7

17.7K 891 69
                                    

Die Tage vergingen und mein Eleanor- und One Direction-gebeuteltes Leben in London wurde zur Gewohnheit und meine Arbeitszeiten bei Hollister wurde zur Routine.

Zayn weihte mich in die Geheimnisse des Twitterns ein und nachdem mir Eleanor, Danielle und die Jungs ‚followten‘ und mich in ein paar Tweets markiert hatte, hatte ich schon über 2000 Follower. Nett.

Eleanor, Danielle und ich waren shoppen gewesen und mein Kleiderschrank war jetzt fast überfüllt.

Mit Liam war ich Möbelkaufen gewesen, die dann Ende nächsten Monates direkt in meine neue Wohnung geliefert werden würden.

Und Niall und ich… waren hauptsächlich am Essen. Wir kreierten eine Menge neue Sandwichs, zum Beispiel mit Pommes und Käse, und er zeigte mir wo man in London so richtig gut essen konnte.

Also Nandos. Und vielleicht ein paar andere Läden. Aber hauptsächlich Nandos.

In den neuesten Klatschmagazinen weltweit munkelte man schon, wir wären das neue Traumpaar, aber das war Quatsch.

Niall war mehr wie ein Bruder oder ein bester Freund und ich verstand mich einfach gut mit ihm.

Ich hätte nie zu träumen gewagt in London so schnell so gute Freunde zu finden und normalerweise war ich auch nicht der Typ, der nach zwei Tagen sagte „Okay, du, ich, wir Freunde“, aber es war einfach so gekommen.

Ich konnte es mir nicht erklären. Vielleicht Zufall, Schicksal oder göttlich Fügung? Keine Ahnung.

Das einzige Problem war, dass die Jungs berühmt waren. Und wenn man sich als 18-jähriges Mädchen mit ein paar sehr begehrten Boybandmitgliedern auf der Straße sehen lässt, wurde man halt ab und an mal fotografiert. 

So hatte jetzt auch mein Vater mitbekommen, dass ich in London war. 

Den hatte ich bis jetzt immer ganz gut verdrängt, so wie alles andere auch, weil ich von meinen Freunden ziemlich gut abgelenkt wurde, aber gestern hatte Ria mich angerufen und mir erzählt, dass mein Vater sofort seine Koffer hatte packen und hierher fliegen wollen, wovon sie ihn aber abgehalten hätte. 

Ich wusste, dass ich irgendwann mit ihm darüber reden musste, immerhin war er mein Vater, aber im Moment war ich einfach zu wütend, zu enttäuscht von ihm.

Heute war der Tag an dem Harry wieder kommen würde. Ich war, zugegeben, etwas nervös, ob er noch irgendwas sagen würde, aber Eleanor versprach mir, dass sie immer in der Nähe sein würde und ihm zur Not eine reinhauen würde.

Dieser Gedanke amüsierte mich etwas, denn Eleanor war zwar nur ungefähr fünf Zentimeter kleiner als Harry, aber auch wesentlich schmaler und einfach so ein Mensch, der nie einer Fliege etwas zu leide tuen würde.

Sie hatte mir aber erklärt, dass Harry noch nerviger sein konnte als alle Fliegen dieser Welt zusammen und man ihn deswegen auch ruhig mal schlagen durfte.

So standen Niall und ich also in der Küche und arbeiteten an einem Brokkoli-Salami-Sandwich, während die anderen im Wohnzimmer irgendein Autorennspiel an ihrer Playstation spielten.

Eleanor lackierte sich neben uns die Fingernägel in einem sehr gewagten Kanariengelb. Sie hatte gemeint, Autos wären zwar schön und gut um damit von A nach B zu kommen, aber auf der Playstation bräuchte sie dieses Verkehrschaos nicht auch noch.

Niall biss gerade in unsere erste Brokkoli-Salami-Kreation und ich machte ein Foto für Twitter von ihm, damit er es später hochladen konnte, als wir hörten wie die Haustür aufging.

„Wer hat mich vermisst? Louis?“, brüllte eine laute Stimme aus dem Flur.

„Harry!“, hörten wir Louis aus dem Wohnzimmer kreischen.

Eleanor pustete auf ihre Fingernägel und ging dann auch in den Flur. Ich folgte ihr vorsichtig und versteckte mich hinter Niall. Kein Bock, wieder angemotzt zu werden. 

Harry und Louis lagen sich lachend und hüpfend in den Armen, als wäre Harry zwei Jahre und nicht zwei Wochen weggewesen.

Danach umarmte Harry noch alle anderen, nur Eleanor nicht, weil diese furchtbare Angst um ihre frischlackierten Nägel hatte. Das Problem einer jeden Frau. Mit feuchtem Nagellack sind wir wehrlos.

Als Harry Niall umarmte und ihm gerade auf die Schulter klopfte, entdeckte er mich.

Er wurde knallrot und wandte den Blick ab. Was war das denn jetzt?

„Hi“, murmelte er.

„Hi“, antwortete ich.

Und damit war unser Gespräch dann auch schon wieder vorbei. Ich verzog mich wieder in die Küche und Harry verschwand mit den Jungs im Wohnzimmer.

Eleanor folgte mir grinsend.

„Ihm ist das so peinlich!“, sagte sie und lachte.

„ Wem was?“, fragte ich.

„Na ja, Harry war irgendwie neulich, als ihr den Kuchen gebacken habt, so 'ne Mischung aus sehr erschrocken und immer noch wütend, weil du ihm ja auf den Arm geschrieben hast und ihn damit in seiner Ehre gekränkt hast und so. Und dann, also Louis hat mir das nur erzählt, kann sein, dass er ein bisschen übertrieben hat, du kennst ihn ja, also,… wo war ich? Ach ja, Harry ist dann ja nach Hause zu seiner Familie gefahren und wollte sich wohl ein bisschen bei seiner Mummy ausheulen und hat ihr das alles erzählt. Und seine Mutter“, sie lachte „seine Mutter hat ihn total zur Sau gemacht, wie er so ein eingebildeter Arsch sein kann und hat ihm so richtig die Leviten gelesen. Diese Frau ist so genial! Auf jeden Fall hat Louis gesagt, Harry wäre wieder normaler jetzt und nicht mehr so abgehoben.“

„Normaler? War der nicht schon immer so?“, fragte ich überrascht. Ich hatte ein bisschen das Gefühl gehabt, dass Harry von Natur aus so war. Also so doof und eingebildet.

„Nein, er ist eigentlich voll okay.“ Eleanor schüttelte vehement den Kopf. „Aber wenn die als Junge Unmengen von Mädchen hinterherlaufen und dir sagen wie toll du bist, nimmt das Ego schon mal so'n bisschen zu. Das ist zumindest was die meisten sagen, warum er jetzt so ist. Ich glaube eigentlich… Er hat 'ne Zeit lang ziemliche… Probleme gehabt, weißt du? Nachrichten von Hatern, das hat ihn alles ziemlich mitgenommen. Ich glaube, er versucht das jetzt so zu verstecken und deswegen ist er so, verstehst du?“

Ich nickte. Das hatte ich nicht gewusst. Natürlich nicht, woher auch?

Kunstvoll drapierte ich das letzte Brokkoli-Salami-Sandwich auf einer Platte mit monstermäßigem Umfang und ging dann hinter Eleanor her ins Wohnzimmer. 

Die Jungs waren immer noch voll beschäftigt mit ihrem Autospiel. Niedlich, wie im Kindergarten.

Ich stellte mich mit der großen Platte in der Hand vor den Fernseher und rief „Essen!“.

Niall sprang begeistert auf und nahm mir die Platte ab, um sie auf den Tisch zu stellen.

Netter, lieber Niall.

„Boah, Sophia, geh vor’m Fernseher weg, ich gewinne!“, brüllte Zayn mich an.

Ich grinste und blieb stehen. Das komplette Gegenteil von Niall.

„So habe ich dich nicht erzogen, Zaynie!“, flötete ich charmant. Ich konnte so nett sein, wenn ich wollte. Oh ja.

Die anderen lachten und sogar Harry grinste amüsiert, aber als er sah, dass ich ihn ansah, verschwand das Grinsen genau so schnell wieder, wie es gekommen war und er guckte höchst konzentriert auf den Boden.

„Mann Sophia!“, maulte Zayn beleidigt und schaltete das Spiel an mir vorbei aus. „1,50 m und so verdammt nervig. Unglaublich.“

„Hallo?! Ich bin 1, 51 m groß, ja? 1, 50 m wäre ja voll klein.“, schimpfte ich und quetschte mich zwischen Niall und Liam auf das Sofa.

„Also ich will jetzt ja nicht unhöflich sein oder so, aber was ist da drauf?“, fragte Louis und hielt ein Sandwich in die Luft.

Niall und ich sahen uns an und lachten los.

„Wie kommt das denn da drauf?“, fragte ich ihn, aber er zuckte nur die Schultern.

„Uns war langweilig, also haben wir ein Sandwich gemacht auf dem alles drauf ist, was so da war“, erklärte ich.

„Und was ist das alles?“ Louis musterte das Sandwich als wäre es etwas in das er rein getreten war.

„Käse, Salami, Ketchup, Mayonnaise, Remoulade, Schokolade, ein paar von Nialls Chips, ähm… was noch?“

„Apfelscheiben, Gurkenscheiben, Tomatenscheiben und Gurkenscheiben“, vollendete Niall meinen Satz.

„Und natürlich die Erdbeermarmelade und Nutella!“, rief ich noch schnell, weil das meine Idee gewesen war.

Louis begann zu grinsen.

„Also Harry, wenn ich du wäre, würde ich das jetzt essen.“

Ach ja, hab ich das schon mal erwähnt? ‚Wenn ich du wäre‘ ist Louis Lieblingsspiel. Der Sinn des Spieles ist… es hat eigentlich keinen Sinn. Einer stellt dem anderen einfach eine Aufgabe („Wenn ich du wäre, würde ich jetzt … machen.“) und wenn der andere diese Aufgabe erfüllt hat, darf er die nächste Aufgaben an den, der die Aufgabe gestellt hat, stellen. Schwer zu erklären, ist aber lustig.

„Okay“, sagte Harry und nahm Louis das Sandwich aus der Hand.

Er biss herzhaft ein großes Stück ab. Alle warteten gespannt auf seine Reaktion. 

Und warteten.

Und warteten.

„Bah!“, schrie Harry laut, sprang auf und rannte in die Küche, um sich den Mund auszuspülen.

Wir lachten.

„Harry hat verloren, Harry hat verloren! Super-Louis hat zugeschlagen! Wuuuuhu!“, kreischte Louis und hüpfte auf dem Sofa herum.

Dann kam Harry wieder aus der Küche, rannte mit einem Kampfschrei auf Louis zu und schmiss sich auf ihn.

Wir beobachteten, wie die beiden sich auf dem Sofa kabbelten und langsam verstand ich, warum alle sagten, dass die beiden wirklich die allerbesten Freunde waren.

„Manchmal komm' ich mir vor, als hätte ich keinen Freund, sondern zwei Kinder“, meinte Eleanor trocken.

Harry und Louis hatten sich wieder eingekriegt und Louis guckte Eleanor mit seinem Hundeblick an.

Sie grinste nur und warf ihm eine Kusshand zu.

„Morgen früh musst du wieder so was machen, Phichen!“, erklärte Louis „Damit ich wieder gewinne.“

„Wieso, übernachtet sie hier?“, fragte Harry.

Uh, er wusste es nicht.

„Sie wohnt hier“, erklärte Niall und legte einen Arm um mich „im Gästezimmer. Weil ihre Wohnung erst übernächsten Monat frei wird.“

„Was?“, fragte Harry scharf.

Tit for Tat | h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt