𝟐𝟏. 𝐉𝐮𝐬𝐭 𝐰𝐚𝐧𝐭 𝐭𝐨 𝐛𝐞 𝐧𝐞𝐚𝐫 𝐲𝐨𝐮

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Kapitel Einundzwanzig

"Das verstehst du also unter sinnvoll?"
Fin mustert mich mit einem schelmischen Grinsen, als er neben mir herläuft.

Wir laufen durch die alten Straßen dieser Kleinstadt und ich hänge immer noch in meinen Gedanken, weiß noch immer nicht, wo wir hingehen könnten. Der Boden unter meinen Füßen ist feucht und das einzige Geräusch neben meinem regelmäßigen Atmen, kommt von unseren stampfenden Füßen.

"Geb's zu, dir ist nur nichts Besseres eingefallen."

Ich verziehe mein Gesicht und fühle mich ertappt.
"Ja, ach, ich hab keine Ahnung, wo wir hingehen könnten. Ich hasse diese Stadt."

Mein Blick hebt sich vom Boden zu ihm und ich mustere ihn, wie süß er in seiner Winterjacke aussieht.

Es ist grau um uns herum, der Winter spielt sein Spiel und es wird schon langsam dunkler. Unser Atem hinterlässt ein Hauchen in der Luft und es ist eisig kalt. So kalt, dass meine Knöchel rot anlaufen und frieren.

"Wir könnten zu mir gehen",schlägt Fin vor, "von hier aus wohne ich ja nicht so weit und wir könnten vielleicht bei mir etwas machen, also wenn du willst."

Ich möchte gerade zustimmen, als mir eine andere Idee in den Sinn kommt.
"Oder",sage ich, "ich könnte dich auch mal mit zu mir nehmen. Dann kannst du auch mal sehen, wie ich wohne."

Er sieht mich an, ich sehe ihn an und ich sehe es in seinem Blick.
"Okay, das hört sich auch gut an."

Ich nicke ihm zu und ziehe dann wie aus einem routinierten Reflex eine Zigarette aus meiner Jackentasche und stecke diese zwischen meine Lippen. Fin sieht mir dabei mit einem entsetzten Gesichtsausdruck zu und ich spüre seinen durchbohrenden Blick viel mehr, als die eigentlich positive Wirkung, die mir die Kippen versprechen.

"Du rauchst?",fragt er und flüstert schon beinahe.

"Tut mir leid, ich will's eigentlich nicht machen, wenn du da bist, aber ich kann gerade nicht anders."

Ich nehme einen Zug und puste den Rauch nach rechts, damit Fin den Scheiß nicht noch mehr einatmen muss.

"Wie lange rauchst du schon?",fragt Fin plötzlich und spielt mit seinen Fingern, nervös, als wäre er nicht sicher, ob er diese Frage stellen dürfte.

Ich ziehe erneut an der Zigarette, inhaliere den Geschmack und wiederhole dabei seine Frage in meinem Kopf, bekomme Flashbacks.

"Eineinhalb Jahre, denke ich",antworte ich möglichst gleichgültig, will mir mein schlechtes Gewissen gar nicht eingestehen und anmerken lassen. Und wieder wiederholt sich Luis Gesagtes in meinem Kopf und ich nehme einen weiteren Zug, um das sofort wieder zu unterdrücken.

Es ist still als wir nebeneinander her laufen und in die Richtung meines zu Hauses steuern. Als ich fertig geraucht und die Zigarette, obwohl Fin strikt dagegen war, auf dem Boden ausgetreten habe, brechen wir das Eis Gott sei Dank wieder und reden über die willkürlichsten Dinge.

Dabei frage ich mich, ob mein Dad schon zu Hause sein und wenn ja, wie er auf den neuen Besuch reagieren wird.

"Falls mein Vater da sein wird, werde ich dich jetzt vorwarnen. Er redet sehr, sehr gern und wird dich wahrscheinlich zutexten. Außerdem hört er in jeder Situation Musik und sucht immer einen Weg, mich bloßzustellen. Also, stell' dich schon mal darauf ein."

Ich sehe Fin ehrlich an.
"Okay, aber... ich kann nicht so gut mit Fremdem sprechen. Was wenn er mich nicht mögen wird?"

"Ach Quatsch",sage ich und lächele ihn an, "mein Dad wird dich sofort in sein Herz schließen und dich lieben. Außerdem ist er vielleicht gar nicht da."

𝐈𝐌𝐌𝐔𝐍𝐈𝐓𝐘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt