𝟏𝟖. 𝐓𝐡𝐞𝐬𝐞 𝐌𝐨𝐦𝐞𝐧𝐭𝐞 𝐨𝐟 𝐨𝐛𝐥𝐢𝐯𝐢𝐨𝐧 𝐚𝐫𝐞 𝐚𝐥𝐥 𝐈 𝐧𝐞𝐞𝐝

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Kapitel Achtzehn
(Trigger Warning am Ende des Kapitels)

Als ich zu Hause ankomme, durchgeschwitzt und außer Atem, verliere ich meine restliche Kontrolle, lasse mich in meinem Zimmer auf den Boden fallen und weine jämmerlich. Ich kann die Tränen gar nicht stoppen und ich hasse es. Ich hasse es, meine Emotionen auszulassen, schon immer.

Als ich damals an Drogen gekommen bin, war das eine große Erleichterung, ich konnte diese ganzen Gefühle durch das Einnehmen dieser Substanzen vergessen und in den Hintergrund schieben.

Doch jetzt ist mir einfach nur schlecht. Ich rolle verzweifelt auf dem Boden hin und her, halte mir den schmerzenden Kopf und weine. Ich kann nicht mehr richtig denken, nicht mehr normal funktionieren. Ich möchte alles rückgängig machen, ich möchte alles ändern- ich. Ich möchte sterben.

Doch ich bin zu feige, viel zu feige, mir das Leben zu nehmen und doch zu frustriert, um hier bleiben zu wollen. Ich habe das Bedürfnis, mein Handy zu nehmen und Luis anzurufen, mich von ihm in den Arm nehmen zu lassen und ich möchte mich einfach nur verdammt nochmal sicher fühlen.

Aber das kann ich jetzt nicht mehr.

Ich habe wieder alles zerstört, bleibe schon wieder allein zurück. Ja, ich hab's wieder mal geschafft. Alles macht scheinbar auch gar keinen Sinn. Ich bin so auch nicht weiter als vor einem Jahr. Es sind doch immer noch die gleichen Probleme, die mir den Schlaf rauben und mich zerstören und es ändert sich einfach nichts!

Ich bin schon wieder so kurz davor, alles wegzuschmeißen und diesen ganzen Schmerz zu beenden. Ich will hier einfach nur raus. Fuck! Ich wische mir über die Augen, will die Tränen gar nicht spüren.

Ich versuche doch ständig aus dieser ganzen Scheiße herauszukommen und doch laufe ich wieder und wieder und wieder nur im Kreis- ich stolpere immer wieder am Rande der Panik.

Ich kann nicht richtig atmen, nicht sehen, nichts spüren, nichts fühlen. Es fühlt sich nur noch so an, als ob alles auf's Neue wieder und wieder zerbricht. Alles.
Und ich kann nichts dagegen tun. Also, was bleibt mir schon übrig?

Meine Unterlippe zittert, die Angst pocht mir in den Ohren, lauter, immer lauter, bis nur das Pochen real zu sein scheint. Ich schlucke und halte mir die Ohren zu, sehe hin und her und beiße mir so fest auf die Unterlippe, dass ich schließlich Blut schmecke.

Kraftlos richte ich mich auf, halte mich mit zitternden Händen an meinem Schreibtischstuhl fest, stehe auf und lasse mich dann auf den Stuhl fallen.

Vollkommen abwesend, mit der benebeltsten Sicht, nehme ich das kleine Tütchen aus meiner Jackentasche heraus und verteile das Speed auf meinem Tisch. Gleichgültig. Unbekümmert. Verzweifelt.

Ich nehme mir mein Lineal, rücke das weiße Puder zu einer Line und suche nach einem Geldschein. Ich rolle ihn zusammen, halte ihn an mein rechtes Nasenloch, denke nochmal ganz genau über meine dumme Entscheidung nach und sniefe das Zeug schließlich. Ich schüttele mich und lehne mich in meinem Stuhl zurück. Das wird eine lange Nacht.

Eine Stunde nach der Einnahme fühle ich mich viel entspannter, glücklicher, vielleicht sogar ein bisschen euphorischer, sehe Visionen und glückliche Bilder, doch selbst auf Droge bleiben mir diese negativen Gedanken nicht gestohlen. Ich denke unentwegt an Luis, bin sauer auf ihn, aber noch wütender auf mich und wünschte mir, dass alles in Ordnung wäre.

Ich denke an meinen Vater, der gerade in seinem Hotelzimmer schläft und nichts von meiner misslichen Lage, noch von meinen ganzen Problemen mitbekommt. So wie immer. So wie eigentlich immer.

Ich sitze auf meinem Fensterbrett und lehne meinen Kopf an den Fensterrahmen an. Das Fenster ist geöffnet und ich sehe nach draußen in die kühle und dunkle Nacht, sehe den Mond scheinen und Menschen durch Gassen laufen.

𝐈𝐌𝐌𝐔𝐍𝐈𝐓𝐘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt