Kapitel 2

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Mehrere Male blinzle ich, bevor ich es schaffe, meine Augen komplett zu öffnen. Anfangs sehe ich alles nur leicht verschwommen, reiße meine Augen jedoch schließlich mit einem Mal auf, da ich bemerke, dass ich mich nicht bewegen kann. Ich bin an einen Stuhl gefesselt. Verzweifelt versuche ich mich zu befreien, gebe jedoch schnell auf, da ich mich sehr geschwächt fühle. Dann schaue ich genauer um mich. Ich befinde mich in einem finsteren, kalten Raum, der einer Gefängniszelle ähnelt, jedoch keine Gitterstäbe besitzt. Außerdem hat dieser Raum ein nicht so großes Fenster, aus dem man aber rausschauen kann. Doch leider ist nichts außer Landschaft zu erkennen. Wo befinde ich mich hier? Ich habe diesen Ort noch nie zuvor gesehen. Ein Geräusch lässt mich sofort aufmerksam werden. Es sind Schritte, die sich diesem Raum nähern. Wie ein eingesperrtes Tier bleibe ich genau wachsam und warte darauf, bis die Tür geöffnet wird. Mit einem schließlich lauten Knarren öffnet sich die Tür nach nur wenigen Sekunden, die mir wie Minuten vorgekommen sind. Eine große, dunkle Gestalt öffnet die Tür hinter sich und kommt auf mich zu. Es ist eine Person, die ich durch meine müden Augen sowie der Dunkelheit nicht genau erkennen kann. Eine Frau? Oder ein Mann? Was will diese Person von mir? Ich spüre, wie ich immer angespannter werde und mein Herz viel schneller schlägt, als die Person schließlich vor mir steht. Ihre großen, kalten Finger streichen über mein Gesicht und ich bekomme immer mehr Angst.

,,Endlich'' , spricht die Person leise. Sofort erkenne ich an der Stimme, dass es sich um einen Mann handeln muss. Seine Stimme ist sehr tief, aber gleichzeitig ungewohnt sanft. Jedoch kommt sie mir überhaupt nicht bekannt vor. Wer ist er? Ich höre weiterhin seine Schritte und blinzele dann mehrfach, als er das Licht einschaltet. Dann sehe ich ihn vor mir und mein Herz scheint für diesen kurzen Moment auszusetzen. Er ist ein Traum. Haselnussbraune große Augen, braune volle Locken, breite Schultern, ein markantes Gesicht, weiche Lippen und das schönste Lächeln, das ich jemals auf diesem Planeten gesehen habe. Er ist sehr groß, trägt eine schwarze Jeans sowie ein schwarzes Oberteil, die ihm wirklich trotz der Einfachheit sehr gut stehen. Wow. Noch nie habe ich solch einen attraktiven Mann vor mir gesehen. Ich muss wohl träumen. Ich mustere ihn von unten nach oben und sehe keinen einzigen Fehler. Er ist perfekt. Ist er ein Model? Oder vielleicht ein Schauspieler? Er kniet sich vor mich hin. Nun erkenne ich seine Grübchen, die sich wegen seines schönen Lächelns gebildet haben. Wie kann eine Person so atemberaubend sein? Er streicht mir leicht über meine Wange. Seine Berührung löst etwas Unbekanntes in mir aus. Sie lässt mich mich merkwürdigerweise wohl fühlen.

,,Hallo, Ava'' , begrüßt er mich in einem sanfteren Ton und schaut mir dabei tief in die Augen. Er spricht meinen Namen so schön aus. Nervös beiße ich mir auf die Unterlippe, blicke ihn dabei fragend an.
,,W-Wer bist du?'' , frage ich ihn vollkommen verwirrt, woraufhin sein Lächeln breiter wird und seine strahlend weißen Zähne zum Vorschein kommen. Wow.
,,Versprichst du mir, dass wenn ich dich losbinde, du nicht versuchen wirst, zu flüchten?'' , fragt er mich nun ernst. Flüchten? Also hat er mich doch entführt. Aber wieso? Ich nicke nur stumm, woraufhin er mir die Fesseln entfernt. Nachdem ich aufgestanden bin, schaue ich zu ihm auf und merke erst jetzt, wie klein ich eigentlich im Gegensatz zu ihm bin. Er mustert mich intensiv, als könnte er nicht genug von meinem Anblick bekommen. Sachte streicht er mir eine Strähne hinter mein Ohr und streichelt dann wieder meine Wange. Warum lasse ich das zu? Ich kenne ihn doch überhaupt nicht.
,,Wer bist du? Was willst du von mir?'' , frage ich ihn erneut, aber dieses Mal fordernder. Er lächelt wieder, entfernt dabei seine Hand.
,,Das wirst du noch erfahren, meine Liebe'' , antwortet er nur. Er ist so geheimnisvoll. Als er sich umdreht und gehen will, folge ich ihm ohne zu zögern, da er mich sehr neugierig macht. Ich folge ihm eine Treppe raus und schaue die ganze, während ich ihm folge, seinen breiten Rücken an. Wer ist dieser Mann? Was will er von mir? Während ich ihm stumm folge, gehen mir weiterhin allerlei Fragen durch den Kopf. Woher kennt er mich? Warum hat er mich entführt? Lebt er hier alleine? Will er mir etwas Böses? Kennt er mich vielleicht? Anscheinend befinden wir uns in einem Haus. Womöglich seinem Haus. Denn nun befinden wir uns in einer großen Küche. Er öffnet die Schränke und holt Teller sowie Besteck hervor.

