𝟏𝟕. 𝐈'𝐯𝐞 𝐬𝐞𝐞𝐧 𝐭𝐡𝐢𝐬 𝐡𝐚𝐩𝐩𝐞𝐧 𝐢𝐧 𝐨𝐭𝐡𝐞𝐫 𝐩𝐞𝐨𝐩𝐥𝐞'𝐬 𝐥𝐢𝐯𝐞𝐬, 𝐧𝐨𝐰 𝐢𝐭'𝐬 𝐡𝐚𝐩𝐩𝐞𝐧𝐢𝐧𝐠 𝐢𝐧 𝐦𝐢𝐧𝐞

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Kapitel Siebzehn
(Trigger Warning am Ende des Kapitels)

Inzwischen haben wir die dritte Seite auch fertig und ich bin soweit sehr zufrieden, nur langsam aber sicher überfällt mich die Müdigkeit. Ich gähne laut und lehne mich in meinem Stuhl zurück. Dabei beobachte ich Fin, wie er aufmerksam und konzentriert weiterarbeitet und all sein Herzblut in dieses kleine Werk steckt.

Plötzlich klopft es an der Tür und mein müder Blick fällt zu Fins Mutter, die die Tür öffnet und im Türrahmen stehen bleibt.

"Na, bei euch alles gut soweit?",fragt sie und tritt schließlich doch in den Raum ein. Sie stellt sich hinter Fin und legt ihre Hände auf der Lehne seines Stuhles ab.

"Ja, alles gut soweit",antwortet Fin und arbeitet weiter, hat plötzlich einen ganz merkwürdigen Blick auf seinem Gesicht und ich werde daraus nicht schlau.

Seine Mutter schaut ihm dabei über die Schulter und beobachtet ihn tatkräftig. Sie sieht so sanft aus, so schön. Sie strahlt Wärme und Zuneigung aus, als würde sie Fin mehr als alles andere lieben.
Ich wünschte, meine Familie wäre so perfekt und rein wie seine. Aber das wird sie nie wieder.

Die Wärme, die seine Mum ausstrahlt, erkenne ich nicht wieder. Meine Mutter konnte niemanden lieben. Nicht sich selbst.

Und erst recht nicht mich.

Doch ich bin mir sicher, dass mein Vater immer versuchte, ihr zu zeigen, wie liebenswert sie ist. Auch wenn die beiden nicht die perfekten Eltern waren.

Ich habe sie abends öfter diskutieren gehört. Sie stritten sich manchmal und schrieen sich auch mal gegenseitig an, aber hauptsächlich diskutierten sie viel.

Mein Vater hat immer wieder in Frage gestellt, ob sie wirklich bereit ist, eine Mutter zu sein. Ihr ging es nicht gut, sie war oft krank. Ob physisch oder psychisch weiß ich nur leider nicht, weil ich mit meinem Vater nie darüber rede. Ich habe abends immer heimlich mitgehört, während meine Eltern ständig versucht haben, den Druck aus solchen Situationen zu nehmen und wie ein perfektes Ehepaar zu wirken.

Immer wenn ich da war, schrieen sie nicht, stritten nicht, diskutierten nicht. Da versuchten sie einen guten Einfluss auf mich zu haben. Ich war ja noch ein Kind und sie wollten nicht, dass ich von ihren Diskussionen belastet werde. Aber war ich nicht da, wenn sie dachten, dass ich schlief und nicht hinhörte, dann stritten sie.

Es ist aber nie eskaliert, glaube ich. Ich weiß es aber auch nicht. Vielleicht hatten sie auch eine ungute Ehe und ich hab's nur nie mitbekommen. Keine Ahnung.

"Alex, willst du vielleicht noch mit uns zu Abend essen?",fragt mich Fins Mutter plötzlich und reißt mich aus meinen Gedanken.

Ich sehe zu Fin, der die Augen weit aufgerissen hat und um die Nase ganz bleich ist. Er sieht mich an, als würde er hoffen, dass ich nein sage.

"Ich würde gerne, ja. Aber ich glaube, mein Vater erwartet mich und ich müsste mal so langsam gehen. Aber vielen Dank, vielleicht ja nächstes Mal",sage ich und versuche so höflich wie möglich zu sein. Ich würde gern noch etwas bleiben, aber ich möchte auch nach Hause.

"Gut, dann hab noch einen schönen Abend und komm' gut nach Hause",sagt sie, ich erwidere es und sie geht schließlich aus dem Zimmer.

𝐈𝐌𝐌𝐔𝐍𝐈𝐓𝐘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt