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…„Ist eigentlich noch was zu essen da oder ist das jetzt alles auf Nialls Sandwich?“

Glücklicherweise war nicht alles Essbare auf Nialls Sandwich gelandet und so gingen Harry und ich beladen mit allen möglichen Lebensmitteln wieder hoch in Nialls Zimmer. Der bedankte sich kurz und verschlang dann sein Sandwich, als hätte er seit drei Tagen nichts mehr gegessen. Wir anderen aßen auch, nur irgendwie… gesitteter.

„Können wir jetzt eigentlich wieder rausgehen?“, fragte Niall in die Runde, während er versuchte Zayn sein Erdnussbuttersandwich zu klauen. Verfressen!

„Keine Ahnung, aber wenn du nicht gleich deine fettigen Finger von meinem Essen nimmst, wirst du rausgehen und zwar fliegend durch dein Zimmerfenster!“, knurrte Zayn und drehte sich von Niall weg.

„Also, der Garten ist so weit wir gesehen haben wieder leer“, erklärte Harry kauend.

„Man spricht nicht mit vollem Mund!“, krähte Louis auch prompt. Ich grinste und Harry streckte ihm die Zunge raus. 

„Ich rufe mal Paul an“, meinte Louis, der schon aufgegessen hatte, und stand mit seinem Handy in der Hand auf.

„Mach mal Fernseher an, voll langweilig hier“, murrte Zayn.

„Junge, du sitzt auf der Fernbedienung“, sagte Harry augenverdrehend.

Kurz darauf flimmerte eine stark geschminkte Frau auf dem Bildschirm. „Und jetzt hören wir One Direction mit ihrem Nummer-1-Hit ‚What makes you beautiful‘! Und ganz ehrlich, welches Mädchen wünscht sich nicht einer der Jungs würde es nur für sie singen?“ Sie kicherte albern und grinste mit einem künstlichen Zahnpastalächeln in die Kamera.

„Yeah, das sind wir!“, rief Louis. Nein, ehrlich?

Die ersten Töne erklangen und ich stöhnte innerlich genervt auf. Das war wieder der alberne Text! Auf dem Bildschirm hüpften die Jungs lachend am Strand rum, vor dem Bildschirm hüpften sie wild auf dem Sofa rum und sangen laut mit. Oh Mann.

Niall stellte sich vors Sofa und sang hüftschwingend und mit einer Gabel als Mikrofon laut den Refrain mit. Das Lied war jetzt vielleicht nicht so mein Lieblingslied, aber wenn ich jetzt immer dieses Bild vor Augen hatte, wenn ich es hörte, war ich eventuell gewillt dies öfter zu tun. Ich fiel vor Lachen fast vom Sofa.

Schließlich kam Harrys Solo. Er lehnte sich im Fernseher dicht an ein… zugegeben relativ hübsches Mädchen und sang ihr direkt ins Gesicht. Merkwürdigerweise störte mich das gerade sehr. 

Also nicht das Harry gerade diesem Mädel gerade eine Liebeserklärung machte! Tse, warum sollte mich sowas stören? Blödsinn.

„Keine Angst, ist alles nur geschauspielert“, meinte Niall und legte mir tröstend einen Arm um die Schulter. 

„Was?“, quietschte ich zwei Oktaven zu hoch. Verdammt. Ich räusperte mich. „Was meinst du?“

Er lachte. „Phi. Mach mir nichts vor.“

Harry, Zayn und Louis unterbrachen ihre Spontanchoreographie und sahen zu uns rüber.

„Ich weiß nicht was du meinst“, erklärte ich Niall und sah wieder zum Fernseher, auf dem jetzt wieder die Zahnpastatussi eingeblendet wurde.

Die anderen setzten sich wieder aufs Sofa und sahen und immer noch interessiert an.

„Wir reden da später nochmal drüber“, flüsterte er mir zu, bevor er sich wieder zurücklehnte und mich wissend ansah.

Der Junge hatte doch Wahnvorstellungen. Als ob mich auch nur im Geringsten interessieren würde, was Harry Styles in irgendwelchen Videos schauspielerte oder was echt war. 

Liam rettete mich vor den neugierigen Blicken, indem er zur Tür reinkam. Der Junge hatte ein unglaublich gutes Timing.

„Wir können wieder raus, die Polizei hat das ganze aufgelöst“, erklärte er.

„Und was hat so verbrannt gerochen?“, fragte Niall jetzt.

„Ich sag doch, das war ich, ich habe das Sofa berührt und weil ich so heiß bin-“, fing Harry an, wurde aber von Liam unterbrochen: „Die Nachbarn haben irgendwas Stinkendes in ihre Kamin getan.“

So eine einfache Erklärung. Und ich hatte erst gedacht, das Haus würde abfackeln.

„Wie langweilig“, unterstützte Zayn meinen Gedankengang.

Aus Mittag wurde Nachmittag, aus Nachmittag wurde Abend, aus Abend wurde später Abend und wir saßen die ganze Zeit nur essend und fernsehend auf dem Sofa. Boybandmitglied müsste man sein.

Niall hatte Eis geholt und jetzt herrschte wieder gefräßige Stille, bis ich aufstand und verkündete mal ‚für kleine Mädchen‘ zu müssen. Zayn erwiderte, dass ich die erste wäre, bei der Spruch und Körpergröße zusammen passten und unter dem allgemeinen Gelächter verließ ich das Zimmer. Was für Kindsköpfe.

Ich hatte es mir gerade auf der Klobrille gemütlich gemacht, als plötzlich das Licht ausging. Na toll, welcher Dussel hatte jetzt schon wieder von draußen das Licht ausgemacht?

„Sehr lustig! Licht an, aber pronto!“, brüllte ich vom Klo aus. 

Nichts. Nada. Niente.

Na klasse, sehr lustig, wirklich überaus komisch.

Leise vor mich hin fluchend suchte ich mir im dunklen Badezimmer den Weg zum Waschbecken, um mir die Hände zu waschen.

Nachdem ich danach zweimal gegen die Wand gelaufen war, fand ich auch die Tür. Komisch, hier draußen war es auch dunkel. Überhaupt, es war alles dunkel.

„Jungs?“, brüllte ich.

„Phia?“, rief Niall. „Wo bist du?“

„Flur“, antwortete ich und bewegte mich langsam Richtung seiner Stimme. „Warum ist hier alles dunkel?“

„Scheint ’nen Stromausfall zu geben“, hörte ich ihn, gar nicht mehr so weit weg, sagen. 

Ich tastete mich mit ausgestreckten Händen in seine Richtung. Irgendwann stieß ich auf etwas Weiches, Warmes. Niall!

Schnell nahm ich seine Hand.

„Phi, bist du das?“, hörte ich Niall sagen.

„Nein, Alter!“, rief Zayn. „Und wenn ich Sophia wäre, hättest du ihr gerade voll an die Titten gefasst!“

Moment! Wenn das nicht Niall war, wessen Hand hielt ich da gerade fest?!

„Alles okay bei dir?“, fragte Harry neben mir leise. Shit! Schnell ließ ich seine Hand los.

„Jap, alles supi“, antwortete ich.

„Oh mein Gott!“, rief Niall plötzlich völlig entsetzt.

„Was ist passiert?“, fragte ich panisch.

„Wenn der Strom ausgefallen ist, dann heißt das, dass der Kühlschrank auch nicht geht. Das wiederum bedeutet, das ganze Essen wird warm werden und dann vergammeln! Wir werden verhungern! Verhungern!“

„Mann, Niall!“, schnauzte Zayn ihn an. „Es sind ungefähr minus zweitausend Grad draußen, wir werden eher erfrieren als verhungern!“

„Ich bin dafür, wir warten einfach ganz in Ruhe, bis das Licht wieder an ist“, meinte Harry und als ob er nur auf ihn gewartet hätte, sprang der Strom wieder an.

Das war mal ein kurzer Stromausfall gewesen.

„Das war mal ein kurzer Stromausfall“, wiederholte Niall meine Gedanken. Wow, telepathische Verbindung!

„Phi?“, fragte er jetzt „Kommst du mit in die Küche?“ Er klang wie ein Mädchen, das ihre Freundinnen fragte, ob sie mit aufs Klo kommen. Rudelpinkeln und so. Ich musste grinsen.

„Ja, warum nicht?“, sagte ich also. Ein bisschen Schokolade oder so konnte jetzt nicht schaden. Oder ein Eis! Eis geht immer.

In der Küche angekommen stellte Niall sich mit verschränkten Armen vor mich. Oh nein, er wollte ja noch mit mir reden! Das hatte ich ja ganz vergessen,

Aber was sollte schon groß passieren? Ich wollte ja schließlich nichts von Harry. Nur ein Tipp, warum seine Haare immer so gut lagen, dass konnte nicht schaden. Locken waren schließlich Locken, egal ob kurz oder lang.

„Also?“ Niall sah mich auffordernd an. „Was willst du von Harry?“

„Willst du nicht erstmal was essen?“, fragte ich in der Hoffnung, dass er das Thema fallen ließ.

„Phia, ich bin dein bester Freund, dein Bruder im Geiste! Erzähl mir das jetzt!“ Okay, keine Hoffnung auf Flucht.

„Da ist überhaupt nichts! Gar nichts!“ Ich fuchtelte wild mit den Händen in der Luft rum.

„Erzähl mir doch nichts! Du hättest deinen Blick sehen müssen, als Harry im Video das Mädchen angesungen hat! Du wolltest ihn doch da am liebsten aus dem Fernseher ziehen! Oder heute am Fenster, als das Mädel ihn heiraten wollte, du warst so eifersüchtig! Außerdem hab ich euer Gespräch am Fenster gehört. Phia, du stehst auf ihn!“

Stand ich auf Harry? Auf den blöden eingebildeten Harry Styles? Das konnte nicht sein. Klar, er war nett und sah auch ganz gut aus, aber da war kein Herzrasen, keine Schmetterlinge, nichts!

„Nein“, erwiderte ich also.

„Doch! Und er auf dich. Er ist immer schlecht drauf, wenn du zur Arbeit gehst, weil da diese Hollistermodeltypen rumlaufen. Und seine Blicke, Gott, du solltest seine Blicke sehen!“ Er schmiss dramatisch die Hände in die Luft.

„Das ist… nein! Niall, ich… Klar, er sieht gut aus und so, aber da ist kein Herzrasen, keine Schmetterlinge-“ Weiter kam ich nicht.

„Ihr kennt euch ja auch kaum! Geht doch mal aus oder so“, unterbrach Niall mich.

Ja sicher, ich würde dann eben mal kurz zu Harry gehen und ihn nach einem Date fragen. Damit ich der Lacher der Woche bin, oder was?

„Lass mal gut sein“, winkte ich ab.

„Phia“ Niall sah mich böse an. „Gesteh es dir ein. Und zwar schnell, sonst sehe ich mich gezwungen Louis und Ele davon zu erzählen. Die würden Harry nämlich zu gern unter der Haube sehen.“

„Das würdest du nicht tun!“, rief ich. Ele versuchte schon immer mich an Patrick (Mitarbeiter) zu verkuppeln, wenn sie auch nur die geringste Chance wittern würde, dass Harry und ich… nein.

„Oh doch“, drohte Niall. „Und jetzt lass uns essen.“

„Ich habe keinen Hunger mehr“, maulte ich und verschränkte bockig die Arme.

„Phi, du weißt genau wie ich das meine“, meinte Niall und öffnete den Kühlschrank.

„Jaja“, spielte ich noch ein bisschen die beleidigte Leberwurst. „Ich geh jetzt schlafen.“

Als ich die Küche verließ, stieß ich fast mit Harry zusammen. Nialls Worte schossen mir durch den Kopf und ich wurde rot. 

„Nacht“, murmelte ich mit gesenktem Kopf und eilte schnell an ihm vorbei.

Oben kam mir Zayn entgegen. „Morgen wird gefeiert!“, schrie er und rannte die Treppe runter. Äh ja.

„Wuhu!“, kreischte Louis und hüpfte Zayn hinterher. 

„Wir wurden zu ’ner Cluberöffnung eingeladen“, erklärte Liam mir. Ein normaler Mensch, danke Gott!

„Viel Spaß“, lächelte ich also. 

„Du kommst natürlich mit“, erklärte er empört. „Dani und Ele bringen mich um, wenn ich dich zuhause lasse!“

Ich grinste. Feiern mit den Jungs, Danielle und Eleanor. Das würde lustig werden.

Vorausgesetzt Niall hielt die Klappe.

Tit for Tat | h.s.Where stories live. Discover now