Angst

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Mir wird eiskalt und langsam drehe ich mich um. Dort steht Alec in der Tür und starrt mich an. Er hat sich kaum verändert, er sieht nur noch athletischer aus als vor 3 Jahren.

Ich bin nicht in der Lage mich zu bewegen, geschweige denn zu Atmen. Das verändert sich, als er einen Schritt auf mich zu macht. Hektisch hole ich tief Luft und habe nur noch einen Gedanken im Kopf. Flucht. Ohne weiter darüber nachzudenken, stürze ich an ihm vorbei in den Flur und steige in meine Schuhe. Dann reiße ich meine Jacke vom Haken und öffne die Tür. Man kann kaum etwas erkennen und mein Auto ist komplett zugeschneit. Noch immer atme ich schnell ein und aus und ich weiß, dass ich kurz davor bin zu hyperventilieren.

Plötzlich werde ich von hinten an den Armen gefasst. "Magnus, bitte. Du kannst nicht gehen. Nicht bei diesem Sturm. Das wäre Selbstmord." Wütend drehe ich mich zu Izzy um. "Wie kannst du mir das antun?" frage ich sie kalt und sie zuckt zurück. "Ich weiß es selbst erst ein paar Stunden, dass er nach Hause kommt. Er hat es kurzfristig entschieden."

Ich schnaube. "Und dann kommst du nicht auf die Idee mir Bescheid zu geben und mir das zu ersparen?" Sie sieht betreten zu Boden. "Ich dachte, es ist vielleicht nicht schlecht wenn ihr euch seht. Euch vielleicht aussprecht und du dann unbesorgt hier sein kannst. Ich konnte doch nicht ahnen, dass es dir nach all der Zeit immer noch so nahe geht." Ich kneife die Augen zusammen. "Es geht mir nahe ja oder meinst du, ich habe umsonst seit dem niemanden mehr gehabt?" knurre ich leise und sie sieht mich verzweifelt an. "Es tut mir leid Mags. Wirklich. Ich hab nicht richtig nachgedacht."

Ich brauche einen Moment und versuche mich zu beruhigen. "Ist schon ok Izzy, aber ich muss hier raus. Jetzt. Ich laufe zu Fuß." Ihre Augen füllen sich mit Tränen. "Ich verstehe. Melde dich bitte, wenn du angekommen bist ja?" Ich nicke. "Frohe Weihnachten Isabelle." Jetzt rollt ihr eine Träne über die Wange. "Frohe Weihnachten Mags." weint sie. Ich schlage den Kragen hoch und gehe.

Der Wind peitscht mir ins Gesicht und ich habe das Gefühl einzufrieren. Man kann kaum die Hand vor Augen sehen und so komme ich nur sehr schlecht voran. Plötzlich fasst mich jemand am Arm und hält mich auf. "Magnus, nun warte doch." Es ist Alec und ich kann ihn durch den Sturm kaum verstehen. Ich reisse mich von ihm los und will weiter gehen.

"Du stures Arschloch." schreit er und ich bleibe verblüfft stehen. "Was hast du gesagt?" frage ich ihn und starre ihn wütend an. "Das du ein stures Arschloch bist Magnus Bane. Sei nicht so ein Idiot und komm zurück ins Haus. Willst du dich umbringen?" brüllt er und jetzt werde ich wütend. "Es gab eine Zeit, da war Selbstmord eine wunderbare Option aber Halt. Wie sollst du das auch wissen? Du bist ja lieber abgehauen." schreie ich jetzt ebenfalls und er reisst die Augen auf.

"Du kannst mir alles an den Kopf werfen, was du willst, aber mach das bitte drinnen. Da verstehe ich dich und erfriere vielleicht nicht." Erst jetzt fällt mir auf, dass er nur in einem Hemd vor mir steht und unkontrolliert zittert. Da ich nicht möchte, das er eine Lungenentzündung bekommt und er nicht den Anschein macht mich einfach gehen zu lassen, packe ich ihn am Oberarm und ziehe ihn hinter mir her zu dem Haus der Lightwoods. Ich sage kein Wort, wickel meinen Schal ab und lege ihn um ihn.

Drinnen angekommen, lasse ich ihn  los, streife wieder meine Schuhe und meine Jacke ab und gehe dann die Treppen hoch in sein altes Zimmer. Maryse hat es nicht verändert und er nutzt es immer, wenn er zu Besuch ist. "Magnus?" Izzy streckt den Kopf aus dem Wohnzimmer aber ich sehe sie nur kurz an. "Geh Isabelle." knurre ich und sie zieht sich erschrocken zurück. Alec folgt mir zögerlich. Er friert noch immer und mit großen Schritten bin ich bei seinem Kleiderschrank und ziehe einen dicken Pullover heraus. Erst dann fällt mir auf, dass es der Selbe ist, denn er bei unserem Urlaub anhatte.

Er fängt ihn geschickt auf und zieht ihn sich über. Dann setzt er sich auf sein Bett und ich lehne mit dem Rücken am Kleiderschrank. Die Ironie dieser Szene wird mir bewusst und ich lache trocken auf.
"Was ist?" fragt er irritiert. "Das kommt mir bekannt vor. Nur war ich damals betrunken." Er verzieht das Gesicht. "Ich erinnere mich. Du hast mir an dem Abend gesagt, das du dich in mich verliebt hast."

Ich schnaube und er sieht mich ernst an. "Ist dir der Gedanke so zuwider Magnus?" Ich schüttel den Kopf. "Nein, aber es weckt Erinnerungen, mit denen ich nicht umgehen kann." Langsam steht er auf.
"Wie meintest du das vorhin? Das du an Selbstmord gedacht hast und ich abgehauen bin?" Erschöpft fahre ich mir durch die Haare. "Alles gut Alexander. Ich habe unsere Trennung überlebt und das ist doch die Hauptsache. Du hast ein neues Leben angefangen und scheinst glücklich zu sein."

Diesmal lacht er trocken auf. "Ach ja? Bin ich das? Fuck Magnus, du hast dich von mir getrennt. Du hast mich rausgeschmissen wegen Izzy."

Ich verliere die Nerven. "Und du hast sofort aufgegeben oder hast du auch nur einen einzigen Versuch gestartet mit mir zu reden?" schreie ich und er starrt mich an. "Nein, hast du nicht. Ich war dir egal. Ich hab so gelitten wegen Allem und du fickst direkt den Nächsten. Du hast mir das Herz heraus gerissen, als ich euch gesehen habe und du hast nichts unternommen. Ich hätte dich gebraucht Alexander, aber stattdessen war ich vollkommen alleine als alles über mir zusammen gebrochen ist. Scheiß auf dich Alexander Lightwood."

Ich habe mich so sehr in Rage geredet, dass ich nicht mal gemerkt habe, wie laut ich schreie oder das mir Tränen über mein Gesicht strömen. Jetzt zitter ich am ganzen Körper und sehe stumm dabei zu, wie Alec aufsteht und zur Tür geht.

Dann macht er etwas, womit ich nicht gerechnet habe. Er schließt die Tür ab, steckt den Schlüssel in die Hosentasche und dreht sich zu mir um.
"Jetzt bin ich dran mit Reden Magnus und diesmal hörst du mir zu, ob du willst oder nicht."

Hidden KissesWhere stories live. Discover now