Kapitel 16

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Ben

»Hast du daran gedacht den Vermieter anzurufen«, fragte Abs, während sie mir den Rücken zugewendet hatte, damit ich den Reißverschluss ihres hellblauen Kleides nach oben zog. Wenn es nach mir ginge, würde ich ihr das Kleid viel lieber ausziehen, aber dafür hatten wir gerade weder Zeit, noch wusste ich, ob sie sich bereit dafür fühlte. Ich konnte nur hoffen, dass ich sie später mit meiner Überraschung nicht in die Flucht schlug. Nachdem der Reißverschluss geschlossen war, küsste ich Abs kurz auf die nackte Schulter neben dem dünnen Träger. Ihre blonden, mittellangen Haare hatte sie gelockt und offengelassen. Sie drehte sich zu mir um und ich nahm ihr Gesicht in meine Hände.

»Ich habe ihn gestern angerufen, falls du dich erinnerst. Du warst dabei.«

»Stimmt, aber ich wollte nur nochmal sicher gehen. Ich möchte einfach, das alles klappt«, sagte sie enthusiastisch. Ich liebte es, dass sie so euphorisch war für das Music-Lable, welches ich gründen wollte.

»Es wird alles gut gehen. Ich unterzeichne nächste Woche den Mietvertrag und dann können wir richtig anfangen zu planen. CL Records wird die Welt erobern«, sagte ich mit Freude in der Stimme.

»Ich kann es immer noch nicht glaube, dass du meinen Namen mit eingebaut hast«, sagte sie und lächelte mich glücklich an.

»Warum? Dein Autorenname beinhaltet doch auch meinen Namen, liebe A. B. Lowe.« Ehe sie noch etwas erwidern konnte, verschloss ich ihren Mund mit meinem. Sanft biss ich in ihre Unterlippe und entlockt ihr ein leises Seufzen, dass direkt durch meinen gesamten Körper bis zwischen meine Beine fuhr. Meine Zunge strich sanft über die Stelle, an der ich eben geknabbert hatte und langsam löste ich mich wieder von ihr. »Leider müssen wir allmählich los, obwohl ich nichts dagegen hätte, dich weiter zu küssen.«

»Ich hätte nichts dagegen mehr zu tun, als nur mit dir zu knutschen«, flüsterte Abs in einem ruhigen Tonfall. Verdammte Scheiße, dass konnte sie mir doch nicht so mir nichts dir nichts sagen, jetzt wo wir losmussten. Ein letztes Mal zog ich sie an mich und küsste sie.

»Wenn du heute Abend noch derselben Meinung bist, werde ich dir dieses Kleid schneller ausziehen, als du deinen Namen buchstabieren kannst«, versprach ich ihr. »Ich wünschte, wir müssten heute nicht zu Matts Hochzeit, dann würde ich dich nämlich jetzt sofort ausziehen.«

»Gott, ich hätte dieses Thema nicht anschneiden sollen.«

»Da hast du absolut Recht, denn jetzt gehen ein wenig meine Gedanken mit mir durch«, gab ich zu und löste mich erneut von ihr. »Lass uns gehen, bevor meine Selbstbeherrschung komplett den Bach runtergeht.«

Die Hochzeit war in vollem Gang. Die Gäste amüsierten sich köstlich und ich hatte meinem Bruder den Gefallen getan und das Lied der beiden auf meiner Gitarre gespielt und dazu gesungen. Hallelujah, in der Version von Theory of a Deadman, hatte aus den Boxen gedröhnt, während die beiden sich vor Jahren zum allerersten Mal geküsst hatten. Es war ein in Straßenfest gewesen, auf das wir als Gruppe gegangen waren. Für meinen Bruder war es wahrscheinlich das schönste Fest - mit Ausnahme seiner Hochzeit - auf dem er je gewesen war. Mittlerweile kümmerte sich ein DJ um die Musik und brachte die Gäste dazu das Tanzbein zu schwingen. Ich griff nach Abs' Hand und zog sie mit mir Richtung Tanzfläche, jedoch war das nicht mein eigentliches Ziel. Ich hatte etwas ganz anderes vor und dabei benötigte ich nicht die Aufmerksamkeit der gesamten Hochzeitsgesellschaft. Ich führte meine Traumfrau über die Tanzfläche, vorbei an ihrer Schwester, die tatsächlich Elijah mitgebracht hatte und in einem schwarzen Kleid ihren Spaß hatte. Anscheinend hatte er mir in der Bar nicht sonderlich gut zugehört, ansonsten würde er jetzt nicht so eng mit Vi tanzen. Für heute schenkte ich den beiden keine weitere Beachtung, allerdings sagte mein Gefühl mir, dass uns bei den beiden noch einiges erwartete. Als wir die Tanzfläche endlich hinter uns gelassen hatten, trat ich mit ihr ins Freie. Hier draußen war die Luft um einiges angenehmer als drinnen und ich atmete erst einmal durch, ehe ich sie weiter zum hinteren Teil des Gartens führte. Greta und Matt hatten das alte Lexington Anwesen für ihre Hochzeit gemietet. Es lag am Stadtrand und verfügte über einen unglaublich tollen Garten, in dem die verschiedensten Pflanzen wuchsen. Die Familie Lexington hatte vor etlichen Jahrhunderten die Stadt mit aufgebaut und seit jeher war dieses Anwesen im Familienbesitz. Da allerdings keiner der Nachfahren mehr in der Stadt wohnte, vermieteten sie das Haus als Location für verschiedene Veranstaltungen. Es war keine Villa, wie sie andere Gründungsfamilien in anderen Städten besaßen, sondern ein schönes offenes und helles Gebäude, dass durch seinen parkähnlichen Garten punktete und Eindruck schindete. Eine weite Grünfläche grenzte an die Terrasse. An den Seiten befanden sich Blumenbeete und verliehen dem ganzen Panorama seine Farbe. Ich führte Abs über den Rasen bis ans andere Ende. Bei einem großen Baum, an dem eine Schaukel hing, blieb ich stehen und bedeutete Abs, dass sie sich setzen sollte. Erst dann ging ich vor ihr auf die Knie. Ihre wundervollen, jadegrünen Augen, in denen man sich einfach nur verlieren konnte, wurden immer größer als sie realisierte, was ich vorhatte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ich ausgerechnet den heutigen Tag für meinen Antrag nutzen würde und genau das machte ihn für mich umso perfekter.

»Was hast vor?«, fragte sie unnützerweise und strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht.

»Ich mache dir jetzt einen Antrag, also halt den Mund«, sagte ich mit spaßigem, liebevollem Unterton. »Wir beide kennen uns bereits unser ganzes Leben lang und obwohl wir schon länger wissen, dass wir zusammengehören, haben wir ziemlich lange gebraucht, um den Mut für den nächsten Schritt zu haben. Aber jetzt bist du an meiner Seite und ich will nicht, dass es nochmal anders ist. Du bist die einzige Frau, die ich den Rest meines Lebens meine Frau nennen möchte. Ich liebe dich und ich würde mich freuen, wenn du den Rest deines Lebens mit mir verbringen möchtest.« Ihre Augen hatten sich nach und nach mit Tränen gefüllt und sie nickte wild.

»Ja, nichts lieber als das«, sagte sie und glitt von der Schaukel herunter in meine Arme. »Ja«, meinte sie erneut und küsste mich. »Ja«, kam immer wieder über ihre Lippen und jedes Mal folgte ein Kuss. Ich schlang meine Arme um ihre Mitte und ließ mich gleichzeitig auf meinen Po plumpsen. Abs nahm mein Gesicht in ihre Hände und sah mir in die Augen, ehe sie ihre Lippen wieder auf meine senkte. »Ich liebe dich«, hauchte sie zwischen zwei Küssen.

»Ich liebe dich und ich liebe es diese Worte von dir zu hören.« Erneut küssten wir uns und schnell wurde der Kuss leidenschaftlicher. Eine meiner Hände suchte sich ihren Weg in Abs' Nacken und ich vertiefte den Kuss. Ein Knurren entwich mir, als ihre Zunge meine streifte.

»Lass uns nach Hause gehen«, sagte sie atemlos und blickte mich aus ihren verdunkelten Augen an. Dieser Blick hätte mich mit Sicherheit in die Knie gezwungen, wenn ich nicht schon gesessen hätte. Dass sie das Haus, in dem sie erst vor ein paar Wochen eingezogen war, als Zuhause betrachtete, gefiel mir ausgesprochen gut. Als ich das Haus gekauft und renoviert hatte, hatte ich stets darauf geachtet, dass es Abs gefallen würde. Am meisten Mühe hatte ich mir bei der Auswahl der Küche gegeben. Immer wieder hatte ich Abs mit Bildern, von verschiedenen Schränken und Herden bombardiert und nach ihrer Meinung gefragt, bis ich mich endlich entschieden hatte.

»Mir gefällt dein Vorschlag«, erwiderte ich und küsste sie vorerst zum letzten Mal. »Wir können von hier aus direkt zum Parkplatz, ohne das die anderen irgendwas mitbekommen, wenn du willst.«

»Normalerweise würde ich sofort ja sagen, aber meine Tasche ist noch drinnen«, erklärte sie mir, während sie sich erhob.

Ich hatte gehofft schnell von hier verschwinden zu können, doch leider wurde daraus nichts. Vielleicht hätte Abs' Schwester ihr die Tasche lieber rausbringen sollen, denn nachdem wir wieder im Inneren des Hauses waren, mussten wir uns unweigerlich auch von allen möglichen Leuten verabschieden, die wir kannten.

»Wenn ihr ohne mich nach Vegas fahrt, um zu heiraten, dann gibt es eine Menge Ärger. Ich will dabei sein«, warnte uns Vi, die ich in mein heutiges Vorhaben eingeweiht hatte. »Ich wollte schon immer mal nach Vegas und ihr braucht jemand Vertrautes, der euer Eheversprechen hört. Ansonsten bringt das nur Unglück.«

»Das hast du dir doch gerade ausgedacht«, entgegnete meine Verlobte, woraufhin ihre Schwester mit den Achseln zuckte.

»Das macht es nicht weniger wahr«, argumentierte sie. »Außerdem solltet ihr wirklich eure Geschwister mitnehmen. Ich meine Matt bezahlt sogar, da wäre es doch unhöflich ihn außenvor zulassen und wenn er dabei ist, müsst ihr mich auch mitnehmen.«

»Du willst unbedingt nach Vegas, oder?«, klinkte ich mich in die Unterhaltung ein. Ihre Intention war sowas von offensichtlich.

»Ja, und eure Hochzeit wäre der perfekte Zeitpunkt.«

»Wir wissen überhaupt noch nicht, wann wir heiraten.«

»Spielt keine Rolle, es wird der richtige Zeitpunkt sein.« Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Violet war einfach unverbesserlich.

»Wir müssen sie mitnehmen, sonst hält sie uns das ewig vor«, meinte ich zu Abs und amüsierte mich über Vis Hundeblick, mit dem sie ihre Schwester weichzukochen versuchte. Wenn es nach mir ging, kämen unsere Geschwister definitiv mit. Mit den Eltern konnten wir später noch feiern, dass würden sie uns nicht krummnehmen, zumal alle drei schon öfters durchblicken lassen haben, das Vegas so gar nichts für sie wäre.

»Wir werden sehen«, sagte Abs zu Vi und verabschiedete sich von ihr. Endlich konnten wir abhauen. Ich konnte es gar nicht mehr erwarten, allein mit meiner wundervollen Bald-Ehefrau zu sein. 

Every little Peace of LoveWhere stories live. Discover now