Wahrheiten

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💫💫💫Ich danke euch tausendmal für diese 2000 Sterne 🙏 Bin leicht überfordert.❤💫💫💫

Ich liege mittlerweile in eine Decke eingewickelt auf dem Sofa und habe mich beruhigt. Im Gegensatz zu Izzy. Sie steht noch immer in der Ecke und starrt mich an.
Als es erneut klingelt, nimmt mein Vater das Essen entgegen. "Magnus, du musst was essen." sagt er knapp aber er weiß, wie sinnlos es ist, wenn es mir so geht. Ich winke ab. "Ich esse später. Versprochen. Lass uns allein."
Er nickt und geht in die Küche.

"Du solltest tun, was dein Dad sagt." kommt es plötzlich von Izzy und meine Augen zucken zu ihr herüber. Als ich nicht antworte, kommt sie zögerlich zu mir. "Du bist so dünn geworden." flüstert sie und setzt sich wieder neben mich.
Ich zucke mit den Schultern. "Vielleicht aber das Essen fällt mir momentan sehr schwer." Sie nickt. "Ok, verstehe, aber dann sag mir, was mit dir ist. Was war das eben?" Sie scheint ernsthaft interessiert zu sein und ich sehe sie an.

"Mein Therapeut meint, ich habe ein Trauma. Das ich den Tod meiner Mutter nie verarbeitet habe. Ich habe zwar getrauert aber nie darüber geredet und nachdem was mit dir und Alexander passiert ist, ist alles über mir zusammen gebrochen. Ich wiederhole das letzte Schuljahr und muss Tabletten nehmen, ebenso regelmäßig, wie ich zu meinen Therapiestunden gehen muss. Ich muss lernen zurück ins Leben zu finden." rattere ich mechanisch runter.

Izzy sieht mich nachdenklich an. "Das tut mir leid." Ich lache emotionslos auf. "Ach ja? Ich wusste nicht, dass du dich auch noch für andere Menschen interessierst." rutscht es mir heraus und sie sieht verletzt aus. "Definierst du so unsere Freundschaft Magnus? Das ich ein egoistisches Miststück bin und nie für dich da war?"

Zögerlich nicke ich, lenke dann aber ein. "Du warst für mich da, als Mom gestorben ist, aber richtig ernsthaft haben wir nie darüber gesprochen. Du warst froh, als ich nicht darüber geredet habe oder?" Ihre Augen füllen sich mit Tränen. "Ich hab gedacht, du willst nicht darüber reden und es ist meine Aufgabe dich abzulenken. Ich hab wirklich geglaubt, ich mache alles richtig Magnus. Jederzeit hätte ich mir alles angehört."

Überrascht sehe ich sie an und seufze. "Schon ok Izzy, ich komme schon klar." Jetzt klingt sie wütend. "Das sehe ich. Du kommst überhaupt nicht klar, du bist nicht mehr du selbst." Sie greift nach meiner Hand. "Du fehlst mir unglaublich." Staunend betrachte ich unsere verschränkten Hände. "Du fehlst mir auch Iz."

Wir schweigen eine Weile. "Was war das mit Alec und dir?" fragt sie plötzlich und sofort schmerzt wieder alles. Ich kann nicht antworten, zu groß ist der Kloß in meinem Hals. "Magnus, sag es mir bitte. Ich muss es wissen. Ich muss wissen, ob du unsere Freundschaft wegen einer Affaire oder wegen etwas Ernstem riskiert hast."
Ich schlucke. "Alexander war nie eine Affaire. Er war Mr. Right." antworte ich heiser und sie nickt.

"Liebst du ihn Magnus?" Eine einzelne Träne hat sich aus meinem Auge gelöst und läuft langsam über meine Wange. "Ja." flüstere ich und sie nickt. Dann rutscht sie näher zu mir und nimmt mich in den Arm.

"Es tut mir so leid." schluchzt sie los und ich streichel ihr über die Haare. "Ich hätte dir zuhören müssen und dir nicht so ein lächerliches Versprechen annehmen sollen. Ich habe alles kaputt gemacht. Verzeih mir bitte."

Zusammen sitzen wir noch bis Abends auf dem Sofa und reden über die letzten Wochen. Es tut gut mit ihr zu reden und das erste Mal, rede ich auch wirklich mit ihr. Geduldig hört sie sich alles an und weint immer wieder, als sie begreift, wie sehr sie mich verletzt hat. Mein Vater ist mittlerweile ins Bett gegangen, nicht ohne einen Blick auf uns zu werfen und Izzy das Versprechen abzunehmen, auf mich aufzupassen.

Irgendwann nehme ich all meinen Mut zusammen. "Izzy?" Sie sieht mich fragend an. "Wie geht es ihm?" Sie seufzt. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll Magnus." Wieder schiessen mir Tränen in die Augen. "Nichts. Du musst nichts sagen. Sicher hat er mich längst vergessen und hat jemand anderen an seiner Seite. Es war alles eine Lüge."

Sie reisst die Augen auf. "Was? Nein. Mags, es geht ihm nicht gut. Wir machen uns alle Sorgen, sogar ich. Alec trainiert und lernt nur noch. Er spricht kaum noch mit uns und meine Mom ist schon am Ende ihrer Nerven, weil er nicht sagt, was ihn quält. Dabei ist es so offensichtlich."

Ich sehe sie an. "Meinst du, es ist wegen mir?" Sie nickt. "Ja, das denke ich aber ich habe ihn nicht gefragt. Wir reden nicht miteinander. Ich kann ihm nicht verzeihen, niemals." In mir explodiert etwas. "Izzy, du musst die Wahrheit erfahren. Er ist damals wegen dir gegangen. Euer Dad wollte dich mitnehmen, wenn niemand freiwillig mit ihm geht und Alec hat sich für dich geopfert."

Sie erstarrt und sieht mich an. "Was? Ist das wahr?" Ich nicke. "Ja, ist es. Er wollte dich beschützen." Sie kneift die Augen zusammen. "Warum hat er es mir nicht gesagt?" flüstert sie tonlos. "Hättest du ihm zugehört?" frage ich und sie sieht mich nachdenklich an. "Vermutlich nicht. Das verändert einfach alles." Ich werde hellhörig. "Was verändert das?"

Sie beisst sich auf die Unterlippe. "Er scheint es bei uns nicht mehr auszuhalten. Magnus, er hat sich für ein Stipendium in Stockton beworben und heute kam die Zusage." Ich fahre vom Sofa hoch. "Kalifornien?" frage ich und mir wird schwindelig. "Wann?" Izzy ist ebenfalls aufgesprungen und drückt mich zurück auf das Sofa.

"Nächste Woche." antwortet sie und ich fange an zu zittern. "Wieso ausgerechnet Kalifornien?" Sie seufzt laut. "Magnus, wusstest du nicht, wie gut er im Tennis ist? Ein Talentscout hat ihn entdeckt und ihm geraten, sich zu bewerben." In diesem Moment wird mir bewusst, wie wenig ich über Alec weiß und das ich mich nicht besser benommen habe, als Izzy.

Umständlich stehe ich wieder auf und wanke zur Haustür. "Wo willst du hin Magnus?" fragt Izzy und sieht mich besorgt an. "Zu Alexander. Ich muss zu ihm und mich entschuldigen."

Hidden KissesWhere stories live. Discover now