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Ich war glücklich.

Glücklich wie schon lange nicht mehr, denn erstens erinnerte Holmes Chapel ein bisschen an meine Heimat, zweitens hatte Harry mir seine Liebe gestanden, also so richtig, da durfte man sich dann ja auch mal freuen, und drittens war er ein ganz wunderbarer Küsser.

Wieder bei Harry angekommen fanden wir im Wohnzimmer seine Mutter und seinen Stiefvater, die hektisch den Weihnachtsbaum schmückten.

„Was ist denn hier los?", fragte Harry überrascht und hob eine heruntergefallene Weihnachtsbaumkugel auf, die ihm vor die Füße gerollt war. „Harry, Sophia, gut dass ihr da seid. Harry, deine Grandma kommt heute und wir müssen alles vorbereiten, du kennst sie ja."

Harry sah sie entsetzt an. „Grandma Cox?", fragte er und sah aus, als wolle er die Antwort eigentlich gar nicht wissen.

Anne nickte, dann verschwanden sie und Robin in der Küche, nachdem sie uns gebeten hatten, den Baum fertig zu machen.

„Was ist an deiner Grandma so schlimm?", fragte ich Harry und hängte eine der Kugeln auf. „Grandma Cox ist 'ne typische Britin. Sie betet die Queen an, trinkt gerne Tee und wir müssen immer was mit Pfefferminzsoße essen, wenn sie da ist. Und natürlich ist um 17 Uhr Teatime. Und ja... Sie mag keine Ausländer, auch keine Deutschen, also..." Er sah mich entschuldigend an. „Oh klasse", erwiderte ich sarkastisch. Eine ausländerfeindliche Oma, genau das hatte mir noch gefehlt.

„Das kriegst du hin", munterte Harry mich auf und gab mir einen Kuss auf die Nasenspitze. Ich grinste. Was sollte ich mit Harry bitte nicht hinkriegen?

Nachdem wir den Baum fertig geschmückt hatten gingen wir in der Anne und Robin immer noch fleißig am Werkeln waren. Anne sah kurz von der Arbeitsfläche auf und warf einen Blick auf die Uhr. „Gut, dann... Carol kommt gegen halb fünf, könntet ihr schon mal den Tisch decken? Das gute Geschirr, ja? Und Harry?"

Harry drehte sich noch mal um. „Ja?", fragte er.

„Ordentlich!"

„Als ob ich nicht ordentlich den blöden Tisch decken könnte", maulte Harry und rückte den letzten Teller zurecht. „Sieht doch gut aus, oder?"

Ich guckte auf den Tisch und musste grinsen. „Ich will dich echt nicht kritisieren oder so, aber meinst du nicht auch, deine Grandma möchte ihren Tee lieber aus einer Tasse als aus einem Glas trinken?" In diesem Moment kam Anne ins Zimmer gestürmt, sie seufzte und schüttelte den Kopf als sie den Tisch sah. „Harry, Gläser, ernsthaft? Wie siehst du überhaupt aus? Deine Hose ist ja ganz schmutzig! Los, ihr beiden, geht euch umziehen, irgendwas Ordentliches und Festliches, ja? Sophia, ich hoffe, du hast was mit?" Sie sah mich an und meinte auf mein Kopfschütteln: „Dann guck mal bei Gemma, die ist zwar größer als du, aber vielleicht findest du ja was, wenn nicht... nimm einfach nichts ernst was meine Mutter sieht. Sie ist sehr..." Ich nickte und wurde dann von Harry nach oben gezogen.

„Ich wollte mir schon immer mal Gemmas Kleiderschrank von innen angucken", freute er sich und riss eben dessen Türen auf.

„Meinst du nicht, dass wir sie erstmal fragen sollten?", fragte ich vorsichtig und lugte an ihm vorbei. „Bloß weil du jeden killen würdest, der deinen Kleiderschrank berührt, heißt das nicht, dass meine Schwester das auch tut", erwiderte er.

„HAROLD EDWARD STYLES!" Erschrocken ließ Harry ein hellblaues Jeanskleid fallen.

„WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN, EINFACH SO IN MEINEM KLEIDERSCHRANK RUMZUWÜHLEN?!" Wütend kam Gemma ins Zimmer gestürmt. Oh-oh.

„Ich habe doch gesagt, wir hätten sie fragen sollen", meinte ich triumphierend und setzte mich mit verschränkten Armen auf Gemmas Schreibtischstuhl.

Tit for Tat | h.s.Where stories live. Discover now