Kraft

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💫💫💫Ich wünsche euch einen schönen Start in die neue Woche, ihr Lieben.💫💫💫

Ich atme tief die Meeresluft ein und schließe die Augen. Mein Vater hat beschlossen, dass ich eine Auszeit brauche und wir sind in ein Flugzeug gestiegen und auf die Bahamas geflogen. Mein Vater hat hier einige geschäftliche Termine, versucht aber so viel Zeit wie möglich mit mir zu verbringen.

In der Schule hat er mich als länger krank gemeldet und mit einem Blick auf meine Noten hat er entschieden, dass es sinnvoller ist, das letzte Jahr zu wiederholen. Es ist mir egal, eigentlich bin ich sogar froh, den bevorstehenden Prüfungen zu entgehen, ebenso Izzys Ignoranz und offensichtlicher Ablehnung. Seit der Trennung von den Lightwoods habe ich mich verändert.

Ich lache nur noch selten und das essen fällt mir noch immer sehr schwer. Nach einigen Sitzungen beim Therapeuten hat er mir klar gemacht, dass ich nicht nur am Geschehenen zu knacken habe, sondern das ich auch den Tod meiner Mutter noch nicht verarbeitet habe und nun alles über mir zusammen gebrochen ist. Ich weiß das er Recht hat und habe versprochen regelmäßig zu ihm zu kommen. Den Urlaub hat er gemeinsam mit meinem Vater besprochen und er hat ihm Tabletten für mich mitgegeben, die ich nun täglich nehmen soll. Antidepressiva. Ich bin mir ziemlich sicher, nicht depressiv zu sein aber sie bescheren mir eine angenehme Gleichgültigkeit und die kann ich im Moment gebrauchen.

Ich sitze auf dem Balkon unseres Hotelzimmers und schreibe eifrig in mein Notizbuch. Dort kommt alles hinein, was mich belastet und die meiste Zeit schreibe ich über meine Mutter. Izzy und Alec versuche ich zu vermeiden, denn noch immer sitzt der Schmerz tief und nicht mal die Medikamente können das eindämmen. Immer wieder sehe ich auf das Meer hinaus und denke lächelnd an die wichtigste Frau in meinem Leben. Ich genieße den Ausblick und trinke dabei eine Tasse Kaffee.

Schließlich kommt mein Vater und sieht mich an. Unser Verhältnis ist wesentlich besser geworden und wir reden sehr viel miteinander. "Wie geht es dir heute Magnus?" fragt er. "Ganz ok Dad. Wie ist dein Termin gelaufen?" Er seufzt und setzt sich zu mir. "Alles in trockenen Tüchern. Hast du deine Tabletten genommen?" Ich nicke und er lächelt zufrieden.

Dann wird er ernst. "Ich habe morgen noch einen Termin und dann muss ich zurück in die Staaten. Willst du mich begleiten oder willst du nach Hause?" Nachdenklich starre ich wieder auf das Meer und nach einer Weile treffe ich eine Entscheidung. "Ich möchte nach Hause. Die Sitzungen bei Dr. Garroway warten auf mich und ich muss mir langsam überlegen, wie ich mein Leben wieder geregelt bekomme."
Er drückt kurz meine Hand. "Gut so. Es wird nicht einfach aber ich versuche so oft wie möglich zu dir zu kommen. Ich lass dich nie wieder so lange alleine." Wir sehen uns an und ich muss ein wenig lächeln. "Danke Dad. Das bedeutet mir sehr viel."

Zwei Tage später landen wir im verschneiten New York und ich friere wie verrückt. Zu Hause stellt mein Vater sofort die Heizung hoch und ich kuschel mich in eine warme Decke. Immer wieder strömen Erinnerungen auf mich ein und ich muss tief ein und ausatmen, um nicht sofort nach meinen Tabletten zu greifen. Es ist wichtig sie nicht öfter als verschrieben zu nehmen, aber es ist nicht einfach, wenn man sich nach der inneren Leere sehnt.

Mein Vater sieht durch die Post und verschwindet in seinem Büro. Mir ist klar, dass die Welt sich weiter dreht und er morgen wieder los muss, aber ich habe ihm versprochen jeden Abend anzurufen und ihn über alles auf dem Laufenden zu halten.

Mein Blick fällt auf den Tisch und ich entdecke mein Handy. Ich habe es seit mehreren Wochen nicht mehr eingeschaltet und ich beschließe es weiterhin zu ignorieren. Es würde zu weh tun, wenn ich feststelle, weder was von Izzy, noch von Alec verpasst zu haben.

Plötzlich klingelt es und ich zucke erschrocken zusammen. "Magnus, machst du bitte die Tür auf? Ich habe Essen bestellt." ruft mein Vater. Ich stelle fest, dass ich die Luft angehalten habe und atme tief aus. Dann gehe ich zur Haustür und öffne sie. Draußen steht Izzy und starrt mich an.

Völlig überfordert starre ich zurück und fange an zu zittern. Sie runzelt die Stirn. "Du bist wieder da." stellt sie fest und ich nicke. "Können wir reden?" fragt sie und mir wird schwindelig. "Hier ist das Geld. Ist alles geliefert worden? Ich habe Hunger und ich.....Isabelle." Mein Vater ist hinter mich getreten und als er die Situation erfasst, legt er mir eine Hand auf die Schulter.

Misstrauisch sieht er Izzy an. "Ist hier alles in Ordnung?" fragt er und sieht zwischen uns hin und her. "Guten Tag Mr. Bane." sagt Izzy höflich. "Ich würde mich gerne mit ihrem Sohn unterhalten." Innerlich tut mir alles weh aber ich sehe meinem Vater fest in die Augen als er mich fragend ansieht. "Es ist ok Dad. Ich komme klar." Zögerlich nickt er und bittet Izzy hinein.

Wir setzen uns auf das Sofa im Wohnzimmer und mein Vater sieht mich unsicher an. Schließlich geht er zurück in sein Arbeitszimmer. "Ruf mich wenn was ist. Ich bin direkt nebenan." murmelt er und als er verschwunden ist, sieht Izzy mich verwundert an. "Dein Dad tut so, als würde ich dir was antun. Seit wann ist er so fürsorglich?" Ich seufze leise. "Es hat sich vieles verändert Izzy." Sie nickt. "Scheint so. Ist was passiert?" Trocken lache ich auf. "Das fragst du ernsthaft?" Sie nickt. "Du gehst nicht mehr zur Schule. Warum?"

Ich fange an mir die Schläfen zu massieren. "Ich war krank und wiederhole das Jahr." sage ich und sie sieht mich ernst an. "Ich dachte, du und dein Dad seid im Urlaub gewesen? Das hat zumindest meine Mom erzählt." Ich nicke. "Das stimmt auch aber wir waren im Urlaub, weil ich krank war oder es noch bin." Ihre Augen füllen sich mit Tränen und sie greift nach meiner Hand. "Ist es was Schlimmes?" fragt sie leise. Als ich nicht antworte, rutscht sie näher zu mir. "Antworte mir Magnus." Ihr Ton ist weinerlich und ich spüre rein gar nichts.

"Wieso willst du das wissen Isabelle Lightwood? Du hast dich noch nie ernsthaft für mich interessiert, geschweige denn in den letzten Wochen einmal nach mir gefragt. Ich war dir schlichtweg egal, also warum jetzt? Was zum Teufel willst du von mir?" schreie ich plötzlich los und mein Vater kommt in das Wohnzimmer gestürzt. Ich habe begonnen zu weinen und das habe ich seit dem letzten Zusammenbruch nicht einmal.

Mein Atem geht hektisch und ich drohe zu hyperventilieren. Izzy hat meine Hand losgelassen und sieht mich erschrocken an. Sie ist aufgesprungen und steht in einer Ecke. Mein Vater umklammert mich von hinten und zieht mich an sich. "Atmen Magnus. Tief ein und ausatmen. Denk ans Meer und atme bitte." Er wiederholt dieses Mantra immer wieder, bis ich mich nur noch auf seine Stimme konzentriere und mich langsam beruhige. Völlig entkräftet lehne ich mich an ihn und er streichelt mir beruhigend über den Rücken.

Hidden KissesWhere stories live. Discover now