,,Du lebst ein trostloses Leben. Nicht wahr, Ava?'' , sagt er, doch ich erkenne sofort, dass dies keine Frage sondern ein Fakt gewesen ist. Während er die Teller, mit wahrscheinlich Nudeln, befüllt, spricht er weiter.
,,So jung, jedoch so einsam zugleich. Seit dem Tod deiner Eltern hast du niemanden mehr, dem du vertrauen kannst. Du bist eine Einzelgängerin, die ihr Leben sowie sich selbst verabscheut und die ihre Zeit nur trostlos in ihrem Kinderzimmer verbringt'' erklärt er mir und mich schockt das alles sehr. Woher weiß er das alles über mich? Nachdem er die Teller befüllt hat, setzt er sie ab und schaut mich wieder an.
,,Du siehst dich nur als ein Wesen, das existiert, jedoch keine Bedeutung auf dieser Welt hat'', sagt er und kommt auf mich zu, woraufhin ich mich ein paar Schritte entferne.
,,Was weißt du schon? Wer bist du überhaupt, dass du mir das alles erzählst?'' , frage ich ihn auffordernd und gehe immer weiter nach hinten, bis ich die Wand an meinem Rücken spüre. Er stützt seine Hand neben mir ab, kommt mir daraufhin mit seinem Gesicht näher. Er riecht so verdammt gut. Er ist so wunderschön. Ich blicke in seine wunderschönen braunen Augen und Scheine mich in ihnen zu verlieren. Er zieht mich in einen Bann.
,,Ich bin eine Person, die dich vergöttert'', sagt er leise und schaut mir dabei tief in die Augen. Sie funkeln wie Sterne.
Wow. Also die Frauen liegen ihm bestimmt zu Füßen, so charmant und unwiderstehlich wie er ist.
,,Ich sehe dein Verlangen, deinen Hunger. Du willst so viel mehr, als nur zu existieren. Das wirst du noch bekommen. Ich werde es dir geben'' , sagt er und streicht mit seinem Daumen über meine Unterlippe. Ich spüre, wie mich eine Hitze übermannt und ich tatsächlich etwas in mir spüre. Das habe ich noch nie gespürt. Was stellt er nur mit mir an? Er lächelt, entfernt sich wieder einen Schritt.

,,Komm, du hast bestimmt Hunger. Lass uns etwas essen'', sagt er wieder in einem ganz normalen Ton und setzt sich an den Tisch als wäre gerade nichts passiert. Perplex bleibe ich stehen.
,,Komm'', sagt er wieder in einem freundlichen Ton. Ich setze mich ihm verwirrt gegenüber, schaue auf den gefüllten Teller, der vor mir liegt.
,,Ich habe keinen Hunger'', sage ich monoton, woraufhin sein Lächeln verschwindet.
,,Du hast aber seit Wochen nichts gegessen'' , erwidert er. Was? Woher weiß er das? Ich lege meine Hände auf den Tisch. Er schaut besorgt auf meine Arme. Dann seufzt er.
,,Du kannst wirklich nicht auf dich achten. Zum Glück habe ich rechtzeitig gehandelt'', murmelt er, was ich jedoch höre. Ich reiße meine Augen auf. Das ist unmöglich.
,,Warte mal, was sagst du da? Warst du es etwa, der den Rettungsdienst gerufen hat?!'', frage ich ihn laut.
,,Natürlich. Ich konnte doch nicht einfach stumm dabei zusehen, wie du dir das Leben nimmst'' , antwortet er und das hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Ich bin wütend. Sehr wütend. Ich stehe auf und balle meine Hände zu Fäusten. Er schaut daraufhin verwundert zu mir auf.

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