Clark City in der Nähe des National Forest. Es war ein schlichtes, weißes Gebäude mit einem dunklen Dach und einer Veranda, die ziemlich einladen aussah. Eine braune Tür, die selbst im Schein der Außenlampe einen deutlichen Kontrast zu den Mauern des Hauses bot, führte ins Innere. Ich folgte Ben den kurzen Steinweg entlang bis hin zur hölzernen Treppe. Nach einander stiegen wir die vier Stufen zur Veranda hoch und ich entdeckte, dass er dort eine Hand voll Blumenkübel verteilte hatte. Leider konnte ich in dem dämmrigen Licht nicht erkennen, um welche Pflanzen es sich handelte. Zur Straße hin zeigten zwei Fenster, die durch Gardinen verhängt waren, damit niemand ins Haus gucken konnte. Ich mochte es auf Anhieb. Das Haus hatte seinen ganz eigenen Charme und in neugieriger Erwartung, wie es wohl von innen aussah, begann mein Herz zu hüpfen.

»Wie viele Kisten sind in deinem Auto?«, wollte Ben wissen während er die Tür aufschloss und mich mit einer Geste bat einzutreten.

»Zehn, maximal fünfzehn. Ich habe sie ehrlich gesagt nicht gezählt.«

»Okay. Ich zeige dir kurz alles dann hole ich die Kartons rein«, verkündete er und schlenderte weiter ins Innere des Hauses. Verwirrt folgte ich ihm und stand kurz darauf in seiner Küche. Sie war nicht sonderlich groß, dafür aber wunderschön. Ich hatte schon immer eine Schwäche für Küchen und liebte es in Möbelhäusern mir jede Einzelne anzusehen, weswegen ich auch jetzt mein Blick andächtig über die Einrichtung gleiten ließ.

»Die Kartons können ruhig im Wagen stehen bleiben«, versicherte ich Ben, während ich weiterhin die Küche in Augenschein nahm. Jeder einzelne Schrank war aus einem hellen Holz, dass hervorragend zu dem an der Decke passte. Das Waschbecken war groß und der Herd ein wahr gewordener Traum. Alles harmonierte so perfekt, dass ich am liebsten sofort angefangen hätte zu kochen. Ich erkannte sogar das ein oder andere Stück wieder. Ben hatte mich regelrecht mit Bildern von Küchen überhäuft, als er am Renovieren war.

»Ich finde, wenn du hier wohnst, ist es leichter deine Sachen in deinem Zimmer unterzubringen, als jedes Mal hinaus zum Auto laufen zu müssen, wenn du etwas brauchst. Oder etwa nicht?« Bens Frage riss mich aus meinen Gedanken. Ich drehte meinen Kopf so schnell in seine Richtung, dass ein leises Knacken zu hören war, doch ich ignorierte es.

»Was meinst du mit, wenn ich hier wohne?« Ich begriff nicht recht, was er von mir wollte und konnte ihn einfach nur verständnislos ansehen.

»Du hast gesagt, dass du noch keine Wohnung hast und ich habe ein Gästezimmer, dass nie benutzt wird«, fing er an zu erklären und kam bei jedem Wort ein Schritt näher auf mich zu, bis er direkt vor mir stand. Nur wenige Zentimeter trennten uns jetzt noch voneinander. Trotzdem umfing mich eine wohlige Wärme, die mir ein Gefühl von Zuhause gab. »Du kannst also hier wohnen solange du möchtest.« Er ließ mich keine Sekunde aus den Augen und beobachtete jede Regung in meinem Gesicht ganz genau. Eine seiner Hände hatte er auf meine Taille gelegt, ehe er einen letzten Schritt nach vorne trat. »Bleib hier«, bat er mich mit rauer Stimme und ich wusste beim besten Willen nicht, wie ich nein sagen sollte. Diese Antwortmöglichkeit wurde vollkommen aus meinem Kopf radiert und durch ein großes, rotleuchtendes ja ausgetauscht.

»Wie hoch ist die Miete?«, fragte ich und bewegte mich keinen Zentimeter von ihm weg. Die Spannung zwischen uns war fast greifbar und dennoch standen wir nur da und redeten. Wir berührten uns kaum, aber ich war mir dennoch sicher, dass sich seine Wärme einen Weg in meine Glieder suchte, um mich von innen zu verglühen.

»Du kannst umsonst hier wohnen.«

»Das kann ich nicht annehmen«, widersprach ich ihm auf der Stelle und Ben zog mich augenblicklich noch ein wenig näher. Meine Brüste streiften bei jedem Atemzug seine Brust und jedes Mal lief mir ein Schauer über den gesamten Körper.

Every little Peace of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt