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"Ich will doch einfach nur kurz pissen", schlage ich erneut gegen unsere Badezimmertür und bin kurz davor in einen unserer Blumentöpfe zu pissen. Jimin steht nun schon seit gefühlten Stunden unter der Dusche und hört laut Musik im Bad, weswegen er mich nicht hören kann. Wir sind generell schon spät dran und ich muss mich auch noch fertig machen, was nur noch mehr an meinen Nerven zerrt.

Als nach einer halben Ewigkeit endlich die Musik ausgeht und ich höre wie Jimin das Wasser abstellt, macht sich Erleichterung in mir breit. "Mach auf!", schreie und klopfe nocheinmal gegen die Tür. Jimin hört sofort und öffnet sie langsam, doch ich sprinte nur an ihm vorbei und ignoriere ihn komplett, als ich mir hemmungslos meine Jeans, mitsamt meiner Boxershorts runterziehe und endlich pissen kann.

Große Beachtung schenkt der Blonde mir nicht und zieht sich einfach schonmal an. "Was ziehst eigentlich du zur Party an?", wendet er sich an mich, als ich meinen Gürtel schließe und mich erleichtert wieder zu ihm drehe. "Keine Ahnung, ich schaue gleich." Nickend wendet mein bester Freund sich dann ab und verschwindet auch aus dem Bad, um mich noch schnell duschen zu lassen.

Ich muss wegen ihm leider schneller machen und kann das heiße Wasser gar nicht lange genug genießen, da ich gefühlt sofort wieder raus muss, um noch alles vor der Party zu schaffen. Als ich nur im Handtuch und mit nassen Haaren aus dem Badezimmer trete, hat Jimin schon sein MakeUp fertig und föhnt in seinem Zimmer seine eigene Frisur zurecht.

Mir ist klar, dass wir beide zu spät kommen werden, aber eine große Überraschung wird es für Jackson nicht sein. Zum Glück hatte er nichts dagegen uns wieder einzuladen und das obwohl wir beim letzten Mal einfach abgehauen sind. Während ich mir meine Klamotten zurechtlege, geht mir aber auch der TikTok-Typ nicht aus dem Kopf, dem ich heute begegnen werde. Ich hoffe einfach zu sehr, dass er vielleicht doch normal ist und mir problemlos mein Handy zurückgibt.

Als ich gerade ein wenig Concealer unter meinen Augen verblende, kommt Jimin mit unserem klingenden Haustelefon in mein Zimmer gerannt und hält es mir panisch vor mein Gesicht. "Es ist meine Eomma. Kannst du abnehmen? Sie wird mich vollreden und ich werde dann nicht fertig..."

"Die Frau redet mir zu viel", lehne ich aber sofort ab und schaue ihn schmollend an. Es ist seine Mutter, also soll auch er mit ihr telefonieren.

Seufzend gibt er also nach und nimmt den Anruf doch an. "Hallo Mama", wechselt seine Stimmfarbe sofort und wird höher, beinahe kindlicher. "Ja, uns geht es gut." Mit einem schmunzelnden Augenverdrehen dreht er sich wenig später von mir weg und spaziert dann mit dem Telefon durch mein ganzes Zimmer, während er seiner Mutter die ganze Zeit antwortet.

Ich belächele die Situation nur, da ich auch immer so rumgehe, wenn meine Mutter mich anruft und nachfragt wie es uns geht und ob wir schon gegessen hätte. Ich habe Glück meinen besten Freund hier bei mir zu haben, mit dem mir immerhin ein bisschen Last von den Schultern genommen wird.

Wir beide haben es geschafft am Ende des letzten Schuljahres eine gewisse 'Schülerwohnung' zu ergattern, in der wir beide aufgrund unseres extrem langen Schulweges wohnen dürfen, bis wir die Schule beenden. Unsere Eltern sind gut befreundet und leben in einem eher abgelegenen Dorf, weiter weg von Seoul. Trotzdem rufen sie beinahe täglich bei uns an, um sich zu vergewissern, dass es ihren Babys auch gut geht.

Unsere Mütter sind genauso wie Jimin und ich beste Freunde und haben uns beide sogar zur selben Zeit bekommen. Unsere Freundschaft ist beinahe von den beiden geplant worden, aber beschweren kann ich mich darüber nicht, da Jimin mein Seelenverwandter ist.

"Ja, sag ich ihm, bye. Hab dich lieb", legt Jimin das Telefon zu mir auf meinen Schreibtisch, nachdem er das Telefonat beendet. "Ich soll dich grüßen", lacht er, während ich ein 'wow' mit meinen Lippen forme. Ist ja nicht so, als würde sie das jedes Mal sagen. "Und die kommen uns beide nächste Woche irgendwann besuchen...", fügt er hinzu und verschwindet aus meinem Zimmer. "Och man, dann muss ich wieder aufräumen", meckere ich für mich selbst und mache mich noch zu Ende fertig.

Danach gehen wir zusammen los und machen uns auf den Weg zu Jackson. Ich bereue es aber schon auf den ersten Metern keine dickere Jacke mitgenommen zu haben, da es sehr kühl ist. Gleichzeitig weigere ich mich aber meine Jeansjacke zu schließen, weil mein Outfit dann nicht mehr cool aussehen würde. Durch die Kälte und die Gänsehaut auf meinem ganzen Körper, zieht sich der Weg extrem und lässt mich breuen nicht einfach mit dem Auto gekommen zu sein, was aber dumm gewesen wäre.

Schon als wir in Jacksons Straße einbiegen spüren wir den Bass und hören vereinzelt die Musik. Die Feier diesmal ist noch größer, als die von letzter Woche. Der Typ hat eindeutig zu viele Freunde und viel zu viel Geld.

Es dauert nicht lange bis Jimin und ich uns mit Bekannten unterhalten und den ein oder anderen Shot mittrinken. Manche sind bei unserer Ankunft aber auch schon so voll, dass sie mir sagen, dass sie meine neue Haarfarbe mögen, obwohl die letzte Woche auch schon blau waren. Diesmal läuft die Feier ebenso nicht nur bei ihm Zuhause, sondern findet ebenso in seinem Garten statt.

"Tae, nimm mein Handy und klär das mit diesem Jungkook ab, ich habe nh Verabredung. Du findest mich schon, wenn was ist", werde ich nicht viel später von meinem besten Freund alleine bei zwei Typen gelassen, die ebenso auf dem TikTok drauf waren, sich aber höchstwahrscheinlich nicht einmal erinnern können, so voll wie die schon sind.

Um mich nicht mit denen abgeben zu müssen, entscheide ich mich dazu Jungkook jetzt schon anzuschreiben und zu schauen, ob wir das jetzt klären können, bevor ich später zu voll bin und es vergesse.

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Hey, bist du auf der Feier?
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Ich würde dann mein Handy jz abholen
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Bin da, komm in den Gatten
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Garten* lmao
²⁰∙¹⁴

K
²⁰∙¹⁴

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Sichtlich überrascht von seiner schnellen Antwort mache ich mich sofort auf den Weg dorthin und schaue mich nach ihm um. Im Garten sind zwar auch viele Menschen, aber es ist überschaubar und nicht so eng und stickig wie drinnen, was mir die Suche erleichtert. Ich brauche auch nicht lange um eine Person auszumachen, die aussieht wie er und nähere mich der Gruppe von fünf Leuten ein wenig awkward, bis ich auch da bin und alle Blicke, außer der von ihm auf mir liegen.

"Sorry?", tippe ich ihm auf seine Schulter und warte ab, bis er sich zu mir dreht. In dem Moment erkenne ich ihn auch von seinen Posts wieder und werde innerlich ein wenig sicherer. "Ich bin wegen meinem Handy hier." Der Typ zieht aber nur seine Augenbrauen zusammen und mustert mich einmal vom oben bis unten, bis er plötzlich die Zigarette aus seinem Mund nimmt und ignorant antwortet: "Keine Ahnung was du willst, Schlumpf."

Im ersten Moment realisiere ich die Situation gar nicht, aber als mir klar wird, was er gesagt hat, werde ich sauer. "Wie keine Ahnung? Du hast mir noch vor einer Minute geschrieben!", gifte ich ihn an und sehe die Provokation in seinen Augen aufleuchten.

"Du?", nimmt er einen erneuten Zug seiner Zigarette und holt zwei Handys aus seiner Hosentasche, wobei das eine meins und das andere wohl von ihm ist. "Ich habe gerade einem Jimin geantwortet, der sein Handy wiederhaben will, aber der sieht kein bisschen aus wie du, Schlümpchen", grinst er gelassen und sieht mir direkt in meine Augen. Ob er seine Brust extra hervorhebend anspannt, oder ob es nur ein Zufall ist, ist mir in dem Moment egal. "Ich habe von dem Handy meines besten Freundes geschrieben. Ich kann mein Handy auch hier entsperren und es dir so beweisen."

"Nope, ich kenne dich nicht und glaube dir nicht. Jimin und sonst keiner kriegt das Handy und nun verschwinde."

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[1318 words]
[10032020]

𝕋𝕚𝕜𝕋𝕠𝕜 ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWhere stories live. Discover now