Kapitel 10

3.2K 156 0
                                    

Ben

»Okay. Würdest du ihn trotzdem öffnen und mir vorlesen?« Wenn sie es nicht tat, würde ich mit Sicherheit einen Rückzieher machen. Sie nahm mir den Brief aus der Hand und zögerte keinen Augenblick ihn zu öffnen.

»Lieber Ben, so wie ich dich kenne, hast du den Brief nicht gleich geöffnet als deine Mutter ihn dir gegeben hat«, fing Abs an und musste sich ein Schmunzeln verkneifen. »Deswegen atme erst einmal durch und entspann dich. Ich werde dich nicht bitten deine Anteile vom Unternehmen zu behalten oder dort zu arbeiten, denn sind wir mal ehrlich, das ist nichts für dich. Musik hingegen schon, darin gehst du voll und ganz auf. Also hör einfach auf dein Herz und tu das, was dich glücklich macht. Ich wusste schon vorher, dass deine Zukunft in meinem Unternehmen zu finden sein wird, aber ich wollte dir die freie Wahl lassen und sie dir nicht abnehmen. Außerdem wäre es auch irgendwie ziemlich ungerecht gewesen, wenn Matt alles bekommen hätte, findest du nicht auch? Ich weiß nicht, wann du diesen Brief lesen wirst, aber ich denke es ist wichtig, dass ich trotzdem meinen väterlichen Pflichten nachkomme und dir noch ein letztes Mal in den Allerwertesten trete. Du ...« Plötzlich verstummte Abs, woraufhin ich meinen Kopf zu ihr drehte. Ihre Augen waren weit aufgerissen und ihr Blick huschte über das Blattpapier in ihrer Hand. Sie schien immer wieder dieselben Zeilen zu lesen und nicht fassen zu können, was sie da gerade las. »Ich glaube, dass war eigentlich nicht für meine Augen bestimmt«, sagte sie und reichte mir den Brief. Verwirrt über ihre Reaktion nahm ich ihn entgegen und fing an die Textstelle zu suchen, bei der sie gerade aufgehört hatte zu lesen.

Du liebst Abigail. Das weißt du, das weiß ich und deine Mutter weiß es auch. Ich glaube sogar dein Bruder weiß es, auch wenn er es nicht wahrhaben möchte. Du liebst sie und ich finde, es wird Zeit, dass du es ihr langsam auch erzählst. Du kannst nicht aus Rücksicht auf deinen Bruder ständig zurückstecken, dass wird dich auf Dauer kaputt machen. Außerdem bin ich mir hundertprozentig sicher, dass Abi dich auch liebt. Ihr beide macht die Sache nur unnötig kompliziert. Warum ich mir so sicher bin, dass sie dasselbe für dich empfindet? Sie sieht dich immer wieder an, wenn sie glaubt, es bekäme niemand mit und ihr Blick drückt dabei so viel mehr aus als Worte es je könnten. Außerdem siehst du sie genauso an. Also tue mir den Gefallen und erzähle ihr endlich von deinen Gefühlen und wenn du schon dabei bist, kannst du ihr auch gleich den Ring geben. Mal ehrlich ich habe lange genug darauf gewartet, dass du ihr endlich reinen Wein einschenkst.

Ich habe dich wirklich lieb, aber ich schwöre dir, dass ich - von wo auch immer - wiederkommen werde, wenn du die Sache mit meiner Schwiegertochter vergeigst und das wird nicht angenehm werden für dich werden.

P.S. dein Bruder wird sich irgendwann auch wieder einkriegen, wenn er sieht, dass ihr zusammengehört. Also keine Ausreden mehr.

Alles liebe

Dad

»Mein Vater war ziemlich direkt«, sagte ich, nachdem ich die letzten Worte gelesen hatte. Vielleicht war er auch ein klein wenig zu deutlich gewesen, denn Abs saß weiterhin schweigend neben mir. Was ihr wohl gerade durch den Kopf ging? Unsere Finger waren noch immer miteinander verschränkt, doch kaum hatte ich daran gedacht, löste sie sich von mir und stand auf. Ich wollte gerade fragen, was los sei, als sie auf einmal ihr T-Shirt über den Kopf zog. Eine Sekunde später landete es auf dem Boden und ihre Leggins folgte, nachdem sie ihre Schuhe ausgezogen hatte. Nur im BH und Slip stand sie da und mir klappte förmlich der Mund auf. Heilige Scheiße. Abs trug einen weißen BH, der vollkommen aus Spitze zu bestehen schien und der nicht gerade viel verdeckte. Lediglich ein gesticktes Blumenmuster verhüllte ihre Brustwarzen, konnte aber auch nicht verbergen, dass sie sich durch den Stoff abzeichneten. Ich senkte mein Blick und im selben Augenblick wusste ich, dass das ein Fehler war. Ihr weißer Slip war aus demselben Material und zeigte mir definitiv genug, um den Wunsch in mir zu erwecken, ihr das Teil komplett auszuziehen. »Was hast du vor?«, fragte ich kaum hörbar. Abs war angezogen schon umwerfend und beanspruchte all meine Sinne für sich, aber das hier war wie ein wahrgewordener Traum.

Every little Peace of LoveWhere stories live. Discover now