Kapitel 14

3.2K 153 1
                                    

Ben

Wir hatten die ganze Nacht im Wohnzimmer verbracht, geredet, uns geküsst und eine Folge nach der anderen von Finding my Future Man geguckt. Ich musste gestehen, dass die Sendung definitiv Suchtpotential hatte. Man wollte einfach wissen, wie es mit Fiona und Flynn weiterging, obwohl Abs mir bereits erzählt hatte, dass beide kein Paar mehr waren. Vollkommen übermüdet von unserem gestrigen Marathon erwachte ich viel zu früh, weil keiner von uns daran gedacht hatte, die Vorhänge im Wohnzimmer zu schließen. Mit der Sonne direkt im Gesicht aufzuwachen, war nicht unbedingt meine Vorstellung von einem tollen Start in den Tag. Das Abs sich hingegen schlaftrunken an mich kuschelte, machte alles um einiges besser.

»Morgen«, grummelte ich verschlafen und küsste sanft ihre Schläfe. Mein Arm lag um sie geschlungen und ihr Kopf war auf meine Brust gebettet. Wie in Trance fuhren meine Finger ihren Rücken rauf und wieder runter und ich genoss diesen Moment einfach nur, doch dann erinnerte mich mein Kopf daran, dass ich heute mit meinem Bruder reden musste. Am liebsten hätte ich mich davor gedrückt, doch zum Einem hatte ich es Abs versprochen und zum Anderen würde unser traditionelles Montagsessen nicht sehr harmonisch werden, wenn Matt weiterhin sauer auf mich wäre. Seit unsere Familien sich kannte, trafen sie sich immer montags zu einem gemeinsamen Essen. Mal waren wir bei meinen Eltern Zuhause gewesen und mal bei Abs Eltern. Es war jedes Mal auf seine eigene Art besonders und das mochte ich sehr. »Ich sollte vielleicht aufstehen und zu Matt fahren«, meinte ich und klang dabei alles andere als begeistert von meinem Plan. Aber wenn ich die Wahl hätte, ob Matt mich einen Kopf kürzer machen würde oder meine Mom, dann zog ich auf alle Fälle meinen sturen, uneinsichtigen Bruder vor. »Ich will Mom das gemeinsame Essen später nicht vermiesen, weil schlechte Stimmung herrscht.« Mit den Worten löste ich mich von meiner Freundin und machte mich daran Frühstück vorzubereiten.

Nachdem wir zusammen gefrühstückt hatten, machte ich mich auf den Weg und hoffte inständig, dass Matt mir wenigstens die Tür öffnete. Zum meinem Glück war es allerdings nicht Matt, der mich in Empfang nahm, sondern Greta. Sie wartete bereits in der offenen Tür, als ich auf die Auffahrt fuhr. Ihre langen dunkelblonden Haare hingen offen über ihre Schultern und wie jedes Mal, wenn ich die beiden besuchte, trug die ihre bequemen Klamotten.

»Hast du hellseherische Fähigkeiten?«, fragte ich überrascht und stieg aus meinem Auto aus. Wenig später begrüßte ich meine zukünftige Schwägerin mit einer Umarmung.

»Abi hat mich angerufen und gemeint, dass du vorbeikommst«, erklärte sie mir. »Da dachte ich, es ist vermutlich besser, wenn ich dich reinlasse.«

»Matt ist immer noch nicht gut auf mich zu sprechen, was?«

»Er kam nicht gerade glücklich vom Junggesellenabschied wieder. Was war denn los? Er meinte nur, dass er dich ausgeladen hätte und dass er es hätte wissen müssen, dass du dein Versprechen brichst, aber mehr habe ich nicht aus ihm rausbekommen.«

»Ich hatte... Ich war vor Jahren so dumm, dass ich Matt versprochen habe nie etwas mit Abs anzufangen«, druckste ich etwas verlegen rum.

»Ah, deswegen ist seine Stimmung verhagelt«, zählte ich eins und eins zusammen. »Aber wenn du mich fragst, war es gut, dass du nicht auf ihn gehört hast.« Ihr Grinsen reichte von einem Ohr zum anderen. »Und egal, was er gesagt hat, du bist nicht ausgeladen und jetzt komm rein.«

Drinnen erwartete mich ein schlechtgelaunter großer Bruder, der die Teller von seinem und Gretas Frühstück mit angespannten Muskeln in den Geschirrspüler räumte. Nervös räusperte ich mich, damit Matt mich zur Kenntnis nahm. Greta hatte sich still und heimlich verdrückt, um uns Raum für eine Aussprache zu geben, doch Matt schien kein sonderlich großes Interesse daran zu haben. Ich hingegen wollte diesen Elefanten aus dem Raum vertreiben und endlich wieder ein gutes Verhältnis zu ihm zu haben.

Every little Peace of LoveWhere stories live. Discover now