Kapitel 03

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Abigail

Neben Ben im Bett zu liegen fühlte sich an als wäre ich Zuhause. Geborgenheit machte sich in mir breit und jedes Mal, wenn er mir bei unserem Gespräch in die Augen sah, flutete Hitze meinen gesamten Körper. Das Blau in seinen war intensiv und erinnerte mich an den Seen, an dem wir als Kinder öfter waren. Unwillkürlich rückte ich ein kleines Stück näher an ihn heran. Mein Herz wummerte in meiner Brust und ich hoffte inständig, dass Ben es nicht hören konnte. Vorsichtig legte er einen Arm um mich herum und zog mich noch weiter an sich. Mein Kopf legte ich automatisch auf seine Brust und lauschte dem beruhigenden Schlag seines Herzens.

»Matt hat mir erzählt, dass Universal Music dich unter Vertrag nehmen wollte«, meinte ich und spürte augenblicklich wie Ben sich unter mir versteifte. »Er hat auch gesagt, dass du das Angebot ausgeschlagen hast. Willst du mir erzählen wieso?« Meine Frage schien ihm ein wenig von seiner Anspannung zu nehmen, trotzdem war sie weiterhin deutlich spürbar.

»Ich glaube nicht, dass die große Bühne etwas für mich ist. Ich liebe es in Bars und kleinen Clubs zu spielen und will nicht, dass irgendwer darüber entscheidet, was ich für Musik mache oder wie mein Image sein soll. Ich denke all das, was damit zusammenhängt, wäre einfach nicht ich.«

»Groupies sind also nicht dein Ding?«, hakte ich nach. Es war eigentlich eine harmlose Frage, trotzdem breitete sich ein mulmiges Gefühl in meinem Magen aus. Die Vorstellung Ben könnte sich mit irgendeinem dahergelaufenen Groupie einlassen, gefiel mir überhaupt nicht.

»Ich will niemanden, der mich anhimmelt und nur Zeit mit mir verbringt, weil ich irgendwie bekannt bin und sich dadurch etwas erhofft.« Bei jedem Wort strichen seine Finger federleicht über meinen Rücken und sorgten dafür, dass sich mein schlechtes Gefühl immer mehr verflüchtigte.

»Und was willst du stattdessen?« Mein Herz klopfte wie wild in meiner Brust und für einen Moment hielt ich den Atem an. Meine ganze Aufmerksamkeit lag bei ihm und alles in mir wollte seine Antwort wissen.

»Ich möchte jemanden, der für mich da ist und auf den ich mich verlassen kann. Jemanden, der mich mag, wie ich bin, der über meine albernen Witze lacht und mir dabei zuhört, wie ich neue Songs schreibe.« Ich mochte ihn wie er war. Mehr noch. Er war der einzige Mann, bei dem mein Herz jemals so gefährlich hochgeschlagen hatte, dass es mir selbst ein wenig Angst einjagte. »Und ich will jemanden, der ehrlich zu mir ist und auch manchmal mit mir streitet.«

»Du willst Streit?«, fragte ich und blickte zu ihm hoch. Mein Kinn weiterhin auf seine Brust gebettet, wurde ich mir unserer Nähe immer deutlicher bewusst.

»Manchmal muss man sich in einer Beziehung eben auch mal fetzen und eine Versöhnung kann doch auch etwas wundervolles sein.« Auf seinem Gesicht breitete sich ein verschmitztes Grinsen aus, während seine Hand mich stärker an ihn presste. Wir wanderten am Rand einer Klippe und trauten uns beide nicht zu springen, stattdessen sahen wir uns einfach nur an und verfielen in einvernehmliches Schweigen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange wir so da lagen, doch irgendwann drehte ich meinen Kopf so, dass er wieder auf seiner Brust lag. Wir waren uns so verflucht nah und doch hatte ich keine Ahnung, wie ich aus dieser verdammten Friendzone herauskommen sollte. Viel zu lange steckte ich nun schon dort fest. Und obwohl es Augenblicke wie diesen gab, in denen die Grenzen zwischen Freundschaft und mehr verschwammen, war die Unsicherheit stets präsent.

»Was geht in deinem Kopf vor?« Zu viel, um darüber reden zu können. Zu wenig, um schweigen zu wollen. Seine Finger suchten sich ihren Weg von meinem Rücken hinauf zu meinem Hinterkopf und vergruben sich in meinen Haaren. Wieder vollführten sie kleine Bewegungen und sorgten dafür, dass sich der Nebel in meinem Kopf verdichtete. Langsam strich er mit dem Zeigefinger der anderen Hand über meine Schläfe als könnte er so herausfinden, was ich dachte. »Erzähl mir von den Dingen, die in dir vorgehen?«, forderte Ben mich mit sanfter Stimme auf, während sein Finger von meiner Schläfe über mein Gesicht und dann über meinen Arm wanderte. Solche Berührungen waren eigentlich nicht nur rein freundschaftlich und dennoch traute ich mich nicht ihm die Wahrheit zu sagen. Nicht heute und nicht nach diesem anstrengenden Tag. Aus diesem Grund entschied ich mich für ein ungefährlicheres Thema.

Every little Peace of LoveWhere stories live. Discover now