𝟑𝟑. 𝐌𝐚𝐲𝐛𝐞 𝐈 𝐚𝐦 𝐣𝐮𝐬𝐭 𝐭𝐨𝐨 𝐦𝐮𝐜𝐡 𝐟𝐨𝐫 𝐲𝐨𝐮

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Kapitel Dreiunddreißig
(Trigger Warning am Ende des Kapitels)

"Wenn wir schon so ehrlich sind",fange ich an, "muss ich dir auch etwas erzählen."

Ich beuge mich vor und seufze. Ich spüre Fins starrenden Blick auf mir und in meiner Kehle setzt sich etwas fest.

Fuck.

Wie mache ich das jetzt? Ich reibe meine Hände aneinander und hoffe, dass er nicht sieht, wie schwitzig sie sind.

"Es geht mir nicht darum, jetzt meine Probleme über deine zu stellen."

"Aber ich muss es jetzt sagen, sonst bringen mich meine Schuldgefühle noch um."

Ich beuge mich weiter vor, schalte das Radio an. Es läuft Cigarettes After Sex. Erst Flash, dann John Wayne.

"Was auch immer es ist, du kannst es mir sagen",sagt Fin und sieht mich besorgt an. Der Ausdruck in seinem Gesicht bringt mich um und die miserablen Gefühle in mir wachsen. Ich kann das nicht.

"Ich kann das nicht",sage ich ohne Kontext und sehe ihn wieder an.
"Das ist okay. Lass' es einfach 'raus, wenn du soweit bist. Ich will dich nicht zu etwas zwingen."

"Fin, bitte. Dein Verständnis wird mich noch ruinieren",meine ich, schlucke und sehe in meine Hände, verspüre ein bestimmtes Bedürfnis. Spüre, wie sich meine Finger verkrampfen und die Kuppen vibrieren. Ein altbekannter Reflex von mir, wenn ich die nächste Zigarette rauchen will und ehrlich gesagt will ich das jetzt auch.

I'm a flash, the light could only get in through the cracks.

Ich versuche mich auf meine Umgebung zu konzentrieren, die Angst zu schlucken und nicht Teil von mir werden zu lassen. Ich fühle Fins Hand auf meiner Schulter. Und zucke.

"Alex",flüstert er, "schäm' dich nicht, lass' es zu."

Sein Hauchen, seine verdammten Worte senden eine Gänsehaut über meinen Körper. Ich versuche zu atmen, ersticke aber fast. Meine Kehle brennt und mein Körper steht unter Strom.

Dann befeuchten sich meine Augen und ich will den Drang zu weinen unterdrücken. So wie immer. So wie eigentlich immer. Aber ich kann es nicht. Ich kann es gottverdammt nochmal nicht.

Ich schaue aus dem Fenster. Es ist inzwischen so dunkel, dass ich nichts mehr erkennen kann. Nur die Musik, unser Atem und meine Unsicherheiten.

"Ich habe dich angelogen",sage ich gerade heraus, ohne Fin anzusehen. Ich starre aus dem Fenster, spüre den durchbohrenden Blick, der sich durch meine Wirbelsäule drückt und mich einnimmt. Fins Augen sind verblüfft, seine Haltung, wie meine, unsicher und verwirrt.

Do the right thing, do the right thing, baby.

"Du solltest deine kostbare Zeit nicht mit mir verschwenden. Ich werde dir nur das Herz brechen."

Nun sehe ich doch zu ihm. Und plötzlich ist diese Barriere wieder zwischen uns und ich allein hab sie wieder aufgebaut, will ihm keinen Blick in mich gewähren.

"Alex",sagt er und nur wie er meinen Namen sagt, lässt tausend Feuer in mir entfachen und alles verbrennen außer Liebe und Geborgenheit. Alles brennt.

"Ich schaff' es nicht nochmal."
Mein Blick verharrt. Auf seinem weichen und wunderschönen Gesicht. Ich weiß nicht, ob er schon bemerkt hat, dass mein Körper zittert und bebt, denn seine Augen fixieren meine mit einem Blick, dem ich nicht widerstehen kann.

When they crashed the helicopters in my heart, it ripped. Cut in half, you saw me lying there bleeding to death.

Tränen besteigen mich, ich spüre wie das Feuer in mir erlischt und stattdessen kochend heißes Wasser in mir aufbrodelt, das sich seinen Weg durch meinen Körper bahnt, gefolgt von schwarzen Schatten, Leid und Lügen. Und alles steigt aus meinen Augen, genau vor Fin. In seine Hände. Ich schluchze und sehe zur Seite, will mir nicht eingestehen, dass ich weine.

𝐈𝐌𝐌𝐔𝐍𝐈𝐓𝐘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt