Kapitel Sechsundzwanzig
"Du musst nichts sagen, du musst nichts tun. Du musst nur wissen, dass ich für dich hier bin",flüstere ich und halte Fin nach wie vor in meinen Armen. Ich will ihn nicht loslassen - am liebsten nie wieder.
Sein Körper an meinem, seine Atemzüge, seine Bewegungen an meinen. Ich fühle jede kleine Berührung, erhalte eine Gänsehaut und tausende Schmetterlinge, die in meinem Bauch umherschwirren und doch bin ich betrübt.
Fin weint nicht mehr, die Tränenreste kleben ihm nur noch zum Teil an seinen geröteten Augen. Er gähnt leicht.
"Dankeschön",flüstert er und küsst mich dort, wo ich seinen Kopf halte. Es hinterlässt ein Prickeln, ein Knistern, es lässt alles in mit hochgehen und entflammt ein angenehmes Gefühl.
Ich löse mich von ihm und beobachte ihn, wie er sich versucht noch näher in die Umarmung, in die Berührung zu lehnen. Er lehnt sich weiter nach vorne und weicht erst ganz langsam zurück, als er merkt, dass ich ihn nicht mehr berühren werde.
An seiner Körperhaltung sehe ich das Verlangen nach Körperkontakt, nach Zuneigung. Das Verlangen läuft ihm aus den Augen raus. Und erst da merke ich wie hungernd er eigentlich an Berührung, Liebe und Zuneigung ist.
Ich lege meine Hände also ganz vorsichtig an seine Schultern und sehe ihn in seine Augen. Inzwischen hat er keine Probleme mehr, mir dies gleich zu tun.
"Möchtest du reden? Möchtest du irgendwas loswerden, irgendwas rauslassen?",frage ich und hoffe, dass ich ihn nicht überfordere.
"Ich wollte nicht, dass du das miterleben musstest. Ich wollte dir kein falsches Bild von mir geben",sagt er leise, sanft und mit bedachten Worten. Er schämt sich.
"Ist in deiner Familie alles in Ordnung? Benimmt sich dein Vater dir gegenüber immer so?"
"Ja, aber es ist wirklich nicht schlimm. Er macht mich ja nur darauf aufmerksam, wenn ich etwas falsch mache und daraus kann ich dann lernen."Er will mich noch nicht ganz an sich ranlassen. Ich weiß es. Daher diese falschen Ausreden.
"Aber",meine ich und seufze, "die Art wie er es gesagt hat ist nicht in Ordnung, Fin. Ich weiß, ich sollte mir keine Meinung von nur einem Abend bilden, aber bist du sicher, dass du daheim in Sicherheit bist?"
Er sagt nichts, er schaut zur Seite und es ist still, stumm, ganz ruhig und stickig.
"Bitte, bitte, sei ehrlich zu mir. Wir müssen nicht darüber reden, aber ich möchte, dass du weißt, dass du mir vertrauen und mit mir über solche Sachen reden kannst. Ich verstehe dich.""In wie fern?",fragt Fin vorsichtig und sieht mich wieder an.
Ich lehne mich an meiner Wand an, schlucke schwer und betrachte meine Hände. Ich sehe wie ich unbewusst mit meinen Fingern spiele. Ich weiß wie er sich fühlt. Aber kann ich es ihm jetzt einfach sagen? Ich muss ihm zeigen, dass mir das hier alles wichtig ist.
"Ist egal, ich erzähle es dir ein andermal. Aber du musst wissen, dass ich immer hier bin, um dir zuzuhören, ja?"
Er nickt und gibt mir seine Hände und ich halte sie fest in meinen, in unseren Blicken, die Wut auf uns und unsere Mitmenschen, die durch unsere Adern fließen. Doch hinter dieser Wut befindet sich eine Trauer, ein riesiger Schmerz und ein Leid und wir sind noch nicht in der Lage dieses dem anderen zu zeigen. Wir sind zerstörte Wracks und irgendwo ein gegenseitiger Anker.
DU LIEST GERADE
𝐈𝐌𝐌𝐔𝐍𝐈𝐓𝐘
Teen Fiction❝𝑅𝑢𝑛 𝑎𝑡 𝑒𝑎𝑐𝘩 𝑜𝑡𝘩𝑒𝑟 𝑤𝑖𝑡𝘩 𝑠𝑢𝑐𝘩 𝑖𝑛𝑡𝑒𝑛𝑠𝑖𝑡𝑦, 𝑖𝑡 𝑐𝑎𝑛 𝑏𝑒 𝑑𝑒𝑠𝑡𝑟𝑢𝑐𝑡𝑖𝑣𝑒. 𝐼'𝑑 𝑙𝑖𝑘𝑒 𝑡𝑜 𝑠𝑎𝑦 𝑤𝑒 𝑎𝑟𝑒 𝘩𝑢𝑚𝑎𝑛 𝑖𝑛 𝑙𝑜𝑣𝑒. ❞ Alex will seinem Leben entfliehen, impulsive Entscheidungen treffen...