2. Kapitel ~ Louis

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Oben seht ihr ein Bild von Louis als Wolf. 

Louis Pov

Noch vor einem Jahr hätte ich mich als glücklich bezeichnet. Gemeinsam mit meinen Eltern und meinen Geschwistern war ich Teil eines Rudels gewesen, welches keinen Wert auf Rangkämpfe legte. Natürlich hatte unser Ruder einen Alpha gehabt, doch hatte sich dieser niemals als Chef dargestellt, sondern wollte seine Entscheidungen gemeinsam mit dem Rudel treffen. Unser Revier war klein gewesen, die Vorräte stets knapp und doch waren alleglücklich. Obwohl wir nicht alle miteinander verwandt gewesen waren, hatte es sich immer angefühlt als wären wir eine Familie. Wäre es nach mir gegangen, hätte es noch Jahre so weiter gehen können.

Doch leider war das Leben kein Wunschkonzert und es gab mächtige Wölfe, die nie genug bekommen konnten. Die Gier nach Macht ließ sie ihre Menschlichkeit vergessen. Sie wurden blutrünstig und töteten aus Vergnügen.

Das Rudel, dessen Revier an unserem grenzte, hatte uns stets in Frieden gelassen, da sie uns nicht als Bedrohung wahrgenommen hatten. Außer das gelegentlich die Kinder aus unserem Rudel beim Spielen die Grenze überschritten hatten, war nie etwas passiert. Wir wollten keine Macht, keinen Reichtum und auch kein größeres Revier, sondern einfach nur ein friedliches Leben. Mit dieser Einstellung gaben wir dem anderen Rudel keinen Grund uns anzugreifen. Unser Revier war zudem so klein, dass es sich für sie scheinbar nicht lohnte einen Kampf dafür anzufangen. Doch leider war nicht jedes Rudel so einsichtig.

Ein neues Rudel betrat unseren Wald,den sie ihr Eigen nennen wollten. Das erste Rudel, welches in diesem Wald lebte, wurde mitten in der Nacht überrascht. Ein Mitglied nach dem Anderen wurde brutal zerfleischt. Ihr Heulen hallte im kompletten Wald wieder. Uns allen wurde bewusst, dass sich eine Gefahr näherte.

Das benachbarte Rudel folgte den Geräuschen, um zu Erfahren, ob sie sich auf einen Kampf vorbereiten müssten. Als sie jedoch das reinste Blutbad vorfanden, entschlossenen sie sich, ihr Revier zumindest vorerst zu verlassen. Das ausgelöschte Rudel war um einiges stärker gewesen als ihr eigenes und wenn diese gegen den unbekannten Feind machtlos gewesen waren, wollten sie es nicht riskieren ihre geliebten Personen in Gefahr zu bringen.

Das komplette Rudel brach auf. Da wir Jahrelang friedlich nebeneinander gelebt hatten, sendeten sie uns zwei Wölfe als Boten. Die beiden Männer berichteten uns, was im Wald vorgefallen war und das sie ihn verlassen würden. Uns empfahlen sie, ebenfalls zu gehen.

Vermutlich hätten wir auch genau das getan, wäre es nicht schon zu spät dafür gewesen.

Das neue Rudel überfiel uns noch während die beiden Boten vor Ort waren. Sie hörten unserem Alpha nicht einmal zu, als dieser ihnen erklären wollte, dass es keine Tote geben müsste, da wir kampflos gehen würden. Die Meisten von uns lagen bereits tot am Boden, bevor sie es überhaupt geschafft hatten, sich in ihre Wolfsgestalt zu verwandeln. Die beiden Boten ergriffen die Flucht, da dies nicht ihr Kampf war. Ihrem eigenen Rudel war vermutlich die Flucht gelungen.

Obwohl mir klar war, dass ich keine Chance gegen dieses starke Rudel hatte, stürzte ich mich auf einen von ihnen. Ich konnte nicht einfach tatenlos dabei zu sehen, wie sie meine kleinen Geschwister töteten. Doch genau das geschah.

Sie töteten meine Eltern, meine Schwestern, meinen Bruder, meine Großeltern und auch alle anderen Mitglieder des Rudels.

Ich war der letzte Überlebende, während das andere Rudel noch vollzählig war. Vielleicht hätte ich weiterkämpfen können und ein oder zwei von ihnen zumindest leicht verletzten, doch schlussendlich wäre ich derjenige, der sterben würde. Niemand aus meinem Rudel hätte etwas davon, wenn ich mich durch meine Wut leiten ließe und dadurch meinen Tod verursachen würde. Stattdessen tat ich, was meine Mum vermutlich von mir verlangt hätte, und entschied mich für die Flucht.

Es wurde eine Hetzjagd mit drei Wölfen aus dem feindlichen Rudel quer durch den Wald, wobei ich die Tatsache, dass ich kleiner als sie war, ausnutzte und möglichst zugewachsene Wege wählte. Als ich langsam an die Grenze meine Kräfte ankam, verloren meine Verfolger scheinbar endlich das Interesse an mir oder ihr Alpha rief sie zurück, jedenfalls brachen sie die Jagt ab und kehrten zu ihrem Rudel zurück. Ich verlangsamte mein Tempo, traute mich jedoch noch nicht komplett stehen zu bleiben, weswegen ich noch etwas weiterlief. Mit jedem Schritt schien das Adrenalin etwas aus meinen Adern zu verschwinden, wodurch mir meine Verletzungen bewusster wurden. Ich wollte gar nicht wissen, wie miserable ich in diesem Moment aussehen musste und eigentlich war es mir auchvollkommen egal.

Ich hatte meine ganze Familie innerhalb weniger Minuten verloren. Man hatte mir jeden einzelnen Menschen genommen, der mir am Herzen lag. Ich war allein, schwer verletzte und eindeutig im Revier eines fremden Rudels. Doch wo sollte ich sonst hin? Mein Zuhause hatte man mir genommen.

Erschöpft brach ich zusammen und blieb einfach am Waldboden liegen.

Mir fehlte die Krampft, um mich wieder aufzurichten. Um ehrlich zu sein, fiel mir nicht einmal ein Grund ein, warum ich überhaupt jemals wieder aufstehen sollte.

Auch als eine gefühlte Ewigkeit später ein fremder Wolf in meiner Nähe auftauchte, tat ich nichts anderes als ihn ängstlich anzustarren. Sollte er mich doch töten.  


Sweet Creature [Larry]Where stories live. Discover now